Letzte Tage in LA

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Im Hotel warf ich meine Tasche unachtsam in eine Ecke, zog sofort meine Schuhe aus und warf mich auf mein Bett. Ich wollte einfach nur schlafen. Doch da war noch ein Anruf, den ich erledigen sollte. Brummend zog ich also mein Handy aus der Hosentasche und versuchte Jack über Skype zu erreichen. Es dauerte zwar etwas länger, aber er nahm noch ab. »Hey Astrid. Ist bei dir nicht mitten in der Nacht?« »Ja. Drei Uhr morgens, um genau zu sein. Ich wollte auch gleich schlafen, aber ich muss dir noch was sagen.« »Was gibt's?« »Kannst du am Samstag um...«, ich stand kurz auf und sah auf das Flugticket, »So um 17 Uhr am Flughafen sein?« »Klar kann ich da- Du kommst nach hause?« »Ja. Samstag, 17 Uhr komme ich voraussichtlich an.« »Ist ja super! Soll ich das gleich Hicks weiterleiten, damit du schlafen kannst?« »Nein, das sagst du ihm bitte wirklich kurz vor knapp. Und wenn er meint er könne nicht, dann hau ihn um und steck ihn einfach ins Auto.« »Haha, du glaubst sobald er die Worte "Astrid" und "Abholen" in einem Satz hört wird er noch stillsitzen? Er vermisst dich wahnsinnig. Da wird er nicht sagen "Ne, hab keine Zeit."« »Trotzdem.« »Gut, ich sag es ihm erst Samstag morgen.« »Danke.« »Und jetzt geh schlafen. Man sieht schon, wie deine Augen zufallen.« »Haha, ja. Schönen Tag noch.« »Und du schlaf gut.«

Ich steckte mein Handy ans Stromkabel und zog mich provisorisch um, um endlich ins Bett zu können. Ich war wirklich sofort weg. Leider wurde mein Schlaf nur drei Stunden später von meinem Wecker unterbrochen. Genervt stellte ich den lästigen Alarm ab und schlief weiter. Das sogar sehr lange. Bis ich wieder aufwachte war es schon fast Mittag. Ein Frühstück konnte ich also streichen. Kaffee bekomme ich glücklicherweise immer. In meinem Pyjama lief ich zum Essensbereich, wo ich mir einen Coffee to go holte, mit dem ich wieder auf mein Zimmer ging. Während ich so den Kaffee trank zog ich mich um und kramte noch Zeug zusammen, für meine letzte Waschladung hier. Fertig umgezogen, und mit einem vollen Netz Wäsche, lief ich Musik hörend in die Keller des Hotels, um den Kram zu waschen. Unten traf ich auf Laura. »Hey, wo warst du denn heute morgen?« »Im Bett. Wir waren bis drei am Strand. Ich zumindest.« »Ihr scheint ja Spaß gehabt zu haben.«» Ja, es war wirklich verdammt spaßig. Leider vorerst mein letzter Spaß hier in LA.« »Du fliegst zurück?« »Ja, Freitag Nachts.« »Dann hast du ja nur noch zwei vernünftige Tage in LA.« »Ja, da hast du recht.« »Dann müssen wir nochmal los!« »Ich hab wirklich keine Lust zu feiern, Laura.« »Das meine ich doch garnicht. Nochmal am Pool chillen, nochmal am Strand entlang, nochmal bummeln gehen.« »Ok. Aber am Freitag will ich mein Zeug packen. Mehr nicht.« »Klar doch. Kannst du.«

Den kompletten Mittwoch verbrachten Laura und ich im Hotel. Was hieß an der Poolanlage. Ich werde den Pool vor der Haustür echt vermissen. Am Abend setzte ich mich noch etwas in meinen eigenen Whirlpool. Eine kleine Korrektur; das werde ich vermissen.

