Freitag (Nacht), 26. August

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"Gott was willst du denn jetzt hier?" Sie lachte. "Dich quälen." "Du quälst mich alleine wenn du dein Maul aufreißt, putzt du dir eigentlich die Zähne?" Ich hatte keine Angst vor ihr, sie nervte mich nur gehörig. "Schon vergessen was ich dir das letzte Mal angetan habe als du so frech warst? Wollen wir es wieder so weit kommen lassen oder sogar noch weiter?" Nein ich hatte es nicht vergessen, es war mir nur total egal. "Junge, du musst noch einiges lernen. Besonders das ich deine Gedanken lesen kann." Ach ja? Fotze. "Bastard. Ungewollteste Stück scheisse. Und jetzt? Wer von uns liegt im Recht?" Ich werde dir nicht antworten, kapier es. "Das wollen wir ja noch sehen." Ich setzte mich auf und schaltete mein Licht an. Da waren sie wieder, diese roten Augen. Sie lief langsam um mein Bett und auf mich zu. "Wir wissen beide das du zu schwach bist um gegen mich anzukommen. Kaithlin hat dich in den Abgrund gerissen." Bloß nicht antworten. "Du wirst mir noch antworten. Sag mir, was war Kaithlin für dich? Ein weiterer Zeitvertreib? Spaß? Liebe war das für dich nicht." "Halt die fresse, du weißt nicht was Liebe ist. Wie kann eine verbitterte einsame Frau das auch wissen. Wenn man von niemandem gewollt wird, das muss schon bitter sein oder?" Sie lachte hämisch. "Geht doch. Nun kommen wir zum spaßigen Teil." Und da ertönte das gewohnte knacken. Linkes Bein. "Wäre ich weiterhin so rücksichtslos, würde ich dir alles und dann dein Genick brechen aber ich will dich weiterhin leiden sehen. Mach's gut." Und damit verschwand sie und ließ mich mit einem gebrochenen Bein zurück. Den Krankenwagen rief ich nicht, das war letzte worauf ich jetzt wieder Lust hatte. Die Haustür öffnete sich leicht und schloss sich wieder. Dann hörte ich Schritte die Treppe hinauf kommen. "Max? Bist du noch auf?" Wie soll ich auch schlafen mit einem gebrochenen Bein? "Ja.", antwortete ich leise. "Ist alles in Ordnung? Wegen der Schlägerei, wollte ich dir nur sagen das ich nochmal ein Auge zudrücken aber ein zweites Mal und ich greife ein." Ich nickte und schaute dazwischen mal auf die Uhr. 4:49 Uhr. "Na gut, schlaf schön." Sie schloss meine Tür und verschwand in ihrem Schlafzimmer. Ich versuchte mich zu drehen doch dieses gottverdammte Bein schmerzte mehr mit jeder Bewegung. Also legte ich mir ein Kissen unter den Fuß und legte mich einfach auf den Rücken.
Am Morgen versuchte ich aufzustehen ohne zu schreien als würde ich ein Kind bekommen, was anstrengender war als erwartet. "Schatz, Frühstück ist fertig. 12:56 Uhr aber ja Mama, Frühstück. Ich hielt mich am Treppengeländer fest und lief so gut es ging die Treppe runter. "Sag mal, irgendwas stimmt doch nicht mit dir. Was ist gestern Abend noch so passiert?" Jetzt musste ich mir irgendwas einfallen lassen. "Bin die Treppe runtergefallen, kennst mich ja im Suff und ja hab mir irgendwas am Bein geprellt oder so." Sie seufzte lachend und Biss in ihr Brot. "Dann fahren wir nachher zum Arzt und der guckt sich das an." "Ich hab keine Lust wieder zum Arzt zu gehen. Geht schon." Sie schaute mich böse an. "Du tust was ich sage." "Das tu ich immer." "Nein Max, das tust du eben nicht. Tu es dann wenigstens heute mal. Ich fahr dich auch hin, aber mach endlich einmal das was man von dir verlangt Herr Gott nochmal. Ist das denn so schlimm?" "Ja ist es, ich bin bald 17. Mama ich mach nie das was man von mir verlangt. Und überhaupt hast du mir eigentlich nicht mal was zu sagen. Ich komm gut alleine klar." In ihren Augen sammelten sich Tränen. "Du wirst wie vor 3 Jahren, merkst du das eigentlich? Unreif, verletzend und kindisch. Nur weil ich deine Adoptivmutter bin heißt das nicht das ich dich nicht liebe oder ich dir was Böses will und genauso habe ich dir was zu sagen wie deine echte Mutter." Sie nahm ihren Teller und stand auf. "Tut mir leid." "Mir tuts auch leid, das ich dich aufgenommen habe, war wohl ein Fehler." Das hatte sie nie gesagt. Und ab dem Punkt brach meine Welt zusammen. Den einzigen halt den ich noch hatte, verabscheute mich nun auch. "Tu was du willst, ich helf dir nicht mehr aus der scheisse." Mit den Worten verschwand sie im Bad. Ich war alleine, wie immer. Ich versuchte aufzustehen und brachte meinen Teller in die Küche. Dann ging ich nach oben auf mein Zimmer und schloss die Tür ab. Auch wenn es erst 13:32 Uhr war, packte ich mir eine Bierflasche und öffnete sie. Ich weiß nicht wie viele ich getrunken hatte, aber 12 waren es bestimmt gewesen. Und zwei Wodka waren auch mit drin gewesen. Denn nun stand ich im Bad, mit einer Rasierklinge in der Hand und schaute in den Spiegel. Meine Pickel waren wieder mehr geworden und meine Augenringe waren größer geworden. Ein Schnitt und alles wäre vorbei gewesen, wenn Senna nicht gewesen wäre. "Max?" Es klopfte leicht. "Bitte schließ auf." Ich blieb wie angewurzelt stehen und zögerte kurz. "Max bitte. Max? Max bitte mach auf ich mach mir sorgen." Und im nächsten Moment füllte sich das Waschbecken mit Blut. Ich wusste nicht wo oben und wo unten war. Vielleicht lag es daran das man Pillen nicht mit Wodka schlucken sollte. Oder daran das man sich die Pulsadern nicht aufschneiden sollte. Aber es lag vielleicht auch daran, das meine Mutter gerade zur Tür herein kam, die sie mühevoll aufgetreten hatte und mich auf dem Boden fand. Sie schrie. Nicht wegen dem Blut das um mich herum zu einer Pfütze floss sondern weil ich es war. Nach den ganzen Worten hatte ich meine zweite Flasche schon intus und die Pillen waren verdaut. Vermutlich lachte der Arzt als er mich wieder zusammen nähen musste. Vielleicht aber auch weinte er, weil er das oft machen musste. Das waren alles Aussagen die mir keiner wirklich bekräftigen konnte. Wie meine Mutter schon gesagt hatte: "Trete niemals auf Menschen die dir hoch helfen würden." Ich hatte auf sie getreten, vielleicht nicht fest, aber ich hatte sie getreten. Als ich am Morgen aufwachte merkte ich, das war's jetzt endlich. Doch irgendwie wollte man mich nicht gehen lassen. Da war jemand, der den Weg in den Tod blockierte. Egal wie oft ich es versuchte. Und dieser jemand war Kaithlin.

The Song of the DeadWo Geschichten leben. Entdecke jetzt