Muss das sein?

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Hicks' Sicht

»Ich muss dann. Es ist spät.« »Ok, träum süß.« »Werd ich.« Sie zwinkerte noch einmal bevor sie auflegte. Seufzend sah ich auf den Boden zu Ohnezahn. »Wie soll ich es denn noch länger ohne sie aushalten Kumpel?« Er sah nur verständnislos zu mir nach oben. Über das Gesicht reibend setzte ich mich auf den Boden. Was würde ich geben, um sie nur wenige Minuten hier zu haben? Oder nur eine Berührung von ihr zu spüren? Oder sie einmal berühren zu können? Oder für einen Kuss? Was würde ich nicht alles geben für einen Kuss. Verträumt sah ich nach oben zum Spiegel. Ich konnte Astrid darin sehen, wie sie vor wenigen Minuten noch auf meinem Display zu sehen war. Feuchte Haare, ihr süßes Lächeln und ihr sexy Körper in nichts weiterem als meinem Pulli. In meinen Gedanken verschwand der aber auch ziemlich schnell. Als plötzlich mein Handy klingte verwarf ich den Gedanken an meine nackte Freundin gleich wieder, dass ich auch auf den Anruf reagieren konnte.
»Hey Hicks«, kam aus dem Telefon.
»Hey Merida, was gibt's?« »Ich wollte fragen, ob du Lust hast mit mir in die Stadt zu gehen. Nur etwas herumlaufen.« »Klar, ich muss mich nur schnell fertig machen.« »In einer halben Stunde am Beginn der Fußgängerzone?« »Passt. Bis dann« Merida legte auf. Grübelnd sah ich in den Spiegel. »Ich glaub ich leg mir ein paar Shirts mit tieferem Ausschnitt zu, die Astrid sich dann schnappen kann, sollte sie wieder weg müssen«, sagte ich zu meinem Spiegelbild, welches genauso dreckig grinste, wie ich. Ich fuhr mir einmal durch die Haare. Sie waren inzwischen trocken. In meinem Zimmer kramte ich meine Sachen aus dem Schrank, um mich anzuziehen.

Bereit zum gehen stand ich an der Tür, aber Ohnezahn saß mit einem bittenden Blick vor mir. »Ich komm erst heute Abend wieder, Ohnezahn.« Der kleine war aber ein Sturkopf. Weshalb er sich, an meine Prothese gestützt, aufrichtete. »Ich kann dir die Tür zum Garten offen lassen, als kleine Entschädigung.« Wie von einer Tarantel gestochen rannte er an mir vorbei und zur Verandatür. Lachend ging ich hinterher und öffnete die Tür einen Spalt weit. Bevor Ohnezahn aber rausstürmen konnte bückte ich mich und nahm ihn auf den Arm, dass er mich ansieht. »Einbrecher immer schön beißen.« Ohnezahn griff nach meinem Daumen und kniff kurz hinein. »Au, haha, nicht mich.« Jetzt schleckte er einmal über die zuvor gebissene Stelle. Ich ließ ihn wieder auf den Boden und verließ das Haus.

In der Stadt traf ich wie vereinbart Merida. Wir liefen gleich los. Bummeln eben. Obwohl ich doch Ausschau nach Shirts mit etwas tieferem Ausschnitt hielt. Gekauft hatte ich aber nur eins. »Seit wann trägst du sowas?«, hatte Merida gefragt. »Ach, man kann es ja mal ausprobieren«, war meine Antwort darauf. Sie muss ja den wahren Grund nicht wissen. Immerhin ist sie Astrids Freundin. »Wie geht's denn Astrid? Habt ihr euch in den letzten Tagen gesprochen?« »Ja, ihr geht's spitze. Montag fangen sie mit den Aufnahmen an.« »Ist ja super. Vielleicht bekommt sie ja dann auch irgendwann Urlaub.« »Sie meinte das Wort 'Urlaub' sei noch nicht gefallen«, sagte ich etwas deprimiert. »Hey«, Merida legte einen Arm um meine Schultern. Oder versuchte es zumindest, »Ihr seht euch bestimmt schneller wieder, als ihr meint.« »Hoff ich auch.«

