Sonntag, 8. Oktober (2/3)

26 2 0
                                    

"Ich versteh dich nicht. Was soll der Mist?", brüllte meine Tante ins Telefon. "Nerv mich nicht. Du meintest selber das es besser wäre wenn ich mich verpisse. Jetzt hab ich mich verpisst und das passt dir auch nicht." "Max es geht darum das deine Mütter krank ist vor Sorge. Sie meinte das wenn du nicht bald zurück kommst, Sie die Polizei dazu auffordert dich zurück zu bringen." "Nur noch ein paar Tage Laura, Lorena braucht mich." Sie seufzte. "Na gut, eine Woche ja? Dann kommst du zurück." Nachdem wir die Diskussion beendet hatten, packte ich mir meine Jacke und zog meine Schuhe an. "Was machst du?", fragte Lianne und kam aus der Küche während sie einen der Teller trocknete. "Ein wenig spazieren gehen. Brauch frische Luft.", antwortete ich knapp und zog mir noch meine Mütze über. Es war sehr kalt geworden, Schnee gab es noch nicht, aber sie sagten Voraus das bald welcher kommen würde. Die Sonne versteckte sich hinter dunklen Gewitterwolken, wodurch es dunkler schien als es eigentlich war. Der Wind war eiskalt, es fühlte sich an als würde einem das Gesicht einfrieren. Ich lief durch die Straßen, an meiner alten Schule vorbei, bis hin zu Kaithlins Altem Haus. Ihr Nachname stand noch am Briefkasten und an der Klingel. Ich drückte sie einmal, als mir Dan die Tür öffnete. "Hallo Max. Schön dich zu treffen." Seit Kaithlin's Beerdigung hatte ich ihn nicht mehr gesehen. Er zog sich ebenfalls seine Wintersachen an und kam zum Tor. "Wollen wir ein wenig reden? Du siehst aus als bräuchtest du gerade jemanden." Ich nickte stumm und steckte mir eine Zigarette in den Mund. "Ach, ich hab gehört du wohnst jetzt auf Malmö?" Ich nickte erneut nur und ließ eine Hand in meiner Jackentasche verschwinden. "Wie läufst so? Neue Freunde gefunden." "Nein im Gegenteil. Nur neue Feinde.", lachte ich überspielend. "Und wie geht's euch so?", fragte ich ablenkend. "Und geht's ganz gut, es ist lange her das Kaithlin von uns gegangen ist. Und soll ich dir was sagen? Ich weiß wie du dich fühlst, mir fehlt meine Schwester auch sehr. Aber ich habe gelernt damit umzugehen. Es war nicht deine Schuld, das weiß ich. Es war Lena's Schuld. Aber damit müssen wir klarkommen. Sie kommt eben nicht mehr zurück.. Ich hatte gehört du warst lange in Psychiatrischer Behandlung?" Ich nickte und schnickte den Kippenstummel weg. "Hat es dir geholfen?" Ich schüttelte nur den Kopf. "Ich weiß nicht ob dir das jetzt hilft aber ich habe noch ein paar Sachen von ihr. Klamotten, Bilder, CD's und all das. Wenn du möchtest, kannst du was davon haben. Einfach damit du etwas hast, das dich an sie erinnert." Mir stiegen die Tränen in die Augen. "Hey man, alles wird gut.", sagte Dan aufmunternd und zog mich in eine Umarmung. "Wollen wir sie besuchen?" "Gerne.", antwortete ich heiser. Also begaben wir uns Richtung Friedhof. "Ihr Grab ist wie neu und viel schöner als vorher. Hast ja sicher mitbekommen was los war, als mein Vater das Grab am Anfang gesehen hatte. Gab einen Riesen Prozess.", lachte Dan vor sich hin und lief voran über die vielen kleinen Wege. "Wow, es ist so schön.", sagte ich leise und ging in die Hocke. Ein Bild von ihr stand vor dem Grabstein, als ich etwas näher kam, sah ich das es Foto mit ihr, ihrem Vater, Dan und mir war. "Es war ihr liebstes Bild.", sagte Dan als hätte er meine Gedanken gelesen. "Danke Dan." Er lächelte und klopfte mir auf die Schulter. "Ich geh schon mal vor, sicher willst du noch ein wenig alleine sein." Ich nickte und er war sofort verschwunden. "Viel Zeit ist vergangen mein Engel.", begann ich zu reden. "Ich weiß das du mich hören kannst und ich will mich noch einmal bei dir entschuldigen. Ich wünschte ich könnte das alles rückgängig machen und dir was besseres bieten als das was ich dir gegeben habe. Ich war ein furchtbar schrecklicher Mensch und ich hasse mich so dafür. Ich liebe dich. Wirklich, du