morgendliche Überraschung

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Laura rieb sich über die verschlafenen Augen. »Hä? Was für Scheiße hast du denn gebaut?« »Riesige Scheiße. Verdammt riesige!« »Komm erst mal rein.« Sie machte den Weg frei. Ich ließ mitten in dem kleinen Gang meine Tasche auf den Boden fallen. Mich selbst warf ich auf das Sofa. »Warum hast du denn eigentlich noch deine Sachen von heute morgen an?« »Ich war seit heute morgen nicht mehr im Hotel. Nach der Arbeit hat Sky mich abgeholt.« »Warum das denn?!« »Er wollte mit mir essen gehen. Ich dachte mir nichts dabei.« »Aber er schon?« »Er hat das anscheinend als Date gehalten. Obwohl ich jeden Annäherungsversuch unterbunden habe.« »Weshalb hast du dann scheiße gebaut?« »Folgendes ist passiert: Wir waren in der Pizzaria. Dort wollte er meine Hand halten, das Essen bezahlen. Dann ist er noch zum Stand gefahren. Dort hat er mich Dinge gefragt, ob ich nicht eine Bindung zu LA aufbauen möchte. Als wolle er, dass ich sage, ich würde für ihn hier bleiben. Dann ist er auf die Idee gekommen mich zu massieren-« »Wo?« »Nacken. Dann hab ich gesagt ich möchte nach hause. Ich hab mich einfach nicht wohl gefühlt mit all dem. Obwohl ich sonst seine Anwesenheit oder einfach das Schrieben mit ihm genossen habe.« »Ja und dann?« »Er hat mir wieder auf die Hand geküsst. Dann hab ich ihm wirklich klipp und klar gesagt, dass sich das nicht richtig anfühlt. Obwohl ich das den ganzen Abend schon versucht habe.« »Und an welchem Punkt hast du jetzt Scheiße gebaut?« »Der kommt jetzt. Sky hat es verstanden, oder zumindest gesagt er hätte es verstanden, mich dann aber um einen kleinen Gefallen gebeten. Ich sollte nur die Augen schließen. Und dann...hat er mich geküsst.« »Du hast ja aber keine Scheiße gebaut. Das war er.« »NEIN! Es war ich!« »Sorry, aber das musst du mir jetzt erklären.« »Ich hab nichts gemacht! Ich hab es zugelassen!!« »Ich versteh immernoch nicht ganz...« »Mensch Laura, ich hab nicht verhindert, dass er mich massiert! Ich hab nicht verhindert, dass der mich küsst!!« »Du konntest den Kuss doch auch garnicht verhindern.« »DOCH! Ich hätte ahnen müssen, was er macht. Aber ich hab nicht nachgedacht. Ich hab gedacht er wird schon nichts machen. Und dann hat er mich geküsst....Ich Idiotin hab es einfach zugelassen...« »Wie hättest du denn ahnen sollen, dass er dich gleich küsst.« »Bei seinen zig Annäherungsversuchen hätte ich das definitiv ahnen müssen. Ich bin so eine schlechte Freundin...«, ich vergrub mein Gesicht in den Händen. Laura zog mir diese gleich wieder weg, um mich eindringlich anzusehen. »Nein bist du nicht. Du kannst ja nichts dafür. Und bevor du wieder kommst mit "Du hättest es ahnen müssen", solltest du ne Runde schlafen. Du kannst auch ruhig hier bleiben.« Ich setzte ein leichtes Lächeln auf. »Danke.«

