Sonntag, 14. November

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Am Morgen kletterte ich aus meinem Bett und taumelte ins Bad. Morgen war wieder der erste Schultag für mich und ich hatte null Lust. "Max, komm Frühstücken.", hörte ich wie meine Mutter von unten rief. Aufgrund meiner Narben die zu tief waren das die verheilen, zog ich einen meiner Pullover an. Unten angekommen wurde mir direkt der Brotkorb in die Hand gedrückt. "Heute mal früh wach.", lachte meine Mutter und ging hinter mir ins Wohnzimmer an den Esstisch. Ich war müde, und das nicht weil ich wenig geschlafen hatte sondern weil mich mein Leben müde machte. Der Verlust von Kaithlin machte mich immer mehr kaputt, ich wusste weder wie es Chris ging noch hatte ich Kontakt zu Lorena. Meine Oma war blind und mein neuer "Vater" war jetzt schon scheisse. Meine Arme waren verunstaltet und ich hasste mein Gewicht. Aber wer merkte das schon, es war nämlich allen egal. "Max, gib mir endlich die Butter.", brüllte Peter vom anderen Ende des Tisches. Ich schob ihm die Butter rüber und starrte weiter auf meinen leeren Teller. "Iss was." Meine Mutter schaute mich besorgter an als sonst. Sie wusste das ich mich übergeben hatte, das sah ich ihr an. "Max, ich würde dich gerne besser kennenlernen. Wie wär's wir gehen mal zusammen ins Kino?" Und wieder überkam mich diese riesige Wut. Er nahm mir meine Mutter Weg, das war schon genug um ihn zu hassen. "Meinetwegen.", brummte ich meiner Mutter zur Liebe heraus. Meine Mutter legte mir ein beschmiertes Brot auf den Teller und schaute mich erwartungsvoll an. Ich schaute sie müde an und sie nickte verständnisvoll. Ich nahm das Brot, legte es ihr zurück auf den Teller und stand auf. "Ich geh wieder ins Bett und schlaf noch ein wenig." Beide nickten und ich verließ das Wohnzimmer. Es war zu viel für mich, weshalb ich im Bad verschwand und mich nehmen die Toilette setzte. Lange überlegte ich ob ich es tun sollte, bis ich den Entschluss fasste das es besser war es einfach zu tun. Gesagt, getan. Ich schob mir den Finger in den Hals und nach einigen Minuten kam auch das raus was ich wollte. Für einen kurzen Moment fühlte sich alles besser an und somit kotzte ich immer mehr. Nach 30 Minuten klopfte es an der Tür. Zum Glück war sie abgeschlossen, sonst wäre ich vermutlich tot gewesen. Ich Strich mir die Reste aus dem Gesicht und spülte. Dann wusch ich mir die Hände und verließ schnell das Bad. "Max, morgen ist deine erste Therapiestunde. Bitte geh hin." Ich schloss meine Tür und schmiss mich auf mein Bett. Als ich hörte wie mein Handy vibrierte, ging ich einfach ran ohne zu gucken wer es war. "Ja?" "Komm bitte sofort zu mir, ich halte es nicht mehr aus." "Was, warum?" "Komm zur Schule okay?" "Okay." Aufgelegt. Also quälte ich mich aus meinem Bett, schnappte mir meine Kippen und rannt nach unten. "Bin weg, bin vor acht wieder da." Ich schnappte mir mein Fahrrad und fuhr direkt zur Schule. Dort saß Lorena und weinte. Ich schob mein Fahrrad neben die Bank auf der sie saß und zog sie in eine Umarmung. "Was ist los?" Noch bevor ich sie fragen konnte, ob es wegen mir war legte sie ihre Lippen auf meine. Komischer Weise, gefiel es mir. Ich legte meine Hände an ihre Wange und Strich sanft mit meinen Daumen über sie. "Ich will dich an meiner Seite haben. Ich brauche dich, ohne Kaithlin ist es so schwierig normal zu leben. Mit dir wird es besser. Ich weiß das du noch an Kaithlin hängst aber.." "Ich will dich auch." Und nun presste ich meine Lippen wieder auf ihre. Sie weinte, weshalb ich sie wegwischte. "Alles wird besser, das verspreche ich dir. Ich bin da." Sie beruhigte sich langsam und legte ihre Hände meine Hüften. "Aber Kaithlin." "Sie würde es so wollen. Das wir beide glücklich sind und ich bin es. Du?" Sie nickte und grinste mich an. "Dann sind wir zusammen?" "Wenn du das möchtest, möchte ich das auch." Und wieder mal klebten meine Lippen an ihren. Doch dieses Mal war der Kuss anders. Leidenschaftlicher. "Du solltest wissen das ich anders bin als Kaithlin. Ich bin ängstlicher als sie, schüchterner." "Dann bringe ich dir bei anders zu sein." Sie wurde stiller, als wäre es zu viel gewesen. "Tut mir leid, sollte nicht zu direkt sein." Sie nickte lächelnd und lehnte sich an meine Brust. "Kann ich mit zu dir? Zu viel Stress Zuhause." "Natürlich." Ich schob mein Fahrrad mit der linken Hand in drückte sie mit meiner rechten Hand an mich. Bei mir zuhause schob ich mein Fahrrad in die Garage und lief mit ihr zur Tür. "Du solltest wissen, das unsere Familie auch ziemlich.. gebrochen ist." Sie nickte stumm und nahm meine