bist meine große Liebe. Die Liebe meines Lebens. Auch wenn Lorena nun an deiner Stelle sitzt, niemals werde ich erneut jemanden so lieben, wie ich dich geliebt habe. Ich vermisse dich. Ich vermisse dein Lachen, deine Augen, deine Nähe, deine Stimme, dein quietschen wenn ich dich gekitzelt hatte. Ich vermisse deine Küsse, deine Haut, jede Zärtlichkeit die wir ausgetauscht haben. Ich werde dich nie vergessen." Ich wischte die Tränen die noch über meine Wange liefen weg und schaute ein letztes Mal auf ihren Grabstein. Kaithlin Ann-Rose Pedersen. Der Name schmerzte so sehr. Ich schaute in den Himmel und sah, wie sich einige Wolken auflösten. Sie Sonne schien ein wenig durch und mir fielen die ersten Schneeflocken ins Gesicht. "Fertig?", fragte Dan und schaute mich etwas bemitleidend an. Ich nickte und folgte ihm von Friedhof. "Sie hat dich ebenfalls geliebt Max. Sehr sogar. Du warst auch ihre große Liebe." Ich musste automatisch Lächeln. Vor seinem Haus blieben wir erneut stehen. "Ich hoffe ich konnte dir ein wenig helfen. Mein Vater lebt leider nicht mehr hier, falls du mit ihm sprechen möchtest, gebe ich dir gerne seine Nummer und seine Adresse. Er möchte dich und würde sich bestimmt freuen nochmal von dir zu hören." Ich nickte und folgte Dan zur Tür. "Möchtest du was trinken? Glühwein?" Ich überlegte. Sollte ich es wagen Alkohol anzufassen. "Ja bitte." Er reichte mir ein Glas und begab sich dann nach oben. "Bin sofort wieder da.", rief er und verschwand in einem der Zimmer. Der Glühwein wärmte auf und nachdem ich das Glas leer hatte, wusste ich, es war zu spät. Natürlich passte ich auf das Dan nicht kam und nahm mir, bis er wieder runter kam, noch vier weitere Gläser. "Hier Bitteschön. Ich hoffe das es dir bald besser gehen wird." "Danke für alles.", sagte ich dankbar und ging zur Tür. "Man sieht sich hoffentlich nochmal." Als er die Tür geschlossen hatte und ich in die nächste Straße eingebogen war, lehnte ich mich an eine der Hausmauern und seufzte wütend. Ich war echt blöd, ich wusste was Alkohol mit mir anrichtete und ließ es einfach nicht sein. Ich lief und weiter und merkte, wie mir mit jedem Schritt schwindliger und mehr schwarz vor Augen wurde. Mich lief immer weiter, in der Hoffnung es würde aufhören. Doch gerade als ich in meine Straße einbog, verlor ich mein Gleichgewicht und brach auf offener Straße zusammen. Der Aufprall tat mehr weh, als erwartet. Das bewies mir die Blutpfütze die ich neben mir sehen konnte. Dennoch blieb ich lügen, rief niemanden um Hilfe. Es fühlte sich gut an hier zu liegen und zu leiden. Vielleicht hatte endlich alles ein Ende und ich konnte in Ruhe gehen. Der Schnee wurde mehr und er färbte sich auch immer mehr rot. Wie viel Blut ich bereits verloren hatte wusste ich nicht, aber es war viel gewesen. Ein wusste ich, wenn ich das hier überleben sollte, was gering schien, wollte ich was aus mir machen. Also stützte ich mich auf meine Hände, wacklig, aber ich schaffte es mir aufzusetzen. Das Blut lief über meine Schulter und nun war eine Frau aus ihrem Haus gekommen. "Mein Junger Herr, sie brauchen Hilfe." Ich blickte nach oben, der Frau ins Gesicht. "Ich rufe einen Notarzt, bleiben sie hier." Witzig war sie ja schon, ich konnte kaum was sehen und mein Schädel sagte mir, das ich sitzen bleiben sollte. Natürlich, ich renne jetzt weg. Als der Notarzt ankam, hätte ich mich bereits wieder in die rote Pfütze gelegt gehabt. Nachdem sie mich in den Krankenwagen befördert hatten, stellten sie mir Fragen. "Wie heißen sie?" "Maximilian." "Wo wohnen sie?" "Auf Malmö. Lebe momentan bei meiner Freundin." "Wie fühlen sie sich." Wunderbar du blöde Kuh. "Mir ist schlecht, alles dreht sich, mein Kopf schmerzt und ich wünschte ich würde jetzt endlich sterben." Sie schaute etwas schockiert, dann nickte sie. Nachdem nichts mehr gesagt wurde, verlor ich mein Bewusstsein.

The Song of the DeadWo Geschichten leben. Entdecke jetzt