Montag, 16. Juli

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"Warum fällt der Kerl immer ins Koma." Christoph's Stimme drang sich in mein Hirn. Er war entlassen worden, wie auch immer er das gepackt hatte. "Er schläft seit 8 Monaten Chris und das nur wegen einer Überdosis. Wieviele muss er denn geschluckt haben, das er so lange im Koma liegt?" Vermutlich war das Julie, seine Freundin. "Ich weiß es nicht, aber es ist gut das seine Mutter ihn hier hat einweisen lassen. Denn es wird besser so sein, wenn er direkt hier bleibt. Ich hab langsam sehr starke Angst um ihn, das kann so nicht weiter gehen." Ich schwöre bei Gott, wenn ich könnte würde ich den beiden jetzt eine Pfanne ins Gesicht werfen. "Er lebt, er atmet und sein Herz schlägt. Das heißt er kann uns hören und er ist geistig anwesend." Genau, ich kann euch hören und jetzt halt die Klappe. "Max, wenn du mich hören kannst, wir vermissen dich. Deine Mutter, Lorena und ich. Peter hab ich direkt am ersten Tag rausgeschmissen. Ich weiß wie sehr du den Kerl hasst und deshalb darf er hier nicht rein. Dein Vater hat dich auch ein paar Mal besucht, er meinte er versucht nun alles besser zu machen. Ich glaube dem Kerl auch nicht so ganz, weshalb ich immer mit im Raum war als er da war. Alles wird gut, das verspreche ich dir. Es gibt viele Leute die dir nun helfen möchten. Du wirst diese Hilfe bekommen." Wollte der mich grad verarschen? Was das sein ernst? Ich war kein psychisch gestörter Serienmörder. Ich konnte gut auf deren Almosen verzichten. "Komm, holen wir uns was zu essen. Ich hab Hunger." Ich hörte wie ein Stuhl zurück geschoben wurde und die Tür geschlossen wurde. Noch immer konnte ich mich weder bewegen noch meine Augen öffnen, weshalb ich an Lorena dachte. Ihr wunderschönes, verwaschenes lila Haar. Ihre Piercings und ihr süßes Lächeln. Wie ich sie vermisste. "Hallo.", sagte ihre vertraute Stimme sanft. "Ich bin total müde, kann seit Wochen nicht mehr schlafen und habe totale Angst das deine Maschinen irgendwann abschalten. Die Schule hatte wieder angefangen und du müsstest eigentlich wiederholen aber aufgrund deines Aufenthaltes hier, darfst du das Jahr aussetzen und nächstes Jahr wieder kommen. Sie halten die den Platz frei." Sie schniefte kurz und fuhr dann fort. "Kaithlins Grab muss neu gemacht werden, der Gärtner hatte sich nicht drum gekümmert. Ihr Vater zieht ihn nun vor Gericht." Kaithlins Vater war hartnäckig, wenn ihm etwas nicht passte, endete das meistens vor Gericht. "Ich weiß übrigens das es keine Überdosis Tabletten war. Lena wird büßen, das kannst du mir glauben. Und deine Mutter ist in Sicherheit. Sie weiß Bescheid und hält sich im Moment bei deiner Oma auf. Zusammen mit Peter." Etwas Erleichterung staute sich in mir ab. "Und Chris wurde auf Kaution entlassen, eigentlich hätte er noch drei Jahre sitzen müssen, aber Julie hat es bezahlt. Wie auch immer sie das Geld so schnell aufgetrieben hatte." Julie war eine, die immer irgendwoher Geld bekam. Meistens nicht ganz legal, aber sie bekam es. Lorena's Kopf legte sich sanft auf meine Bettkante und ich spürte wie sie weinte. Ich wünschte ich könnte was dagegen tun, aber ich konnte es leider Gottes nicht. Ihr Handy klingelte und sie ging ran. "Ich bin noch im Krankenhaus. Ja ich komme bald. Nein ich komme nicht am Supermarkt vorbei. Hol es dir doch selber du blöde Kuh. Ja interessiert mich nicht das du kein Auto hast, dann nehme dein Fahrrad. Nein, ich räume nicht ständig euren Dreck weg und jetzt geh mir nicht auf die Nerven. Nein tu ich