erster Flug, erste Klasse

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Ich machte mich auf den Weg zum Zoll und stellte mich in die Schlange. Als ich da mal durch war ging ich kurz auf die Toilette und suchte dann mein Gate. Das war natürlich ganz hinten. An dem Gate setzte ich mich in einen der zig Stühle und beobachtete so die Menschen und Mitarbeiter. Nach einer ungefähren Stunde wurden die ersten aufgerufen in das Flugzeug zu steigen. Die erste Klasse kam als letztes. Wir liefen über einen Tunnel in das Flugzeug und zu unseren Plätzen. Jeder Sitz hatte einen eigenen Fernseher, Fenster und Freiraum. Ich glaube das wird ein toller erster Flug. Doch schon beim setzen und anschnallen kam ein sehr mulmiges Gefühl, welches sich beim anfahren des Flugzeuges noch verstärkte. Beinahe hätte ich das Sicherheitsgerede der Stewardesse nicht mitgekriegt. Während das Flugzeug abhob behielt ich meine Kette fest in der Hand und lugte nur vorsichtig nach draußen. Mir fiel auf, dass das alles garnicht so schlimm war. Warum haben so viele Angst davor? Es sieht eigentlich total schön aus, wie alles unter einem kleiner und kleiner wird. Als wir die Wolkendecke durchbrachen konnte ich nichts mehr vom Boden sehen. Dafür wunderschöne Wolkengebilde, wenn auch nur schwach.

Ein kurzes "Bing" ertönte und man durfte sich abschnallen. Ich begann etwas meinen kleinen Bereich zu inspizieren. Irgendwie muss doch dieser Sitz auch zu verstellen sein. Da ich nirgends einen Hebel oder dergleichen fand rief ich eine Stewardesse zu mir, welche mir auch half. Jetzt hatte ich den Sitz in einer Schieflage und ich konnte bequem nach draußen sehen. Mit dem Kissen unter dem Kopf war es noch bequemer. So könnte ich immer fliegen. Nach nicht so langer Zeit kam die Stewardesse wieder und bot mir etwas zu trinken an. Das wird jetzt wohl alle dreißig Minuten der Fall sein. Ich nahm das Angebot jetzt schon an, dass sie so bald nicht wieder kommt. Mit meiner Kette spielend sah auch aus dem Fenster, als plötzlich ein »Hi« vor mir ertönte. Ich schreckte auf und sah auf das südländischer aussehende Mädchen mit den braunen Lockenhaaren vor mir. »Eh, hi?« »Fliegst du zum ersten mal?«, fragte mich das Mädchen. »Ja, woher weißt du das?« »Du spielst mit deiner Kette. Viele die zum ersten mal fliegen spielen an einem kleinen Gegenstand mit großem sentimentalem Wert herum.« »Das heißt wohl du fliegst öfters. Zumindest oft genug, um so ein Verhalten zu analysieren.« »Genau. Ich reise gern. Bleibst du in LA oder steigst du dort um?« »Ich bleib dort. Und du?« »Auch. Beruflich oder Urlaub?« »Beruflich.« »Deshalb gleich erste Klasse. Ich hätts mir denken können. Ist aber auch egal. Ich bin Laura.« Lächelnd streckte mir Laura, wie mir ja jetzt bekannt ist, die Hand hin. Ich richtete mich etwas auf und schüttelte diese. »Astrid. Sag mal drehst du dich immer um und redest einfach mit anderen Fluggästen?« »Manchmal. Auf solchen Langstreckenflügen am ehesten. Da lernt man einfach andere Menschen kennen, was auch mal ne schöne Abwechslung ist. Internationale Bekanntschaften können manchmal sehr hilfreich sein.« »Haha, das glaub ich dir. Aber könntest du mich jetzt noch etwas "in Ruhe" lassen?« »Klar, ich will nicht aufdringlich sein. Noch ein Tipp; gleich wirst du den wahrscheinlich schönsten Sonnenaufgang deines Lebens sehen. Also sieh nach draußen.« Laura zwinkerte mir noch zu und setzte sich dann wieder richtig in ihren Sessel. Ich setzte mich ebenfalls wieder richtig und sah wieder nach draußen. Und Laura hatte recht. Nur ein paar Minuten später färbte der Himmel sich langsam in Orangetöne. Dann begann sich ein oranger Ball über die Wolkendecke zu schieben und alles zu erhellen. Es war wirklich wunderschön. Mit einem ganz bestimmen Jungen, den ich meinen Freund nenne, wäre das alles zwar noch schöner, aber wie heißt es so schön; man kann nicht alles haben.

Nach etwa der hälfte des Fluges liefen die Stewardessen durch die Kabine und fragten nach dem Essen. Ganz ehrlich, ich hätte nie so gutes Essen in einem Flugzeug erwartet. Aber es ist auch die erste Klasse. Als mein leerer Teller wieder geholt wurde sah ich mir noch einen Film an. Kurz vor dem Ende war ich so müde, dass ich dieses nicht mehr wirklich mitbekam. Ich schaltete den Film ab, schloss den Rollo am Fenster und versuchte zu schlafen. Bis ich komplett weggenickt war spielte ich noch etwas mit meiner Kette. Ich wachte erst kurz vor der Landung auf. Dann hieß es wieder Flughafenkontrollen, Koffer abholen, suchen wo ich hin muss.

Endlich im Glück? Where stories live. Discover now