Hand. "Bin wieder da.", brüllte ich durchs Haus und schmiss meinen Schlüssel auf die Kommode neben der Tür. "Hallo Lorena.", sagte meine Mutter und nahm sie in den Arm. "Alles besser?" Sie nickte lächelnd und griff wieder nach meiner Hand. "Wir gehen nach oben.", sagte ich knapp und zog Lorena mit mir. In meinem Zimmer schaute sie sich die Bilder von Kaithlin an. "Sie war so schön." Sie nahm eines der Bilder in die Hand und schniefte. "Mach dich nicht fertig, es sollte so sein." Die Worte konnte ich mir selber nicht mal glauben aber ich hatte keine Wahl. "Ich vermisse sie so." "Ich auch." Sie stellte das Bild zurück und setzte sich auf mein Bett. "Ich mag deine Mama." Ich setzte mich zu ihr und legte den Arm um sie. "Sie mag dich auch." "Ich wünschte meine Mutter wäre noch hier, mit ihr wäre alles anders. Einfacherer. Vermutlich würde ich den Tod besser verkraften können und ich könnte ohne schlechtes Gewissen weiterleben. Meine Mutter wollte nicht fliegen, aber ich hatte gemeint das sie gehen soll weil wir das Geld brauchen. Hätte ich sie nicht gebeten, wäre sie heute noch hier." "Hör auf dir Schuldgefühle zu machen. Du bist an nichts Schuld." Ich gab ihr einen leichten Kuss und sie legte ihren Kopf auf meine Schulter. "Kann ich auch hier schlafen? Ich hab keine Lust heute die blöde zu spielen und denen ihr Essen zu machen. Die sind alt genug um es selber zu machen. Und ich will dich besser kennenlernen." Kurz war mir die Entscheidung schwer gefallen, aber wieder mal jemanden hier zu haben, der für einen da ist. "Natürlich kannst du das, kannst auch was zum Anziehen von mir haben." Ich warf ihr ein T-Shirt und eine Jogginghose hinüber drehte mich um. "Kann ich eine von deinen Zigaretten haben?" "Du rauchst?" Sie zuckte mit den Schultern. "Selten." Ich lächelte und schüttelte den Kopf. "Komm schon." Erneute schüttelte ich denk Kopf musste nun allerdings lauthals loslachen. Sie guckte mich nur grimmig an und senkte den Kopf. "Doch okay, eine kannst du haben." Also waren wir nun auf dem Weg in den Garten und trafen dort auf meinen noch nicht ganz Stiefvater. Seine Augen weiteten sich als er Lorena entdeckte. "Seit wann ist die denn hier?" Ich schaute ihn entsetzt an und drückte Lorena weiter zur Tür um einem Gespräch aus dem Weg zu gehen. "Wer zur Hölle war das denn?", fragte sie angewidert. "Mein noch nicht Stiefvater." Sie schaute mich bemitleidend an und setzte sich auf die Himmelschaukel, am Ende von unserem Garten. Ich nahm mir den Aschenbecher und stellte ihn zwischen uns auf die Schaukel. Den Abend verbrachten wir lange draußen, bis um zehn. Dann gingen wir schlafen, da ich aber noch Angst um Lorena hatte, beschloss ich die Tür abzuschließen. Ich hörte wie sich die Haustür öffnete und schloss. "Mama?" Keine Antwort. "Warte hier.", sagte ich leise und sie nickte müde. Vermutlich schlief sie schon und hatte mir nur im Halbschlaf geantwortet. Ich schloss die Zimmertür nicht ab, wer weiß ob ich sie retten musste. *zwinkersmiley*
"Du kleiner Bastard.", hörte ich nur und spürte den ersten Schlag. "Du bist hier unerwünscht." Und der nächste Schlag. Daraufhin folgten noch Millionen weitere aber ich zählte sie nicht mehr. "Deine Mutter hat nur Probleme mit dir, ich wünschte sie hätte dich nie adoptiert." Der erste tritt in den Magen. Mittlerweile lag ich auf dem Boden. Was mich wunderte war das ich nicht weinte. Es war mir egal. Ich wünschte mir sogar das er mich tot prügelte. Was er leider nicht tat. "Wehr dich du Mistgeburt. Deine Mutter hätte dich abtreiben sollen." Es tat mir nicht mal weg was er sagte, weil ich wusste das es stimmt. Erst als ich Blut spuckte, ließ er von mir ab und verpisste sich in sein Zimmer. Ich wusste wie Lorena Morgenröte reagieren würde wenn die mich so neben sich liegen sah, aber es war mir relativ egal. Mir würde schon was einfallen. Bevor ich ins Bett ging, schaute ich noch kurz im Bad vorbei. Mein linkes Auge war blau, ich hatte Milliarden von blauen Flecken an meinen Armen, nun ja, eigentlich waren beide Arme einfach komplett blau. Mein Gedicht voller Kratzer und den Rest wollte ich gar nicht sehen. Das Blut aus meinem Mund lief immer noch über meine Lippe und es sah so aus als hätte ich grad einem Menschen Blut ausgesaugt. Ich wusch mein Gesicht so gut es ging sauber und ging dann ins Bett. Meine nach war lang, denn sie Schmerzen ließen mich leiden. Lorena schlief seelenruhig, gut ich hatte auch nicht geschrien, was wohl besser so gewesen war. Nach zwei Stunden wachliegen, schaffte es dann auch ich endlich einzuschlafen.

The Song of the DeadWo Geschichten leben. Entdecke jetzt