Ein Angebot

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Am Donnerstag ging ich wieder zur Halle, um wie vermutet mein Zeug aus dem Spind zu holen. Ich achtete also nicht darauf, was oder wer in der Halle war. Ich ging an meinen Schrank und holte heraus, was ich gebrauchen könnte oder was gewaschen werden sollte. Und das war genug. Meine vorher leere Sporttasche war fast voll. Mir fiel erst beim Ausräumen auf, wie viele Pfandflaschen ich in diesem Schank gebunkert hatte. Das ergab ein viertel der Tasche. Beim Verlassen der Umkleide schloss ich meine Tasche und achtete so nicht auf den Weg. Die Tür öffnete ich mit dem Rücken. In der Halle lief ich auf einmal gegen jemanden. Ich sagte »Sorry Grobian« und wollte weiter. Doch dann fiel mir im Augenwinkel auf, dass der Mann dünner war wie Grobian und einen Anzug trug. Ich blieb stehen und sah verwundert zu ihm nach oben. Neben dem Mann stand Grobian. »Wer sind sie?«, fragte ich den Mann. »Astrid, das ist Mr. Smith. Er möcht mit dir Reden.« »Ok, was hab ich verbrochen?«, fragte ich scherzend während ich meine Tasche absetzte. »Du hast nichts verbrochen. Aber ich hätte ein Angebot für dich.« »Ein Angebot?« »Ja. Ich habe dein Fechtvideo gesehen und-« »Wie kommt er an das Fechtvideo?!«, fragte ich gleich Grobian. Und das war nicht gerade leise. »Ich hab's ihm geschickt.« »Bitte?! Was soll das?!« »Hör ihm einfach zu.« Ich wand meinen Blick wieder zu dem Anzugtypen. »Jedenfalls hab ich dein Fechtvideo gesehen und ich muss sagen dein Kampfstil gefällt mir wirklich sehr. Und auch dein Einsatz.« »Und was heißt das jetzt?« »Das heißt ich biete dir einen Job an.« »Einen Job? Aber ich bin noch garnicht fertig mit der Ausbildung.« »Das musst du auch garnicht sein. Die Kenntnisse die du brauchst hast du und die, die du noch benötigst wirst du schnell lernen.« »Und was ist das für ein Job?« »Meine Firma und ich arbeiten an einem neuen Videospiel zum siebten Teil der Star Wars Filme.« »Existiert nicht bereits ein Spiel?« »Nein. Daran arbeiten wir ja im Moment. Und uns fehlt noch eine Darstellerin für eine wichtige Rolle.« »Ich zog eine Augenbraue nach oben und wartete, dass Mr. Smith seinen Satz fortführt. »Uns fehlt noch eine Vorlage für Rey.« Mir fiel der Mund auf. Er bat mir das jetzt nicht wirklich an?! Das muss ein Scherz sein. »Bei Videospielen brauchen wir nur einen Menschen, der sich bewegt. Dieser Figur geben wir dann im Computer ein Gesicht. Du passt genau in das Profil. Du brauchst nur etwas Unterricht.« Ich konnte es immernoch nicht glauben, was er mir sagte. »Natürlich wirst du für diesen Job auch angemessen bezahlt werden. Es gibt nur einen kleinen Haken.« Jetzt wurde ich stutzig. Was würde jetzt kommen? »Der Dreh und die Produktion finden in LA statt.« Ok, das war vielleicht ein Haken. Ich bin für eine längere Zeit nicht hier, aber das wird noch akzeptabel sein. »Wir beginnen in drei Wochen. Dein Flug geht in zwei.« Ok, größerer Haken. Ich muss in zwei Wochen bereits weg?! Keine sechs Wochen mit Hicks?! Ich senkte meinen Blick etwas. Darüber muss ich jetzt erst nachdenken. Das...das ist eine so große Chance für mich und er meinte eine angemessene Bezahlung. Und ich könnte nach LA! Aber ich hab Hicks nicht bei mir. Ich hab niemanden bei mir. »Kann...kann ich denn jemanden mitnehmen?« »Dein Flugticket bezahlen wir und das Hotel auch. Und du wirst anfangs sehr viel Üben müssen. Und wie ich dich einschätze bist du sehr Ehrgeizig und wirst nicht nur in der Trainingszeit üben.« Ich nickte leicht. »Dann beim Dreh ist es nicht wirklich voraussehbar, wann wir fertig sin, wie lange wir am Tag drehen, ob du jeden Tag kommen musst und so weiter.« Das war eine schwere Entscheidung. Einerseits sehe ich Hicks dann sehr lange nicht und ob das für unsere Beziehung von Vorteil ist, ist fraglich. Ach wen verarsch ich? Es ist nicht gut für unsere Beziehung! Aber es ist auch eine so verdammt große Chance für mich. Wenn ich so einen Job hatte ist das eine riesen Chance bei weiteren Videospielen eine Rolle  zu spielen. Vielleicht auch bei den nächsten Teilen für die nächsten Filme.

Nach einer viertel Stunde nur dastehen und nachdenken über pro und contra hob ich entschlossen meinen Blick zu Mr. Smith und sagte »Ich nehme den Job an.«

Endlich im Glück? Where stories live. Discover now