Wir standen beide auf und ließen uns in das Bett fallen. Kaum war ich umgeben von dem weichen Kissen und Decke überrumpelte mich auch schon meine bisher unterdrückte Müdigkeit. Aber mit einem miesen Gefühl ins Bett zu gehen war keine wirklich gute Idee. Ich träumte verdammt schlecht. Von Hicks, wie er mir Anschuldigende Blicke zuwarf. Sky, der immer weiter mit mir flirtete. Meine Freundinnen, die mich negativ überrascht ansahen. Sogar der Typ von dem Stand am Santa Monica Pier sah mich enttäuscht an. Ich saß nur mit gesenktem Kopf in der Mitte und wagte es kaum meinen Blick zu heben. Eigentlich waren mir die anderen alle vollkommen egal. Nur Hicks' Blick tat so verdammt weh. Als hätte er mir mit einem Pfeil direkt ins Herz geschossen und diesen gleich wieder herausgezogen, damit die Wiederhaken an der Spitze noch mehr Schmerz verursachen. Ich kauerte mich immer weiter zusammen, um niemanden ansehen zu müssen. Um diese Blicke nicht mehr spüren zu müssen. Dann legte sich auf einmal eine Hand auf meine Schulter. Die andere suchte sich einen Weg zu meinem Kinn, um meinen Blick zu heben. Es war Hicks, aber mit einem aufmunterndem Lächeln. »Ist schon gut Milady. Du konntest nichts dafür.« Ich sagte nichts. »Komm, zeig mir dein wunderschönes Lächeln.« Allein durch diese wenigen Worte verflog Schmerz in mir, wodurch meine Mundwinkel wieder ein Stück nach oben gingen. »Genau das habe ich gemeint«, er streichelte mir mit dem Daumen vorsichtig über die Wange, als sei ich die zerbrechlichste Vase, die er je in der Hand hielt. »Ich liebe dich Astrid. Das habe ich schon immer und das werde ich auch immer. Und diese Liebe vergeht ganz sicher nicht, weil ein alberner Sunnyboy meinte dich zu küssen, was du nicht verhindern konntest. Klar werde ich eifersüchtig sein. Immerhin durfte er deine zarten Lippen spüren, wenn es auch nur von ihm gewollt wurde. Aber egal was ich je sagen werde. Ich liebe dich.« »Ich fühle mich trotzdem schuldig.« »Rede einfach mit mir. Ich verstehe das. Du musst dich vor nichts fürchten.« »Aber ich tue es.« »Wovor hast du denn Angst?« »Dass du fürchterlich enttäuscht von mir bist.« »Ach Astrid«, Hicks schob mir einige Haarsträhnen aus dem Gesicht, »Ich kann garnicht enttäuscht von dir sein.«

Das war auch das letzte woran ich mich erinnerte bevor ich aufwachte. Generell wusste ich nicht mehr wie der gestrige Abend ausging. Nach meiner Abfuhr Sky gegenüber ist im Moment eine kleine Lücke. Was war jetzt wirklich passiert und was nur ein Traum? Ich hatte nur von Hicks geträumt, oder? Wie müde muss ich gestern nur gewesen sein, um das vergessen zu haben?! Das kommt im Laufe des Tages schon wieder. Ich bleib einfach hier alleine in meinem Bett liegen.

Ich streckte mich einmal wie eine Katze. Durch meine halboffenen Augen sah ich durch das Zimmer. Am Fußende des Bettes erkannte ich, wenn auch verschwommen, wie sich ein weiteres Paar Füße unter der Decke absetzte. Ich war also nicht alleine im Bett....wer war da noch bei mir? ...bin ich gestern nicht in mein Zimmer? Ich drehte meinen Kopf, konnte aber nicht wirklich sehen wer da neben mir lag. Es waren zu viele Plüschtiere dazwischen.

Gestern war ich mit Sky weg.

Aber Colby hat mich doch nach hause gefahren.

...oder doch nicht?

Konnte ich wirklich...NEIN!

Ich riss erschrocken die Augen auf. Das konnte nicht sein! Mein Gehirn spielt mir einen Streich! Egal was gerade passierte, meine erste Reaktion war nicht gerade die beste. Ich rollte mich nämlich aus dem Bett, samt Decke. War ich gestern wirklich so müde gewesen, dass ich das Ende vom Abend vergessen hatte?! »Was machst du da?« Ich schreckte herum, als ich die Stimme hörte. »LAURA!!« »Snrt, wer denn sonst?« »K-keine Ahnung...ich bin wohl noch etwas weggetreten...«, ich kratzte mich verlegen am Hinterkopf. »Haha, nur etwas?« Laura ließ sich auf ihren Bauch fallen, sodass ihr Kopf neben meinem hing. »Ich würde vorschlagen wir frühstücken. Und dann gehst du dir einen klaren Kopf fassen.« »Glaube ich auch...« »Was hast du denn geglaubt, wer ich bin?« »Nie-Niemand.« »Mhmm. Genau. "Niemand".« »Können wir jetzt einfach gehen?« »Klar, kommt Niemand auch?« »Das ist nicht witzig!« »Eigentlich schon ein wenig.« »Lass uns jetzt einfach gehen!«

Endlich im Glück? Where stories live. Discover now