Freitag, 10. September

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Meine Mutter war gekommen, mit frischen Sachen. "Alles wird gut.", sagte sie als wir auf dem Weg zum Friedhof waren. Dort fand die Beerdigung statt, in einem kleinen Raum. Nicht viele kamen, aber schon einige. Auch Lorena war da, die mich entdeckte aber gekonnt ignorierte. Es war hart für mich all diese Menschen zu sehen, da der Großteil von mir wusste und mich nicht mochte. Als der Sarg hinabgelassen wurde, warfen alle eine Rose hinab um ihr zu zeigen das sie an sie dachten. Ich stand da wie angewurzelt und konnte nichts tun. Es war so schwer für mich Abschied zu nehmen. Ich konnte immer noch nicht einmal glauben das sie tot war. Ich warf meine rote Rose inmitten der weißen und schaute auf ihren Grabstein.
Kaithlin Rose-Anne Pedersen
25.08.1994* 10.08.2010†
"Ruhe in Frieden und mögen die Lichter der Sterne deinen Weg erhellen."
Das war ihr Lieblingssatz gewesen. Ich schniefte, wischte eine Träne weg und kniete mich nieder. "Viel ist passiert seit du weg bist.", fing ich an zu reden. Mittlerweile war ich alleine, meine Mutter war bereits zum Auto gegangen. "Ich weiß nicht mehr wer ich bin, finde mich auch nicht mehr. Irgendwie hasse ich mich so dafür das ich dich hab gehen lassen. Ich hätte besser sein können, hätte besser sein sollen. Aber das was wir hatten, sollte nicht sein, wie du bereits gesagt hattest." Mit jedem Wort wurde mir immer mehr bewusst was ich eigentlich getan hatte. Ich hatte sie misshandelt, habe sie niedergemacht, sie verletzt. Die Wut auf mich selber stieg in mir immer mehr an. Was war nur aus mir geworden? Ein Monster war ich, ein ekelhaftes, gottverdammtes Monster. "Ich liebe dich. Bald sehen wir uns wieder.", flüsterte ich und stand auf. Ich zündete eine Kerze an und stellte sie neben das Bild von ihr, das ihr Vater dort hingestellt hatte. Ein Bild, das eine ganz andere Kaithlin zeigte. Und einen ganz anderen Max. Ja wir beide waren auf dem Bild gewesen, es war eins das ihrem Vater gefiel. Eine Hand legte sich auf meine Schulter die mich zu Dan drehte. "Alles wird gut.", sagte er sanft und klopfte mir auf den Rücken. Er brachte mich zum Auto und redete kurz mit meiner Mutter. "Wir sehen uns.", rief er und stieg sein eigenes Auto. "Wir müssen leider wieder ins Krankenhaus fahren. Ich komme morgen wieder, versprochen." Sie brachte mich ins Zimmer und fuhr dann nach Hause. Ich lag den halben Abend in Bett und dachte über den Tag nach. Ich hatte keine Lust auf ihre Familie gehabt also waren wir statt zum Kaffee trinken, Eis essen gefahren. Es war komisch vor dem Grab seiner Freundin zu knien und mit ihrer Leiche zu reden. Lange hatte ich wach gelegen und nachgedacht. Es machte mich alles ziemlich fertig, es machte mich zu einem Wrack. Soviel Hass sammelte sich mit jedem Gedanken an Lena in mir an, das ich irgendwann nicht mehr liegen konnte. Ich stand auf und geisterte durch den Raum. Es war 22:34 Uhr und ich war hellwach. Es war mittlerweile schon stockdunkel und ich hatte nicht mal mein Licht an. Ich sah vermutlich von der Scheibe vor meinem Zimmer ziemlicher gruselig aus da man nur meine Umrisse nur umhergeistern sah aber das war mir relativ egal. Ich musste nachdenken und wenn ich schon nicht raus durfte um spazieren zu gehen, musste ich dies inszenieren indem ich immer wieder von einer Wand zur anderen lief. Es war zwar anstrengend da auch wenig Blut durch meinen Arm lief da der Schnitt tief gewesen war und das Blut nicht schnell fließen konnte aber ich war zu sehr in Gedanken darüber nachzudenken wie ich es Lena heimzahlen konnte. Es war kindisch an Rache zu denken aber sie hatte mir meine Freundin, also alles, genommen. Irgendeine Rache hatte sie verdient. Ich wollte sie nicht töten, Gott dann wäre ich ja nicht besser, aber quälen. Egal wie, ich würde es hinbekommen. Irgendwann erschien eine Krankenschwester. Ich war zwei Stunden lang durch mein Zimmer gegeistert denn es war mittlerweile schon halb zwölf. "Ich habe dich jetzt zwei Stunden lang beobachtet wie du hier umhergeisterst, du solltest liegen damit deine Wunden schneller heilen und das Blut wieder normal fließen kann." "Kann ich nicht tut mir leid." Sie seufzte. "Aber bitte gehe heute noch schlafen, wenn der Arzt morgen Mittag kommt und du noch schläfst bekommen wir beide unheimlichen Ärger. Übrigens wirst du morgen einem Psychologen zugewiesen um den Grund seines Selbstmordversuches auf den Grund zu gehen. Rede oder ich helfe nach.", sagte sie genervt und knallte die Tür zu. "Psychologe, Ihr seit auch nicht mehr zu retten ihr Vollidioten.", fluchte ich leise vor mich hin. So gestört war ich auch nicht das man mir jetzt "helfen" musste. Es war alles in bester Ordnung, ich wollte doch nur zurück zu meiner Freundin. Ich wollte sie endlich wieder umarmen, küssen, bei ihr sein, sie lieben wie am ersten Tag. Hätte ich gewusst was für ein ekelhafter Mensch ich sein kann, hätte ich alle Wege geändert um es zu verhindern was passiert war. Ich setzte mich auf den Bettrand und versank in meinem geträume. Ihr Lächeln, ihre Art wie sie sich bewegte, wie sie schlief, wie sie lacht. Und schon schossen mir wieder die Tränen in die Augen. Ich schniefte kurz, wischte die Tränen weg die meine Augen in der kurzen Zeit verlassen hatten und legte mich wieder hin. Gott sei dank vergingen nur wenigen Minuten in denen mein Hirn langsam abschaltete und ich endlich einschlief.

The Song of the DeadWo Geschichten leben. Entdecke jetzt