Geschichten aus LA

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Bereits am Frühstückstisch begann ich zu erzählen. Sobald alle ihr Frühstück verputzt hatten gingen wir ins Wohnzimmer auf das Sofa. Ich hatte mich vor Hicks zwischen seine Beine gesetzt, den Kopf an seine Brust gelehnt. Yvonne saß mir direkt gegenüber. Und Jack direkt daneben auf der kleinen Verlängerung des Sofas.

»...Das Training war so eine lustige Zeit. Aber auch anstrengend. Ich hätte nie erwartet, dass es so viel erfordert, um die Jedikampfart zu beherrschen. Aber Colby war ein guter Lehrer, später auch Kampfpartner. Das hat er mir auch im Bezug auf mich gesagt, an einem der letzten Tage in LA. Ich freue mich schon auf den Januar. ...«

»... Auf halben Weg bin ich wieder zu einem Stand abgedriftet. Laura hatte sich nur genervt an einen der Pfosten für das Dach des Standes gelehnt. Auf einmal kam ein hölzernes Knacken und das komplette Dach ist eingestürzt! Haha, ich konnte mich noch davor retten erschlagen zu werden. Doch dann ertönte ein so schriller Schrei, dass man hätte meinen können, er käme von einer Frau. Dabei war das der Besitzer des Standes. Er hat uns zuerst angestänkert, doch ich hab die Situation für Laura und mich geklärt. Eigentlich hätte ich mir-...« »Hättest dir was?« »Ach, nichts.« »Na komm, sag schon.« »Eigentlich hätte ich mir schon an dem Abend denken sollen, was das für ein typ Kerl ist und mir garnicht erst seine Nummer geben lassen. Der Besitzer des Standes war nämlich Sky...«, ich senkte meinen Blick etwas. »Ach komm, Astrid. Vergiss doch einfach was mit dem Kerl war und denk an das lustige zurück; sein Stand ist in sich zusammengefallen. Hicks denkt ja auch nicht ständig an Sira, wenn er seine Shirts trägt, die er an dem Tag gekauft hatte.« »Sira?«, ich drehte mich zu Hicks herum, »Wer ist Sira?« Er sah nur mahnend an mir vorbei zu Jack. »Hicks, wovon redet er?« »Jack!« »Ich wusste doch nicht, dass du es Astrid nicht gesagt hast!« »Was nicht gesagt?!« »Nichts, rein garnichts. Oder, Jack?« Mittlerweile hatte Hicks' Stimme einen leicht bedrohlichen Unterton angenommen. Ich sah wieder zu Jack. »Ja, unwichtig. Also, was war dann Astrid?« Mein Blick fiel wieder auf Hicks und von dort zurück auf Jack. »Wisst ihr, ich hab fürs erste genug erzählt. Außerdem muss ich noch auspacken.« Beleidigt sprang ich über die Sofalehne, holte mir aus dem Bad den Wäschekorb und lief zur Treppe. Oben blieb ich noch kurz stehen, um zu hören, was im Wohnzimmer nun vor sich ging.

»Musste das jetzt sein, Jack?!« »Woher soll ich denn wissen, dass du ihr nichts davon erzählt hast?!« »Und wenn ich es hätte, musst du hier unbedingt darauf anspielen?!« »Tut mir ja leid!« »Ich geh sie beruhigen.«