Eine schrille Stimme stach aus der Menge vor uns heraus: »Merida? Hey!« Wir blieben stehen. Aus der Menge drückte sich ein Mädchen in entgegengesetzter Richtung heraus. Sie war wasserstoffblond und nicht gerade die Größte. Ihre Augen hatten einen Liedstrich, welcher ziemlich künstlerisch aussah. Die Lippen waren rot gefärbt. Sie nahm Merida in den Arm. Ich blieb stehen und beobachtete Merida mit ihrem schon fast falschen Lächeln. »Sira...was machst du denn hier?« »Bin zu Besuch bei Verwandten.« »Ah ok. Und, wie findest du es hier?« »Ganz nett.« Siras Blick fiel auf mich. »Und gleich noch viel netter.« Ich sah mit zusammengezogenen Augenbrauen zurück. »Sag bloß das ist deiner«, fragte Sira. »Nein, wir sind nur befreundet. Das ist Hicks.« »Nur Freunde sagst du...« Sira stellte sich nun vor mich und begann heftig zu flirten. »Also bist du Single Hicks?« »Nein.« »Also seid ihr doch zusammen?« »Nein. Ich hab eine Freundin, aber das ist sicher nicht Merida.« »Wer denn dann?«, sie kam einen Schritt näher und fuhr mit dem Finger über meine Brust. »Kannst du das lassen?« »Warum? Würde es deiner angeblichen Freundin nicht gefallen?« »Ja, würde es ihr nicht.« Ich hob meinen rechten Arm hoch und zeigte ihr so das Armband. »Ja, schöner Schmuck«, meinte Sira desinteressiert während sie meinen Arm wieder nach unten schob. Ich hatte keinen Bock auf sowas. Daher wollte ich weiter, das war aber nicht so einfach wie gedacht. Diese Sira stand felsenfest vor mir. Sie machte keinen Anschein sich auch nur ansatzweise weg zu bewegen. Stattdessen kam sie mir viel zu nah. Als ich zurückweichen wollte nutze sie das auch noch, um mich zu befingern. Ich sah das Mädchen wütend an, ohne Wirkung. »Lässt du Hicks gefälligst in Ruhe?! Er hat eine Freundin!« »Dich?« »Nein! Astrid!« »Und wo soll die sein?« »In den USA!« »Klar doch.«
Mir wurde das zu nervig. Ich schnappte mir Meridas Handgelenk und zog sie mit. »Diese erfundene Astrid hast du doch nur, um andere abblocken zu können. Und sollte sie echt sein würde sie es doch nie merken, wenn du dich etwas vergnügst. Bis sie zurück ist bin ich weg. Du glaubst doch nicht, dass sie dir bei den ganzen Sunnyboys treu bleibt.« Das hatte sie jetzt nicht gesagt! Hatte diese...diese...hat sie gerade ernsthaft meiner Astrid unterstellt sie würde mich betrügen?!
Bevor ich handeln konnte tat es Merida. Und das nicht gerade harmlos. Sie wollte nämlich auf Sira losgehen. Ich hielt Merida zurück und zog sie durch die Menschen weit weg von dieser Sira. »Was soll das?! Sie hat deine Freundin gerade bleidigt! Und du bleibst ruhig?!« »Merida ich bin aufgebracht, hab aber keine Lust noch eine Anzeige am Hals zu haben, weil du auf sie losgehen willst.« »Ich hab nur meine Freundin verteidigt.« »Und das ist auch gut. Nur nicht unbedingt auf diesem Weg. Hör zu, wir gehen jetzt noch etwas weiter und dann zusammen zum Bus. Ich bleib bei dir, bis du da eingestiegen bist. Sonst kommst du noch auf die Idee das Mädchen zu suchen und dann zu verletzen. Und mit Anzeige am Hals darfst du bestimmt nicht zum nächsten Turnier.« »Gut!« »Na bitte.« Ich ließ Meridas Handgelenk los und wir liefen normal weiter. »Woher kennst du die eigentlich?« »Ach, auf irgendeinem Ferienlager mal kennengelernt.« »Da waren wir doch bereits befreundet.« »Das sag ich doch aber keinem dahergelaufenen Mädchen.« »In dem Fall wärs besser gewesen.« Merida begann zu kichern. »Oh ja, sie meinte doch ernsthaft wir seien zusammen!« »Ist doch lächerlich. Als ob wir je zusammen sein würden.« Meridas kichern wurde zu einem heftigen Lachen, genau wie meins.

Endlich im Glück? Where stories live. Discover now