Sie ist tot!

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Hicks Sicht

In der Nacht träumte ich von Astrid...

Ich sah sie vor mir stehen und sobald sie auch mich sah kam sie sofort zu mir gestürmt. Durch den Schwung, den sie mitbrachte, drehten wir uns einige male. Jedoch rutschte meine Prothese vom Boden und wir fielen hin. Astrid landete auf mir. Statt zu klagen kamen wir aus dem Lachen nicht heraus. Doch irgendwann verstummten wir wirklich. Wir sahen uns tief in die Augen, bevor wir diese schlossen und nach so langer Zeit wieder sachte unsere Lippen aufeinander legten. Es steckte so viel Gefühl in diesem Kuss und doch war er so...so leer. Er fühlte sich leer an. Gefühlslos. Als ich meine Augen wieder aufschlug war Astrid verschwunden. Ich befand mich in einem schwarzen Raum. Niemand war hier außer mir. Direkt an der Decke stand in weißen Buchstaben "Eine der fünf Leichen wurde als Astrid Hofferson identifiziert." Ich schreckte auf. An den Wänden standen Dinge wie "Sie ist tot!" "Du wirst sie nie wieder sehen!" Ja sogar "Es war kein Unfall!"

Ich schreckte auf. Schweißgebadet und nach Luft hechelnd saß ich kerzengerade in meinem dunklen Zimmer. Das einzige Licht war mein Wecker. Dieser zeigte 2 Uhr morgens. Ich rechnete kurz zurück. Bei Astrid dürfte es jetzt ungefähr 18 Uhr sein. Um die Zeit kann ich noch anrufen. Ich tastete in der Dunkelheit nach meinem Handy, doch ich fand es nicht. Hatte Rapunzel es weg? Oder ich selbst? Ich sah es als Zeichen an jetzt nicht bei Astrid anzurufen. Auch wenn der Traum eben mich zu sehr erschrocken hat, als das im Unklaren zu lassen, legte ich mich wieder hin. Doch das Einschlafen gestaltete sich jetzt schon etwas schwieriger.

Am späten morgen wurde ich von Rapunzel geweckt. »Hicks, du hast im Schlaf geredet.« »Worüber?« »Du hast nach Astrid gerufen.« »Oh...aber doch nicht zu laut, oder?« Rapunzel schüttelte den Kopf. »Hier«, sie reichte mir mein Handy, »Ich hab es über Nacht versteckt, dass du nicht auf die Idee kommst bei ihr anzurufen und in eine Panik verfällst, weil niemand rangeht. Aber jetzt denke ich ist es besser, wenn du anrufst.« Ich riss Rapunzel sofort das Handy aus der Hand, sobald sie fertig war. So schnell ich konnte wählte ich Astrids Nummer und drückte auf wählen. Gespannt lauschte ich dem "Tut" des Telefons. Aber es nahm niemand ab. Nicht einmal die Mailbox. Es herrschte einfach Stille. Ich legte auf und rief noch einmal an. Wieder das Tuten, worauf Stille folgte. Alle guten Dinge sind drei, nicht wahr? Also ein dritter versuch. Aber...wieder nichts. Niedergeschlagen ließ ich meinen Kopf hängen. Rapunzel, die auf dem Boden vor mir saß, nahm mir das Handy wieder aus der Hand. »Sie hat nicht abgenommen?«, fragte sie vorsichtig. Ich schüttelte langsam den Kopf. Meine Augen waren geschlossen, weshalb ich nicht sah, was Rapunzel tat. »Frühstücken wir? Und gehen dann etwas durch den Park? Das tut dir bestimmt gut.« Ich öffnete die Augen und sah zu Rapunzel, hob aber nicht wirklich den Kopf. »Ja...einen Versuch ist es wert«, brachte ich heraus. Rapunzel schob mich nach unten in die Küche. Wir hielten uns kurz beim Essen. Redeten kaum. Ich wäre am liebsten einfach zuhause geblieben. Hätte nur Nachrichten gehört und auf mein Handy gestarrt. Es machte mich fertig in so einer Situation nichts von ihr zu hören.

Aber Rapunzel hatte recht. Etwas an der frischen Luft sein würde mir gut tun. Auch wenn ich draußen immernoch nicht viel sagte, hatte ich ein minimales Lächeln auf den Lippen und konnte die Situation vom Morgen und vorallem den Traum in der Nacht vergessen. Rapunzel machte mir das ganze auch leicht. Sie war die beste Person, wenn man Ablenkung brauchte. Sie schaffte es positiv zu bleiben und einen damit anzustecken. Manchmal etwas naiv, aber sonst eine ihrer besten Eigenschaften.

Mein Handy hatte sie, bevor wir gegangen sind, eingezogen und irgendwo in meinem Zimmer versteckt. Dass ich nicht in Versuchung komme. Ich war ihr dankbar dafür. Hätte ich das Teil dabei gehabt, hätte ich alle zehn Minuten draufgeschaut um zu sehen ob ein Anruf einging. Was dann natürlich nicht der Fall gewesen wäre. Und in den Nachrichten wäre natürlich auch nichts neues berichtet worden. Die Wolke der Ungewissheit wäre einfach weiterhin über mir geschwebt. So konnte ich sie wenigstens vergessen und die wenigen Sonnenstrahlen einfangen, die durch die dunkle Wolkendecke zu mir hindurchdrangen.

Endlich im Glück? Opowieści tętniące życiem. Odkryj je teraz