sonniges LA gegen Privattraining

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Astrids Sicht

Nach dieser langen Zeit, die ich schon in LA bin, wurde es endlich mal Zeit mit meinem eigentlichen Kampfpartner zu sprechen. Auch, wenn er mir wahrscheinlich nur Vorwürfe machen wird, warum ich denn gegangen bin und wie schlecht es ihm jetzt geht.

Wie es der Zufall so wollte schrieb mir Eret am Wochenende, ob wir denn auch mal Videochatten könnten. Als Antwort auf diese Frage rief ich ihn gleich an.

»Na los, beschwer dich.«

»Beschweren? Ich? Worüber?«

»Mit wem du trainieren musst.«

»Grobian selbst. Das ist kein Spaß, Astrid.«

»Kann ich mir vorstellen. Wie geht's dir denn sonst so?«

»Bis auf unzählige blaue Flecke, eigentlich gut. Und dir? Wie ist das Leben im sonnigen LA?«

»Die Sonne sehe ich nur morgens, abends und am Wochenende. Im Studio sind so gut wie keine Fenster! Ansonsten geht's mir spitze. Die Arbeit macht riesen Spaß. Aber mir fehlen auch die Trainingsstunden bei Grobian ein wenig.«

»Wir können gerne Tauschen. Ich geh nach LA und mach deinen Job, du kommst hier her und genießt ein Privattraining.«

»Haha, vergiss es! Ich bleibe hier und mach das zu ende!«

Auf einmal rief eine weibliche, raue, mir nur zu bekannte Stimme: »Eret?! Ich bin nicht hier, um dir zuzuhören, wie du mit jemandem videochattest!!«

Als die "Unbekannte" anfing zu schreien zuckte Eret ganz schön zusammen. Scheint, als wolle er da etwas, oder besser Jemanden, vor mir verbergen. Er sah nervös über seinen PC hinweg zu dieser Person. Bei mir bildete sich nur ein breites Grinsen im Gesicht.

»War das etwa Raffnuss?!« »Raffnuss? Wer...wer soll das sein?« »Raffnuss Eugenie Torston. Eine Freundin von mir. Das war sie zu 100 Prozent! Diese Stimme erkenne ich unter tausenden. Was macht Raffnuss bei dir?!« »Ich weiß nicht wovon du sprichst. Hier...hier ist keine Raffnuss. Ich kenn ja nicht einmal jemandem mit dem Namen Raffnuss.« Eret linste wieder nervös über den PC. Ich lehnte mich mit verschränkten Armen zurück. »Das hättest du besser nicht gesagt. Sobald dieser Videochat geschlossen ist, wird nichts gutes geschehen.« »Was sollte denn geschehen? Ich bin hier vollkommen alleine. Es kann nichts passieren.« »Und wer hat dich dann eben gerufen?« »Eine Freundin von mir. Du kennst sie nicht.« »Ah...verständlich.« »Ja.« »Deshalb klingt sie auch wie meine Freundin Raffnuss?« »Viele Menschen klingen ähnlich. Ich kenne deine Freundin ja nicht. Vielleicht täuschst du dich, was ihre Stimme betrifft.« »Hahaha, du kannst mich nicht täuschen. Sieh es doch ein. Was macht sie bei dir? Nun sag schon.« »Ich hab keine Ahnung von wem du sprichst. Könnten wir jetzt vielleicht über ein anderes Thema reden?«

»Was machen Grobi und du im Moment so?« »Nahkampf. Sehr viel Nahkampf.« »Da erwartet mich aber was, wenn ich mit dem Job hier fertig bin.« »Da erwartet dich so einiges.« »Wie soll ich das denn alles aufholen?!« »Das musst du mit Grobian abklären, wenn es denn soweit ist.« »Daran hatte ich noch garnicht gedacht. Verdammt!« »Nimms nicht so übel. Du hast das schnell gelernt.« »Ich weiß, aber ich hänge trotzdem zurück.« »Dafür beherrschst du den Jedikampf und ich nicht.« »Ja...wenigstens etwas.« »War es schwer das zu lernen?« »Es hat viel Konzentration und Übung gekostet. Sagen wir es mal so.« »Ich vermute mal dagegen ist Nahkampf ein Kinderspielchen. Vorallem für dich.« »Kann sein.« »Wird es sein.« »Hör auf, Eret. Wir wollen doch nicht, dass Raffnuss im Hintergrund stinkig wird. Obwohl...das dürfte sie bereits sein.« »Ich kenne keine Raffnuss!«

»Jetzt reicht's, Eret!!« Plötzlich flog ein Kissen direkt in Erets Gesicht. »Ey! Was soll das, Ra-....Ray?!« »Ray?«, ich zog ungläubig eine Augenbraue nach oben. »Ja, Ray.«

»Was redest du da für einen Schwachsinn?! Ich heiße nicht Ray!«

Ich sah schweigend zu, wie das ganze seinen Lauf nahm.

»Pssst!«

»Wovor willst du mich denn verstecken?!«

»Vor nichts.«

»Schämst du dich etwa?«

»Nein! Niemals! Aber bitte...sei für ein paar Minuten still.«

»Wieso?!«

»Weil...weil...«

»Ich hööreee?«

Von Eret kam keine Antwort.

»Urgh! Ich geh nach hause! Taff hat bestimmt eine lustige Beschäftigung!«

Jetzt mischte ich mich wieder ein. »HA! Ich sagte doch es ist Raffnuss! Also was macht sie bei dir? Läuft da was?« Eret zuckte zusammen, als er meinen euphorischen Triumphschrei durch die Kopfhörer in die Ohren gepustet bekam. »Das geht dich rein garnichts an«, schmollte er herum. »Eret, ich werde es spätestens erfahren, wenn ich mit Raffnuss rede. Wirklich allerspätestens, wenn ich wieder zuhause bin. Also rück schon raus mit der Sprache.« »Ich kenne keine Raffnuss und bin erstrecht nicht mit einer zusammen.« »Ok, wenn du der Ansicht bist, dann...Ciao.« »Willst du jetzt deshalb auflegen?!« »Jap. Du sagst mir nicht wie Wahrheit, ich will keine unnötige Diskussion führen, wenn ich weiß, ich habe Recht. Also, Ciao.« »Manchmal bist du wirklich unglaublich, das weißt du?« »Ja, das ist mir durchaus klar.« »Wenigstens etwas. Ciao.« Mit einem sehr stinkigen Gesichtsausdruck schlug Eret auf seine Laptoptastatur, um den Chat zu schließen. Ich begann einfach nur zu kichern. Raffnuss und Eret. Das sollte noch was werden.

Endlich im Glück? Where stories live. Discover now