Freitag, 12. November

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"Ich hoffe wir müssen sie so schnell nicht mehr aufnehmen. Machen sie es gut und passen Sie auf sich auf.", sagte der Arzt als ich das Krankenhaus verließ. "Endlich hab ich meinen Sohn wieder.", sagte meine Mutter und nahm mich in den Arm. Es fühlte sich komisch an geliebt zu werden. "Nun suchen wir einen Therapeuten für dich. Ich habe drei rausgesucht." Ich nickte, packte meine Tasche in den Kofferraum und stieg dann auf die Beifahrerseite. "Ich weiß das du davon nicht begeistert bist aber.." "Es ist mir lieber als eine psychiatrische Klinik." Sie lächelte und nickte. "Hast du Hunger?" Ich schüttelte den Kopf. "Schatz, du hast abgenommen. Und das nicht zu wenig. Iss nur ein kleinen wenig." Ihre Stimme zitterte. Ja ich hatte angenommen, gefühlte 10 Kilo, da ich immer wieder mein Essen stehen gelassen habe. Wie soll man auch bei so einem verkorksten Leben auch normal essen können? "Na gut." Sie fuhr in den McDrive rein und bestellte zwei Menüs. Auch wenn mir das schon viel zu viel war, aß ich eins davon. Als ich fertig war, hielten wir vor einem etwas älteren Haus, abseits der Innenstadt. Es sah wunderschön aus aber war auch angsteinflößend. "Der erste." Wir stiegen aus und klingelten. Das Tor öffnete sich und ein langer Vorgarten erstreckte sich vor uns. "Meinst du das ist der richtige?", fragte ich leise. "Ich hab ehrlich gesagt keine Ahnung." Wir liefen mit langsamen Schritten auf das Haus zu in dessen Türe schon eine blondhaarige junge Frau stand und uns anlächelte. "Ich nehme an die sind Familie Søven-Nielsen?" Wir schauten uns erschrocken an und nickten. "Folgen sie mir." Gesagt, getan. Das Haus hatte eine schönes Einrichtung. Nicht zu alt, nicht zu modern. Zeitlos könnte man sagen. "Herr Svetlana erwartet Sie. Aber sie können ihn auch gerne mit seinem Vornamen Lucius ansprechen." Wir nickten erneut und folgten der netten Dame. "Guten Tag Maximilian.", sagte der Mann der vermutlich Lucius war und drehte sich mit seinem Stuhl zu mir. Er lächelte und stand auf. "Guten Tag Frau Søven-Nielsen." Er schüttelte uns beiden die Hände und setzte sich wieder. "Sie können sich ruhig setzen." Also setzten wir uns. "Max, ich hoffe ich darf dich so nennen, du wirkst auf mich etwas zurückhaltend gerade in diesem Moment. Natürlich kann ich verstehen das du ziemlich zurückgezogen und ich die versunken bist aber das musst du nicht. Es gibt Menschen die verstehen deinen Frust, deine Angst und deine Wut auf dich selber. Es ist okay Hilfe anzunehmen." Das Gerede dieses Mannes machten mich wahnsinnig und meine Mutter vermutlich auch da sie ihren stumm Lächeln und Nicken Trick angewandt hatte. "Ich hoffe sie melden sich.", sagte Lucius und schüttelte uns zum Abschied erneut die Hände. Kaum waren wir aus dem Haus draußen schaute mich meine Mutter skeptisch an. "Und was sagst du?" Ich schüttelte den Kopf. "Bloß nicht, das ist kein Therapeut für mich. Der redet nur und redet nur." Sie nickte und holte einen Zettel heraus. "Okay der klingt besser." Wir setzten uns ins Auto und fuhren erneut los. "Max das soll dir nur helfen." "Ich weiß. Ich weiß." Die restlichen beiden waren sehr nett, jedoch war ich mir nicht sicher ob ich zu einem Therapeuten gehen wollte. "Und jetzt lernst du deinen neuen Vater kennen. Er heißt Peter (englisch Betont)." Ich nickte nur und blickte weiter aus dem Fenster. Zuhause angekommen wartete bereits ein Mann auf uns. Er war nicht kleiner als ich aber auch nicht viel größer. Er sah komisch aus und schien mir ziemlich unsympathisch. "Hallo Max, ich freue mich dich endlich mal kennenzulernen." Er streckte mir seine Hand entgegen und ich schüttelte sie mit einem einfachen Kopfnicken. Wir betraten unser Haus und ich eilte die Treppe zu meinem Zimmer hoch. "Komm gleich runter, das Essen ist sofort fertig.", rief meine Mutter bevor ich meine Tür zuknallte und sie abschloss. Ich weiß nicht was los war, aber ich wollte wieder