Ich lief weiter in mein Zimmer. Die Tür ließ ich offen. Wütend öffnete ich den ersten Koffer und sortierte die Kleider heraus. Dafür bekam ich nicht einmal zwei Minuten zeit, da kam schon jemand an meine Tür. Es war ein leichtes zu erraten, wer das war. Ich ignorierte ihn und räumte weiter meine Sachen aus. Immer energischer warf ich die Kleidungsstücke achtlos in den Wäschekorb. Auf einmal klopfte er an den Türrahmen. »Du solltest deine Prothese mal wieder ölen. Sie quietscht lauter denn je. Man hört dich schon von viel zu weiter Entfernung. Schlecht, wenn du dich an jemanden heranschleichen willst.« »Astrid..« »Andererseits erspart es dir das anklopfen, da man ja sowieso schon weiß wer hinter einem steht.« »Astrid, was ist denn jetzt wieder?« »Ich muss auspacken.« Plötzlich kam Hicks zu mir herangetreten, hob mich einfach um die Taille an und lief zum Bett. »Lass mich runter!!«, wehrte ich mich gegen ihn. Am Bett warf Hicks mich auf dieses. Ich wollte sofort wieder aufstehen, doch Hicks stellte sich vor mich. »Was ist mit dir?!«, fragte er in abgehackten Satzteilen. »Ich frag mich nur, warum Jack etwas von einer Sira weiß und ich nicht!« »Weil dieses Mädchen so unbedeutend ist wie ein Staubkorn.« »Aber wer ist sie?!« »Irgendeine alte bekannte von Merida, die sich an mich rangemacht hat, während du weg warst. Bis zum Abend hatte ich sie schon wieder vergessen. Also warum dir von dieser 10 minütigen Begegnung erzählen?« »Um so eine Situation zu verhindern.« »Du brauchst jetzt garnicht sauer oder sonst was zu sein. Du warst anfangs auch nicht ehrlich zu mir, als es um die Geschichte mit Sky ging!!« »Aber ich habe es dir gesagt!« »Astrid, ich liebe dich! Warum regst du dich jetzt so auf?!« »Weil ich dich auch liebe!! Was würdest du denn sagen, wenn ich dir jetzt erst von Sky erzählen würde?« »Das ist doch kein Vergleich. Sky hat dich um seinen Finger gewickelt und sich einen Kuss erhascht. Sira hat versucht sich an mich ranzumachen und dabei beinahe eine von Merida abbekommen.« Schweigend sah ich zu Hicks nach oben. Er atmete einmal tief durch und schüttelte so seine entstandene Anspannung ab. Wieder locker kam er einen Schritt auf mich zu und gab mir einen Kuss auf die Stirn. »Dass die ganze Begegnung nur 10 Minuten gedauert hat, habe ich dir gesagt?« »Ja.« »Wie unbedeutend hatte ich dir gesagt ist sie?« »Wie ein Staubkorn.« »Du hast es erfasst. Hast du es auch verinnerlicht?« »Mh« »Astrid, wie oft sind wir schon von anderen angemacht worden? Sogar wenn wir zusammen unterwegs waren. Da war das auch mit einem einfachen Kopfschütteln abgetan. Warum tust du das jetzt nicht auch?« Ich schwieg. »Ich fand es einfach nicht für nötig sie zu erwähnen, da es wirklich eine Sache von 10 Minuten war.« »Warum benehme ich mich gleich wie eine eifersüchtige Idiotin?«, fragte ich mit einem Hauch von Verzweiflung in der Stimme, ohne Hoffnung auf Antwort. »Weil du eine eifersüchtige Idiotin bist.« Mein Kopf schnellte augenblicklich nach oben. »Hi-« »Meine eifersüchtige Idiotin. Nur meine.« Mit einem versteckten Lächeln stieß ich Hicks von mir weg, dass er vor den Koffern auf den Hintern fiel. »Ah, da ist ja ein Schmunzeln. Kann ich davon ausgehen, dass alles wieder gut ist?« »Ja, kannst du«, ich stieß mich kräftig vom Bett ab , »Und jetzt komm, ich hab noch so einiges zu erzählen.«

Unten schwang ich mich wieder über die Sofalehne, wodurch ich direkt im Schneidersitz landete. Sobald Hicks ebenfalls da war, lehnte ich mich wieder gegen seine Brust. »Also, Laura hatte an dem Tag fast den halben Stand leer gekauft. ...«

Stunde um Stunde verging, in der ich von LA erzählte, durch Kommentare von Jack zu einer völlig anderen Geschichte kam, oder wir uns kurz stritten. Stunde um Stunde verging, in der wir zu viert auf diesem Sofa saßen und die warme Atmosphäre genießen konnten. Stunde um Stunde verging, in der wir über Situationen lachten, welche vor einigen Wochen noch für Angst sorgten. Stunde um Stunde verging... und es wurde spät. Als es draußen bereits anfing zu dämmern, beschlossen wir für heute aufzuhören. Außerdem packte uns alle allmählich der Hunger. Yvonne verschwand in der Küche, Jack auf seinem Zimmer und Hicks steuerte die Tür an. Ich folgte ihm zu dieser. »Du gehst?« »Ich hab morgen Schule. Ich will dich doch nicht an deinem ersten wirklich freien Tag rücksichtslos wecken, weil ich zur Schule muss.« »Dämliche Schule«, nuschelte ich vor mich hin. »Ah, das hab ich gehört. Die Schule kann nichts dafür.« »Kann ich dich morgen trotzdem sehen?« »Wenn ich mittags vorbeikomme, ja.« »Kannst du denn morgen Mittag vorbeikommen?« »Direkt nach der Schule oder lässt du mir noch die Wahl meinen Schulkram nach hause zu bringen?« »Was wäre das denn für ein Zeitlicher Unterschied?« »14.30 Uhr oder 15 Uhr.« »Lass dir die Zeit, die du brauchst, Süßer.« »Wie großzügig von dir.« »Haha, ich weiß. Und jetzt geh nach hause.« »Bis morgen, Milady.« »Bis morgen.«

Endlich im Glück? Where stories live. Discover now