Guten Morgen Geschichte

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Ich war gerade am Aufwachen, da spürte ich auf einmal etwas an meiner Wange. Ich schreckte auf, packte das, was sich als eine Hand herausstellte, an meiner Wange und drückte diese am Handgelenk auf mein Bett, wobei ich mich herumdrehte. Wütend sah ich auf das Gesicht, welches zu dieser Hand gehörte. Mein Blick lockerte sich sofort und ich ließ Hicks' Hand los. »E-entschuldige. Ich hatte vergessen, dass du hier warst.« Hicks hielt lächelnd meine Hand fest. So eine Reaktion hatte ich jetzt weniger erwartet. Immerhin hatte ich ihm eben beinahe seine gebrochen. »Schon gut. Das kann schon passieren, wenn man gut schläft.« »Ich...hab wirklich gut geschlafen.« »Ich sagte doch die Geschichte klappt. Die Geschichte klappt immer.« »Bin ich denn schnell eingeschlafen?« »Du bist eingeschlafen, sobald es spannend wurde. So viel zu "du kannst die ganze Nacht durch erzählen." Und du sahst ziemlich entspannt aus beim Schlafen.« »Danke«, ich griff nun auch nach seiner Hand, »Das scheint wirklich geholfen zu haben.« Vorsichtig sprach Hicks ein anderes Thema an. »Da ich dir ja eine Geschichte zum Einschlafen erzählt habe...würdest du mir dann eine zum Aufwachen erzählen? Vielleicht die Erklärung der letzten beiden Wochen und dem eben?« Ich atmete einmal durch und setzte mich auf, gegen die Wand. Hicks stützte sich selbst auf seinem Unterarm ab und sah zu mir auf. Ich nahm den Rand meines Oberteils zwischen die Finger und spielte damit, während ich langsam erzählte. 

»Als ich bei dir in der Schule war, war noch alles gut. Alles war so schön. Ich bin nach hause gelaufen, da es so ein schöner Tag war. Um die Uhrzeit ist die Parkstraße doch immer so leer. Ich hab mich umgesehen und unbewusst schon darauf gehofft mit dir den Tag zu verbringen. Aber auf meinem Weg nach hause hatte mir ein Kerl von hinten ein Seil um den Hals geworfen und gezogen. Er wurde von Hannes geschickt. Ich sei laut ihm für alles verantwortlich. Jedenfalls hab ich dem Kerl zwischen die Beine getreten und er hat mich in Ruhe gelassen. Zurück blieb der Schock, den er hinterlassen hatte. Hannes durfte wieder Besuch empfangen und dann kommt gleich sowas. Ich hatte eine Heidenangst, dass auf dem restlichen Weg nach hause noch etwas passiert. Der Kerl hatte mir gesagt noch wüsste nur er von mir. Er betonte extra dieses 'noch'. Ich hatte nicht nur um mich Angst, sondern auch um Jack, Yvonne und dich. Ihr wart genauso beteiligt wie ich. Deshalb hab ich dich ignoriert. Nur um dich zu schützen. Ich hatte Angst, dass wenn ich mit dir Zeit verbringe, er dir etwas tut. Gestern, als er mich wieder angreifen wollte, da hat er auch gedroht, dass ich nirgends mehr sicher sein werde, wenn er seinen Freunden von mir erzählt. Weder ich, noch meine Familie oder mein "ach so geliebter Freund". Also hat Hannes ihm auch von dir erzählt. Deshalb war ich auch froh, dass ich nichts mit dir unternommen habe. Ich wollte dich um alles da raushalten. Ich hätte mir es nie verziehen, wenn dir wieder etwas wegen mir passiert wäre. Deshalb werde ich dem Typ auch klar machen, dass ich keinen Freund mehr hab. Wenn er wieder auf Hannes treffen sollte, wenn er im Gefängnis ist, dann teilt er ihm das hoffentlich mit. Er soll denken, dass wir nicht mehr zusammen sind. So fällst du aus seinem Blickfeld, wenn er es wieder hinbekommt jemanden auf mich zu hetzen. Es tut mir so schrecklich leid, dass ich dich einfach aus dem nichts heraus ignoriert habe.« 