trinken. Irgendwas in mir brachte mich dazu den Alkohol in mich zu schütten und zu hoffen das ich an einer Alkoholvergiftung sterbe. Also zog ich mich kurzerhand um, in meine Jogginghose und einen Pullover und kletterte aus den Fenster. Ja aus dem ersten Stock zu springen hat noch nicht jeder in Erwägung gezogen der ganz bei Sinnen ist. Aber mir war mein Leben eben egal, ohne den Menschen der meinem Leben irgendwie Halt und Sinn gegeben hat. Ich rannte die Einfahrt hinunter und schnappte mir mein Fahrrad am Zaun. Ich fuhr zum nächsten Supermarkt der ungefähr 15 Minuten entfernt war. Schon beim betreten des Ladens hefteten sich die Blicke nur so an mich. Als wäre ich was besonderes. "Das der noch lebt. Kann der nicht endlich sterben?", flüsterte ein Mädchen zu ihrer Freundin. Ich blickte ihr böse in die Augen und sie schreckte zurück, da sie verstanden hatte das ich sie gehört hatte. "Bitte töte mich nicht auch noch.", brüllte siebend brach mit ihrer Freundin in Gelächter aus. Doch nachdem ich stehen geblieben war, rannten die beiden nur so schnell sie konnten. Ich ging zum Alkohol und packte mir ein paar Flaschen. Was es war, war mir völlig egal. Hauptsache Alkohol. Als ich den Laden verlassen hatte, begann es zu regnen. Ich zog mir die Kapuze über den Kopf und stieg zurück auf mein Fahrrad. Ich hängte mir meine Tasche um und fuhr los. Ich fuhr weiter weg als sonst. Als ich stehen blieb, stand ich mitten in einem Feld das an der Hauptstraße von Kopenhagen nach Frederiksberg entlang ging. Ich wette ich war schon einige Minuten hier stehen geblieben, denn ich spürte wie der Regen dann doch endlich weniger wurde. Ich schob mein Fahrrad zu einer kleinen Holzhütte und setzte mich auf den Boden. Es hätte was alleine zu sein, so schön ruhig. Niemand der einen stören konnte. Selbst für einen kurzen Moment vergaß ich das meine Zimmertür abgeschlossen war und meine Mutter nicht wusste wo ich war. Mein Handy hatte ich auf meinem Bett liegen lassen, einfach weil ich alleine sein wollte. Sie würde ausrasten wenn ich dazu noch betrunken wieder kommen würde. Aber das wir mir ziemlich egal. Also trank ich die erste von 15 Flaschen. Ja ich hatte alleine 10 Flaschen Bier, 2 Flaschen Wodka, und 3 Flaschen irgendeinen Alkohol getrunken. Danach blieb ich noch eine Weile sitzen und entschied mich dann mir meinen Weg zurück nach Hause zu suchen. Also taumelte ich zu meinem Fahrrad und stieg mühsam drauf. Das ich den Weg zurück noch kannte war mir auch ein Rätsel gewesen. Ich stellte mein Fahrrad an den Zaun und versuchte einigermaßen normal zur Tür zu laufen. Doch dann kam der schwierigste Teil. Den Schlüssel ins Schlüsselloch zu stecken ohne dreihundert mal zu verfehlen. Klappte natürlich nicht, daher klingelte ich. Meine Klamotten waren durchnässt da ich auf dem Rückweg in einen noch härteren Regen gekommen war. "Max wo warst du? 4 Stunden haben wir jetzt auf dich gewartet." Ich zuckte mit den Schultern und huschte schnell an meiner Mutter vorbei. "Max hast du getrunken?", fragte meine Mutter nun so leise das es schwer war sie zu verstehen. Ich verzog keine Miene und zog meine Schuhe aus. "Max, hast du getrunken?" Ihr Ton Klang sauer und ihre Zähne waren fest zusammengebissen. Ich nickte und ging auf die Treppe zu. Zumindest, versuchte ich zu gehen. "Hallo Max, wo warst du?" Gott diese Stimme allein machte mich schon krank. "Unterwegs.", brummte ich heraus und bestieg die ersten Stufen der Treppe. "Beim nächsten mal etwas weniger trinken ja?", brüllte er mir noch hinterher aber ich knallte die Tür erneut zu und schmiss mich auf mein Bett. Ich erblickte Kaithlin's und mein Bild neben mir und musste mal wieder mit den Tränen kämpfen. Es war mittlerweile 22 Uhr und ich wollte endlich mal wieder normal schlafen. Also legte ich mich zu Seite und schlief ein. Zwar erst nach zwei Stunden, aber ich fand endlich mal wieder ruhigen Schlaf. Mit Nebenwirkungen beim aufwachen.

The Song of the DeadWo Geschichten leben. Entdecke jetzt