Eine Überraschung für alle

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Wegen kleineren Komplikationen bei den Schwestern von Arendelle wurde Heilig Abend in diesem Jahr wieder bei uns gefeiert. Eine Ursprüngliche Abmachung war es jedes Jahr zu wechseln. Das letzte mal hatten wir uns alle bei Haudrauf und Hicks versammelt. Dieses Jahr hätten wir eigentlich alles Anna und Elsa überlassen, doch ein Spontanumbau des Wohnzimmers im unteren Geschoss hatte das verhindert. Also waren wir wieder an der Reihe. Für Jack und mich hieß das also statt dem einfachen Kauf eines Baumes und diesen zu Schmücken, noch das hochschleppen des großen Tisches, aufbauen von Deko, speziell für Jack aushelfen in der Küche. 

Ein Vorteil meiner Küchenverbannung zu Weihnachten war; ich konnte die Zeit nutzen, um bequem Geschenke einzupacken und diese schön unter dem Baum zu platzieren. Ein Nachteil; ich konnte nicht rein, um zu naschen. Das war hauptsächlich eine Qual, wenn es plötzlich begann im ganzen Haus nach frischen Keksen zu riechen. Zum Glück würden bald unsere Gäste kommen und Yvonne und Jack müssen gezwungenermaßen die Küche verlassen. 

Die beiden reizten das wirklich bis zur letzten Minute heraus. Als es klingelte waren die beiden noch verschanzt in der Küche. Ich schländerte zur Tür und hatte Hicks und seinen Vater vor mir. »Hallo ihr beide.« Plötzlich hüpfte etwas, von mir bisher noch nicht gesehenes, von Hicks' Arm und rannte ins Haus. Ich drehte mich herum und sah einen schwarzen Kater hinter dem Sofa stehen. »Ohnezahn!!« Ich ignorierte Hicks und Haudrauf sofort, um zu Ohnezahn zu rennen. Vor ihm kniete ich mich auf den Boden und hatte ihn sofort in der Mangel. »Ich hab dich so vermisst, Kleiner.« Er spielte mit meinen Fingern während ich versuchte ihn zu kraulen. Genügend Zeit dafür hatte ich jedoch nicht. Hicks hatte sich von hinten an mich herangeschlichen und um den Bauch herum vom Boden gelupft. »Hicks!! Lass mich gefälligst mit Ohnezahn spielen!« »Wie wäre es mit einer vernünftigen Begrüßung?« »Lass mich runter?« Er setzte mich ab. Ich stand auf und streckte mich für einen Kuss nach oben. Darauf flüsterte ich leise »Hallo und fröhliche Weihnachten, Süßer.« Er legte seine Arme auf meinen Rücken. Ich ließ mich wieder auf die Fußsohle sinken und sagte etwas unschmeichelhafter »Zufrieden? Kann ich jetzt weiter mit Ohnezahn spielen?« »Ja, kannst du.« Er ließ mich los und lief zum Tisch. Ich schnappte mir Ohnezahn und setzte mich mit ihm auf das Sofa. 

Kaum zwanzig Minuten später kamen auch Anna und Elsa einmarschiert. Ab da ließ ich Ohnezahn in Ruhe. Er bekam noch etwas zu essen, dass er uns auch Ruhe gab. Wir hatten uns alle an den Tisch gesetzt, welcher in letzter Minute noch von Jack mit dem Essen bestückt wurde. 

Pappsatt lehnte ich mich in den Stuhl zurück. Anna kämpfte noch mit ihrem Essen. Sie wollte nicht aufhören, weil sie es zu schade fand für das leckere Essen. Wir anderen beobachteten sie belustigt dabei, wie sie immer wieder eine volle Gabel zu ihrem Mund führte, ein Gesicht zog als hätte sie ein Stück Himmel gegessen, und dann sofort wieder aussah, als würde sie gerade um ihr Leben ringen, einfach um noch mehr in ihren Mund zu bekommen. Ich trank grinsend einen Schluck Wein, wobei ich sie nicht aus den Augen ließ. Kaum hatte ich das Glas nicht mehr in der Hand legten sich plötzlich zwei Hände in meinen Nacken. Ich zuckte auf und sah erschrocken nach hinten. Es war nur Hicks, der begann meinen Nacken zu massieren. Er lehnte sich kurz neben mein Ohr und flüsterte »Von hier kann man das Spektakel besser beobachten.« Ich schüttelte kurz den Kopf und sah dann wieder zu Anna. 

Hicks erwischte eine Stelle, bei der ich immer - wirklich immer - aufstöhnen musste, wenn er dort druck ausübte. »Ahhhah, Hicks!« Plötzlich sahen alle zu mir. Ich wurde immer kleiner auf meinem Stuhl. Musste das gerade vor dieser Personengruppe passieren? Zu meinem Erstaunen sahen alle gleich wieder auf Anna, doch diese hatte eingesehen, dass nichts mehr in sie hineinpasste. Sie stand auf und ließ sich auf das Sofa fallen. »Verdauungsschläfchen. Weckt mich wenn's Geschenke gibt.« Alle am Tisch lachten. Ich legte meine Hand auf Hicks', welche inzwischen einfach nur auf meiner Schulter ruhte, und sah lächelnd zu ihm nach oben. Wenn er nur wüsste. Mir fiel etwas ins Auge. »Leute...es schneit!« Ich sprang von meinem Stuhl auf und lief zur Verandatür, welche ich aufriss, um einen Schritt nach draußen zu gehen. Im Verhältnis zu den letzten Tagen waren die Flocken riesig. Strahlend sah ich in den Himmel. Dabei bemerkte ich garnicht wie alle vom Tisch aufgestanden und ebenfalls zur Veranda gekommen waren. Das bemerkte ich erst, als Hicks seine Arme von hinten um meinen Bauch legte. Ich lehnte meinen Kopf an seine Brust. Still sah ich einfach nur in den Himmel, dem fallenden Schnee entgegen. Ich spürte nicht einmal die Kälte. Erst als aus dem Wohnzimmer Musik ertönte wurde ich zurück in diese Welt gerufen. Hicks griff nach meiner Hand, welche ich auf seine Arme um meinen Bauch gelegt hatte, und zog daran, dass ich automatisch eine Drehung machte. Seine andere Hand fand schnell ihren Platz auf meinem Rücken. Wir tanzten für wenige Tackte auf der Stelle, bis Hicks mich wieder in eine langsame Drehung zog und dann einen Schritt ins Haus tat. Er zog mich hinter sich her durch den Raum, zum Rest auf der Wohnlandschaft. Als ich mich setzte war die Verandatür bereits geschlossen. Yvonne muss sie beim Vorbeigehen geschlossen haben. 

