eine kleine Notlüge muss auch mal sein

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Wir hielten das Frühstück wirklich knapp. Zumindest ich. Je länger ich herumsaß, desto mehr hatte ich selbst das Verlangen endlich den Kopf frei zu bekommen und zu duschen! »Erde an Astriid!« »Hm?« »Ich hab gesagt du sollst dich heute irgendwo hinsetzten und entspannen. Du bist total durch den Wind.« »Ich hatte auch nicht wirklich vor heute mein Zimmer zu verlassen.« Ich stützte meinen Kopf auf meinen Händen. »Dir geht es sonst aber gut?« »Ja. Es...es geht schon. Ich geh jetzt einfach auf mein Zimmer.« »Stirb bitte nicht.« Ich sah Laura mit hochgezogener Augenbraue an. »Und rede mit Hicks, wenn dich das zu sehr beschäftigt.« »Sicher.«

Auf meinem Zimmer hielt ich eine wirklich verdammt lange Dusche. Aber danach fühlte ich mich auch nicht wirklich besser. Meine Gedanken spielten völlig verrückt. Einerseits fühlte ich mich einfach schlecht wegen diesem Kuss. Obwohl ich nichts getan habe und der Kuss ja nicht einmal eine Sekunde lang war. Andererseits hätte ich einfach viel deutlicher klarstellen müssen, dass Sky keinerlei Chancen in der Richtung bei mir hat. Hab ich jetzt also den Fehler begangen oder Sky? Ändern kann ich nichts mehr daran. Ich kann nur noch darüber reden und es so aus der Welt schaffen. Wenn das doch nur so einfach wäre.

Ich entschloss mich auf den Balkon zu gehen und mich einfach in die Sonne zu legen. Für eine kurze Zeit trat sogar etwas wie Entspannung ein. Doch die hielt nicht wirklich lange. Ein Anruf von Hicks unterbrach die schöne Stille, die hier herrschte. Wollte ich jetzt wirklich mit ihm reden? Wollte ich das ganze jetzt aus der Welt schaffen oder doch lieber nichts sagen? Bei ihm war es jetzt acht Uhr abends. Da hat man noch genug Zeit für eine längere Diskussion. Vorallem Samstags. Würde das denn in einer Diskussion enden? Oder doch eher in einem Streit? Ich hoffe nicht. Ich möchte mich nicht mit Hicks streiten. Erstrecht nicht so. Über das Internet. So kann ich nicht seine Taktik klauen und einfach bei ihm auftauchen und um Vergebung bitten. Einen Anruf kann Hicks einfacher ignorieren als eine Person an der Haustür. Ich nehme den Anruf an. Es gibt nichts, wofür ich ein schlechtes Gewissen haben sollte.

Hicks begrüßte mich sofort »Schön dich zu sehen Milady« »Kann ich nur zurückgeben.« »Sag mal...was war denn gestern Abend bei dir los? Ich hatte dir noch etwas geschrieben, doch du hast überhaupt nicht geantwortet.« »Wirklich?« »Ja. Du hattest es sogar gelesen.« Jetzt muss ich auch noch darüber reden. Aber wann hab ich denn eine Nachricht von Hicks gelesen?! Als ich gewartet habe!! Oh Mann, warum hab ich nicht geantwortet? »Ich war unterwegs. Dabei hab ich unterbewusst die Nachricht geöffnet, aber nicht wirklich gelesen. Entschuldige.« »Du warst aber nicht wieder in einem Club, um K.O. Tropfen zu bekommen, oder?«, Hicks sah mich prüfend an. »Nein. Nein, natürlich nicht. Ich war essen...mit Colby. Als kleine Belohnung nach dem harten Arbeitstag. Wir hatten gestern verdammt viel aufgenommen.« »Wie weit seid ihr denn inzwischen?« Ein Lächeln kam auf mein Gesicht. Leicht singend begann ich »Fast durch mit dem ersten Seeet.« »Und so dass auch ich es versteh?« »Nicht mehr lange, dann sind wir beim zweiten großen Teil des Spiels. Von drei.« Hicks sah nicht wirklich aus als hätte er es verstanden. »Bald kannst du zum Flughafen fahren.« »Na bitte. Das ist großartig Astrid!« »Ja, finde ich auch. Wir sind schon viel zu lange getrennt.« »Da stimme ich dir 100% zu. Ich kann es jetzt schon kaum erwarten dich endlich wieder in den Armen zu halten.« »Mehr willst du also nicht machen..?«, Ich setzte ein verspieltes Lächeln auf. »Ich kann auch meine Arme um dich halten, dabei aber noch etwas mehr. Wir sind ja nicht unfähig.« »Das will ich doch stark hoffen. Du hast mir so einiges unter Beweis zu stellen, wenn ich zurück bin, Hicks.« Er zog eine Augenbraue nach oben. »Zum Beispiel?« »Zum Beispiel, dass du nicht aus der Übung gekommen bist.« »Astrid Hofferson du...« »Sag jetzt ja nichts falsches!« »Falsches? Ich würde nie etwas falsches über dich sagen. Ich wollte nur sagen, dass ich dich über alles liebe, Astrid.« »Gut gerettet.« »Wovor gerettet? Das war die pure Wahrheit.« Ich konnte nicht anders als grinsen. »Du bist zu süß, Hicks.« »Aber nur zu dir Milady.« »Ich will's doch stark hoffen.« »Das selbe hoffe ich auch bei dir.« »Was meinst du jetzt damit?« »Na ich hoffe du bist nicht zu süß zu Colby.« »Hicks, du weißt wie lächerlich das klingt? Colby hat eine Freundin und ist überhaupt nicht mein Typ. Das bist nur du. Keiner hat eine Chance gegen dich.« »Da bin ich aber beruhigt. Angeblich gibt's in LA drüben viele gutaussehende Jungs.« Man konnte in Hicks' Stimme regelrecht hören, wie er sich das Lachen verkneifen musste. »Hab noch keine gesehen.« Damit war es vorbei. Hicks brach in sein nur zu süßes Lachen aus, welches mich natürlich sofort ansteckte.

Wir chatteten noch lange. Doch mit dem Beenden des Anrufes verschwand auch das Lächeln von meinem Gesicht. Ich ließ mein Handy auf meinen Schoß fallen und vergrub mein Gesicht in den Händen. »Was hab ich nur getan...?« 

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