nicht. Anna, mein Freund liegt im Koma also lass mich gottverdammt nochmal in Ruhe und mach deine scheisse selber. Wieso ich dir davon nichts erzählt habe? Weil es dich sowieso nicht interessiert. Ja wir reden später." Und man hörte das tuten am anderen Ende der Leitung. Sie stöhnte genervt auf und legte das Handy wieder in ihre Tasche. "Anna nervt mich langsam echt total." Ich musste innerlich grinsen, weil Anna immer diejenige gewesen war, die sie am meisten mochte. Anna und Lianne waren ihre beiden älteren Schwestern, Anna 19 und Lianne 23 Jahre alt. Ihre drei kleinen Brüder, Filip, Viktor und Noah, alle drei 7 Jahre alt, waren die schlimmsten Drillinge überhaupt. Immer wenn sie von ihnen erzählte war ich froh ein Einzelkind zu sein. Obwohl ich irgendwo auf dieser Erde drei Schwestern hatte. "Übrigens habe ich eine deiner Schwestern erreicht." Und auf einmal blieb mein Herz stehen. Ich hörte nur noch wie das Gerät das meinen Herzschlag messen sollte, wie verrückt zu piepen begann und Lorena verzweifelt nach Hilfe rief. Danach ist alles schwarz und vergessen. Nach einige Stunden hatten sie es endlich geschafft mich wieder zu beleben. Und nichts nur das, ich war auch endlich aus dem Koma befreit. Ich schlug meine Augen auf und rieb sie, da das helle Licht mich leicht störte. Meine Arme waren erneut mit Milliarden von Kabeln verbunden und mein Herz schlug wieder normal. Lorena lag in einem der unbequemen Plastikstühlen und schlief zusammengekauert. Ihre Augen waren rot, sie hatte sehr viel geweint. Ich weckte sie nicht, ich gönnte ihr den Schlaf den sie endlich mal bekam. Ich schaute mich im Raum um. Die Wände waren wirklich Gelb, ein großes Fenster zeigte mir die Tageszeit. Mitten in der Nacht. Was Lorena wohl alles für Opfer für mich gebracht hatte. Ich war total ausgelaugt, mein Körper schmerzte und ich spürte meine Hände nicht. Ich war in den 8 Monaten mit einem Schlauch gefüttert und beamtet worden. Eigentlich wollte Lorena nur kurz die Augen öffnen um zu sehen ob noch jemand hier war, aber als sie sah wie ich sie anschaute riss sie ihre Augen förmlich auf. "Max.", sagte sie leise und mit Tränen in den Augen. "Lorena.", sagte ich mit einer total fertig und kaputten Stimme. Sie küsste mich und holte danach einen Arzt. "Schön sie wieder bei uns zu haben. Leider müssen wir Ihnen mitteilen das sie ihren Aufenthalt direkt nach ihrer Genesung hier weiterführen müssen. Und das leider für mehrere Monate." Das war mir klar gewesen, hier dachten alle außer Lorena das ich mich umbringen wollte, aber um einer unnötigen Diskussion aus dem Weg zu gehen, nickte ich nur und legte meinen Kopf ins Kissen. Nachdem er einige Schläuche entfernt hatte, wie die Sonde mit Essen und das Beatmungsgerät, einige Infusionen und ein Schmerzmittel, konnte ich mich besser bewegen und nahm nun Lorena in den Arm. "Es tut so weh dich so zu sehen." "Kann ich mir vorstellen. Wie geht es meiner Mutter?" Sie setzte sich auf und schaute mich lächelnd an. "Ihr geht es gut, sie ist in knapp einer Stunde da. Ich habe ihr geschrieben das du wach bist. Sie freut sich dich endlich wieder wach zu sehen." Ich musste automatisch auch Lächeln. Meine Mutter kam total aus der Puste in meinem Zimmer an. "Max mein Schatz. Wie geht es dir?" Ihre Stimme gab mir wieder Geborgenheit. "Ganz gut soweit." Sie seufzte und ließ sich auf dem zweiten Stuhl nieder. "Lena wird mich nicht töten, das verspreche ich dir." Und ab hier, begann das ganze Theater erst richtig.

The Song of the DeadWo Geschichten leben. Entdecke jetzt