Da wir jetzt so gemütlich zusammen saßen, sollte ich alles was unter dem Baum lag hoch reichen, damit es verteilt werden konnte. Am Ende hatte jeder vor sich am Boden ein kleines Häufchen mit verschiedenen Geschenken. Jack war Elsa um den Hals gefallen, als er die Box mit der enthaltenen Reise ans Nordkap geöffnet hatte. Ich stand auf, um am Tisch einen Schluck Wein zu trinken. Und den Briefumschlag zu holen, den ich unter den Tisch geklemmt hatte. Ich versteckte ihn neben meiner Hüfte auf meinem Weg zurück und platzierte ihn dann im Baum. Gerade mal fünf Minuten später sagte Hicks »Oh, seht mal. Da steckt noch was im Baum.« Er sah erstaunt in die Runde. »Ja, dann hol es«, meinte Anna neugierig. Hicks stand auf und holte den Umschlag. Er sah ihn von allen Seiten an. »Der ist ja für mich...«, er setzte sich wieder neben mich. »Dann mach ihn schon auf!«, drängte nun Jack. Hicks linste kurz misstrauisch zu mir bevor er den Umschlag aufriss. Dann zog er die darin steckenden Flugtickets ein Stück heraus. Gerade so, dass man das Reiseziel sehen konnte. Er ließ sofort seine Hände auf seine Oberschenkel fallen und sah zu mir. »Nein, Astrid das hast du nicht«, er sah wieder auf die Tickets, »Das...das kann ich nicht annehmen« Mein bereits überglückliches Lächeln verschwand kurz. Ich schlug Hicks auf den Oberarm. »Oh doch das kannst du und du wirst!!« »Was ist das denn?!«, quengelte Anna. »Flugtickets nach LA«, erklärte Hicks ihr, den Blick ungläubig auf die Tickets gerichtet. »Bist du bescheuert? Du nimmst das gefälligst an!« Hicks sah wieder zu mir. Diesmal realisierte er das ganze wohl etwas besser. »Astrid...ich...das...danke. Du bist einfach die Beste.« Er lehnte sich zu mir und gab mir einen sanften, doch leidenschaftlichen Kuss. Dann sah er wieder auf die Tickets. Auf einmal kam dann die Freude darüber richtig raus. »Ich kanns garnicht glauben. LA!! Zusammen mit dir!« Er hüpfte aufgeregt auf und ab und nahm mich so stürmisch in den Arm, dass ich zur Seite kippte und auf Elsa landete. 

»Das heißt du und Hicks gehen gemeinsam in den Urlaub genauso wie Jack und Elsa? Ihr lasst mich einfach alleine?« »Wann seid ihr beide denn weg?« Jack sah auf seine Tickets. »Ende Mai.« »Du bist nicht alleine. Bis Jack aufbricht bin ich schon wieder zurück.« Hicks wand sich an Jack »Ihr geht zur Mitternachtssonne?« »Scheint so.« »Für die Polarlichter war es bereits zu knapp. Und allzu lange wollte ich auch nicht mehr warten.« »Naja, 5 Monate sind schon ne gewisse Zeit.« »Anders hätte es ein Jahr gedauert.« »Ist ja gut.« Jack gab seiner Liebsten einen Kuss auf die Wange. 

Wir saßen lange zusammen. Doch irgendwann verließen uns unsere Gäste. Bis auf Hicks. Der blieb über Nacht. Zu viert saßen wir noch mindestens eine weitere Stunde zusammen im Wohnzimmer mit Wein uns Snacks. Es war ein tolles Weihnachtsfest geworden. Als mein Glas wieder einmal leer war, wünschte ich allen eine gute Nacht und verzog mich nach oben. Dort legte ich mich in mein Bett und begann zu lesen. Hicks hatte mir unter anderem einen Roman geschenkt. Der Klappentext klang so interessant, da konnte ich nicht widerstehen schon einmal anzufangen, bis Hicks ebenfalls nach oben kommt. Er sah mich sofort in dem Buch lesen und blieb deshalb still. Zog sich nur aus und legte sich zu mir, den Kopf auf meine Schulter. Nach einigen Minuten sagte er doch etwas. Er strahlte regelrecht als er mir mit der Hand über den Bauch rieb und sagte »LA...einfach unglaublich. Zwei Wochen nur mit dir in LA.« Ich legte das Buch weg und streichelte ihm einige Haare aus dem Gesicht. »Glaub es lieber, in drei Wochen sind wir nämlich schon drüben.« 

Endlich im Glück? Where stories live. Discover now