»Das muss es nicht«, Hicks zog sich nach oben auf seine Knie und setzte sich über meinen Beinen vor mich, »Ist doch verständlich, warum du es gemacht hast. Eine Erklärung wäre vorher vielleicht schöner gewesen, damit ich mir nicht ununterbrochen Sorgen machen muss, aber es ist vollkommen in Ordnung.« Er legte eine Hand an mein Gesicht und gab mir einen sanften Kuss auf die Stirn, worauf er seinen Kopf an meinen legte. »Ich hätte das selbe getan, um dich zu beschützen. Vielleicht mit der Info, dass ich dich beschütze oder zumindest einer Info, aber das tut jetzt nicht zur Sache.« Hicks lehnte sich wieder zurück und sah mir in die Augen. Er streichelte mir lächelnd über die Wange. »Ich bin froh dich wieder zu haben, Milady.« Ich lächelte zurück. »Ich bin auch froh dich wieder zu haben, Mylord.« Plötzlich lehnte Hicks sich schnell nach vorne und küsste mich. Er küsste mich so sanft und doch war ich überrumpelt von dieser Plötzlichkeit des Kusses. Ich gab mich dem Kuss hin und erwiderte ihn genüsslich. Mir fiel erst jetzt auf, wie sehr ich in diesen zwei Wochen Hicks' Küsse doch vermisst habe. Ich hatte völlig vergessen wie gut er doch küssen konnte. Komisch, in vier Monaten Trennung war es mir nicht entfallen, doch in diesen zwei Wochen, in denen ich ihn total ausgrenzte und den Kopf nur dabei hatte ihn zu schützen, da hatte ich es vergessen. Ich hätte nie gedacht, dass das möglich sei. Vielleicht fiel es mir auch nur jetzt so extrem auf, da in diesem Kuss so viel Liebe, die Sehnsucht und die Sorge der letzten beiden Wochen steckte. Hicks löste den Kuss langsam. Er lächelte mich sanft an. Bis sein Blick auf das noch schwache Würgemal an meinem Hals fiel. Seine Hand rutschte nach unten, damit er mit seinem Daumen vorsichtig, kaum spürbar, über meine Haut streichen konnte. Nachdenklich zog er seine Augenbrauen zusammen. »Was hast du denn?« »Nichts. Mir fällt nur gerade auf, dass du solche Würgemale öfter trägst als einen kleinen Knutschfleck. Wie gut hat es diesmal geklappt mit dem Verstecken?« Empört stieß ich Hicks nach hinten, sodass er lachend auf seinem Rücken landete. Ich robbte zur Bettkante und stand auf. Das Lachen hinter mir verstummte, oder wurde zumindest zu einem geringen Kichern. Hicks versuchte nach meiner Hand zu greifen, erwischte sie jedoch nicht mehr. Erst als ich vor dem Spiegel stand bekam er mich. Er hatte sofort seine Arme um meine Schultern gelegt. »War doch nur ein Scherz, Astrid. Aber ich muss schon sagen, es stört mich. Du hast diese Linien schon viel zu oft auf deinem Hals tragen müssen«, seine Lippen legten sich kurz und sanft auf meine Haut, »Es ist im Prinzip nichts anderes, wie ein kleiner Fleck, gegen du dich immer erfolgreich wehrst. Doch durch den Fleck sehen andere nur, dass du einen Freund und ein reges Liebesleben hast. Durch diese Linien sehen andere, dass dir wehgetan wurde und du gerade so vor schlimmerem als nur Schmerz entkommen konntest. Den Fleck kannst du verhindern, bevor ich überhaupt ansetze. Die Linien, die kannst du erst versuchen zu verhindern, wenn dir bereits die Luft abgeschnitten wurde und du um dein Leben ringst. Egal, wie kurz zugezogen oder gedrückt wird, die Linien kommen sofort. Und ich hab es nicht gerne wenn du sie trägst. Warum wollen dir nur so viele wehtun?« Ich hörte deutlich das Bedauern in Hicks' Stimme. Es machte ihm wirklich zu schaffen, was er da erzählte. Er küsste mir noch einmal auf den Hals, wobei seine Hand unter mein Shirt fuhr und am Bauch über eine kleine Narbe streichelte. Kaum zu glauben, dass er die Position dieser Narbe blind überhaupt fand, so klein wie sie war. Nicht einmal ich habe mir das gemerkt. Hicks zog seine Hand wieder aus meinem Oberteil und legte sie stattdessen über meinen Bauch. Was auch immer ihm gerade durch den Kopf ging, er sah nicht glücklich darüber aus. Er schloss seine Augen, festigte seinen Griff und flüsterte »Es tut mir so leid.« »Was tut dir leid? Du hast damit überhaupt nichts zu tun.« »Damit nicht, aber jeder anderen schwereren Verletzung, die du bereits hattest.« Ich starrte fest in den Spiegel in meine eigenen Augen. Wie sollte ich mich da fühlen? Ich bewegte meinen linken Fuß minimal nach hinten und spürte gleich das kalte Metall von Hicks' Prothese. »Dir muss garnichts leid tun. Du hast an garnichts davon Schuld und...das liegt jetzt schon so weit zurück. Das ist alles längst vergessen«, ich gab ihm einen Kuss auf die Wange, »Ich liebe dich. Und keine Verletzung, die mir zugefügt wird, wird das ändern. Ob du nun wirklich unabsichtlich daran Schuld bist oder nicht. Also vergiss die alten Geschichten einfach und lächle. Mir ist nichts passiert, du musst dich um nichts mehr sorgen.« Hicks festigte noch einmal seinen Griff, bevor er komplett locker ließ. »Ich würde vorschlagen wir gehen nach unten. Und kommen auf andere Gedanken.« »Es wäre besser.« Ich schlängelte mich aus Hicks' Armen heraus, nahm ihn an der Hand und zog ihn nach unten in die Küche. 

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