Den Donnerstag Vormittag waren wir nur am Strand. Es gab sogar noch ein kleines Volleyballspiel mit Leuten von hier, diesmal ohne Zuschauer und einem Menschen, der nur das Spiel ruiniert hatte. Gegen Mittag verzogen wir uns vom Strand und gingen noch bummeln. Abends setzte ich mich wieder in den Whirlpool. So ein Teil brauche ich wirklich zuhause. Leider bekomme ich dafür nie die Erlaubnis.

Freitag morgens kramte ich meine Koffer nach geraumer Zeit mal wieder aus dem Schrank heraus und warf sie gleich auf das Bett. Dann setzte ich meine Klamotten schön gefaltet daneben. Ich sah mir alles an und entschied, was ich heute Abend anziehen werde für den Flug und was ich alles in meinem Rucksack brauchte. Den Rest versuchte ich in die Koffer zu bekommen. Es war wohl keine allzu gute Idee gewesen den Koffer bereits für den Herflug so voll zu packen, dass ich mich draufsetzten musste und Hicks mir helfen musste. Jetzt benötigte ich nämlich erstrecht Hilfe. Ich schrieb Laura schnell eine Nachricht, da ich nicht mehr von dem Koffer runter konnte. Zum Glück kam sie gleich vorbei und half mir. Zusammen schafften wir es beide Koffer erfolgreich zu schließen. Die Sachen, die ich im Moment trug kamen einfach in meinen Rucksack. Wie viel Platz nehmen eine kurze Hose und ein Top denn schon weg?

Abends schlug ich mir noch einmal so richtig den Bauch voll, bevor ich mir am Flughafen etwas kaufen musste. Bereits um 19 Uhr hieß es für mich abfahrt. Viertel vor sieben liefen Laura und ich durch die Hoteltür mit meinen beiden Koffern und meinem Rucksack. Das Zimmer hatte ich bereits vor dem Essen abgemeldet. Jetzt mussten wir nur noch auf meinen Fahrer warten. Die ersten Minuten standen wir nur schweigend da. Keiner wusste wirklich, was zu sagen. Diese Stille wurde von Minute zu Minute unangenehmer. »Also du...gehst über die Feiertage dann auch nach hause?« »Sehr wahrscheinlich. Der kleine Disput hat sich aufgelöst, was er hoffentlich auch bleibt bis dahin.« »Ich denke schon. Feiertage bringen jede Familie zusammen.« »Ja...scheint wohl so ein unerklärlicher Zauber zu sein.« »Und, erm, sehe ich dich im Januar wieder hier in LA?« »Puh, keine Ahnung. Ich war jetzt doch sehr lange hier. Ich weiß wirklich nicht, wohin es mich danach verschlägt. Keine Sorge, du hast mich nicht das letzte Mal gesehen.« »Ich hoffe es.« »Ich reise so viel, vielleicht komme ich auch mal spontan in deine Gegend.« »Aber dann bitte so spontan, dass du mir zumindest bescheid sagst.« »Haha, natürlich. Deine Nummer hab ich ja.« »Lösch sie nicht.« »Bloß nicht. Ach und schreib, wenn du zuhause bist.« »Na klar doch.«

Ein abruptes Bremsen, gefolgt von einer bekannten Hupe unterbrach unser Gespräch. Ich sah nach unten auf die Einfahrt. »Mein Kommando.« »Ich helf dir noch beim Tragen.« »Danke.« Jede mit einem Koffer in der Hand liefen wir die Stufen zur Hotelauffahrt hinunter. Unten stand Mr. Barton aus dem Wagen aus und öffnete bereits den Kofferraum. Während er die beiden Koffer verstaute nahm ich Laura noch einmal in den Arm. »Auf Wiedersehn, Astrid.« »Wiedersehn..« Wir gingen auseinander, lächelten noch kurz und gingen schließlich unsere Wege. Laura wieder zur Treppe, ich auf die Rückbank des Wagens. Auf geht's nach hause.

Endlich im Glück? Where stories live. Discover now