Nachrichten aus LA

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Hicks' Sicht

Mein Wecker versuchte zwanghaft mich aus meinem Schlaf zu reißen, doch ich spielte nicht mit. Eine Handbewegung und der nervige Ton war aus. Dafür kam jetzt das nächste Weckkomanndo vom Fußende des Betts zu meinem Gesicht getappselt. Ich versuchte mich zu schützen, aber Ohnezahn war schneller bei mir angelangt, als ich mir die Decke über den Kopf ziehen konnte. Er stellte sich direkt neben meine Wange und begann diese abzuschlecken. Ohnezahn konnte ich nicht einfach mit einer Handbewegung abstellen. Daher gab ich nach und öffnete die Augen. Ich kraulte Ohnezahn etwas an seinem Bauch. »Wollen wir nicht noch etwas im Bett liegen bleiben, Kleiner? Wir haben doch eh nichts zu tun.« Aber Ohnezahn hatte anscheinend etwas dagegen. Er ging zurück, biss leicht in meinen Finger und rannte zur Tür. Leise meckernd stand ich auf und ging mit Ohnezahn in die Küche. Er bekam zuerst eine schale Futter, bevor ich mir selbst etwas machte. Ich öffnete die Verandatür, falls Ohnezahn gleich in den Garten wollte. Ich selbst ging wieder auf mein Zimmer, wo ich mich umzog und an den Schreibtisch setzte. Mich hatte die Zeichnenlust gepackt. Beim Zeichnen stelle ich das Radio ein. Gegen 9 Uhr kamen die Nachrichten.

»Soeben haben wir die ersten Informationen zu dem Unglück in LA, welches sich vor wenigen Stunden zugetragen hat, erhalten. Die Stadt ist vom kompletten Stromnetz abgeschottet. Grund dafür ist eine Explosion, mit noch unbekannter Ursache.«

Weiter hörte ich nicht zu. Denn ich sprang auf und stürmte schnellstmöglich ins Wohnzimmer, in dem mein Vater vor dem Fernseher saß. »Vater! Nachrichten! Sofort!«, befahl ich schon fast außer Atem. In den Nachrichten setzte die Sprecherin fast an der selben Stelle an, wie die, an der ich vom Radio fortgetannt bin.

»Amerikanische Nachrichtendienste sind bereits nach LA gefahren, um zu erfahren was genau geschehen ist. Das komplette Stromnetz ist ausgefallen. Ein Attentat ist laut den US amerikanischen Nachrichten nicht auszuschließen. Wir halten sie auf dem Laufenden über dieses Ereignis, sobald wir Informationen bekommen.«

Ich sah schockiert auf den Fernseher. Was wenn....Astrid... Nein. Nein Hicks sowas darfst du nicht denken. LA ist groß. Wie...wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie betroffen ist? Zu gering. Oder?
»I-ich muss....muss an die frische Luft«, stammelte ich.

Mein Weg führte die Straße entlang, durch die Parkstraße und immer weiter. Jeder hätte mich einfach ausrauben können, so gedankenverloren lief ich meinen Weg entlang. Da ich diesen auch im Schlaf entlanglaufen konnte stieß ich gegen nichts und niemanden. Es waren aber auch nicht wirklich viele Menschen unterwegs. Heute war Regen angekündigt. Bis jetzt fiel aber nicht ein Tropfen vom Himmel. Leider konnte ich auch an der Luft meine Gedanken nicht ordnen. Nein, meine Sorge wuchs sogar! Ich steuerte schon fast automatisch auf Astrids Haus zu. Als ich klingelte öffnete Jack die Tür. Auch er sah nicht aus, als sei er im Moment im totalen Ferienmodus. »Du hast es auch gehört?«, fragte ich ihn. Jack nickte nur. »Mum und ich haben durch die Sender gezappt und haben in den Nachrichten das Wort LA vernommen und natürlich sofort angehalten.« Ich schwieg. »Eigentlich wurden wir uns nichts dabei denken, aber....dass Terroranschlag nicht ausgeschlossen werden kann beunruhigt uns dann doch.« »Ich...ich weiß gerade garnicht, wie ich darauf reagieren soll.« »Ruhig. Einfach ruhig. Ruf doch bei Astrid an. Sie hat ja Empfang und das Handynetz ist nicht ausgefallen.« Stimmt, darauf bin ich noch garnicht gekommen. Ich rief also bei Astrid an. Nichts. Ich versuchte es noch einmal. Wieder nichts. Beim dritten Versuch wieder nichts. Ja nicht einmal die Aussage, dass Astrid im Moment nicht zu erreichen ist. Jetzt machte ich mir schon eher sorgen. Jack packte mich bei den Schultern, bevor ich einen Ton loswerden und so halbwegs durchdrehen konnte. »HICKS! Astrid geht es gut. LA ist riesig. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie betroffen ist, außer von dem Stromausfall, ist zu gering um jetzt durchzudrehen. Geh nach hause und lenk dich ab, bis genauere Informationen kommen.« Zögerlich nickte ich, dass Jack mich losließ. »Alles ist gut, Hicks. Ihr geht's bestimmt bestens.« Ich nickte wieder. »Geh einfach zu dir und lenk dich ab. Mit einem Buch oder so.« Nickend drehte ich mich um und lief los. Ich vernahm noch ein »Ich scheib dir, wenn etwas neues Rauskommt, was dir Sorgen bereiten sollte.« Und dann noch ein »Chiao«

Der Weg zu mir fühlte sich viel länger an, als der zu Jack. Vielleicht weil ich jetzt jedes Szenario durchspielte, welches mich die nächsten Tage erwarten könnte. Von einem normalen Anruf von Astrid bis zu der Nachricht, dass halb LA in die Luft geflogen ist, wobei meine Freundin auch zu den Toten gehört.
Auf halbem Weg begann es auch noch zu regnen. Wie das jetzt aufzufassen war konnte man auslegen. Schlechtes Zeichen des Universums oder einfacher Regenschauer. Am Besten garnicht darüber Nachdenken. Das einzige, was der Regen jetzt für mich bedeutete, war die Tatsache, dass ich vollkommen durchnässt zuhause ankam.

Ich ging ins Bad, zog mir trockene Sachen an und verkroch mich auf mein Zimmer. Dort zog ich das Buch über Drachen aus dem Regal. Das Buch wurde nie langweilig und hatte eine beruhigende Wirkung auf mich. Genau was ich jetzt brauche.

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