Samstag, 23. Juli

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"Kathy?", hörte ich leise. Die Stimme fühlte sich an als wäre sie Kilometer weit entfernt dabei war sie direkt neben mir. "Kathy wach auf.", sagte die leise Stimme nun lauter aber sanft. Meine Augen öffneten sich leicht und ich erblickte Max sein Gesicht. Er lächelte mich an und gab mir einen Kuss auf die Stirn. "Warum weckst du mich?" Da erblickte ich ihn. Meinen großen Bruder der all die Jahre bei der Bundeswehr gewesen war. Nun stand er da, mit abrasierten Haaren, einem breiten Grinsen und einem Strauß Blumen vor mir. "Dan.", rief ich und schloss ihn in meine Arme. Das er Max nicht angebrüllt hatte wunderte mich, da Dan den Vaterinstinkt hatte, den mein Vater nicht besaß. Er war meine menschliche Bulldogge. "Wie geht's dir?" Ich lächelte leicht. "Besser." Max holte einen zweiten Stuhl und stellte ihn Dan hin. "Soll ich rausgehen? Dann könnt ihr euch in Ruhe unterhalten.", fragte Max dazu. Dan nickte leicht und Max verschwand draußen. "Wieso bist du hier?" "Papa hat angerufen, er wollte wissen ob ich das Wochenende mal nach Hause kommen kann. Bin seit gestern Abend da und bleibe bis Dienstag." Es war so schön seine Stimme wieder zu hören. Nach 5 Jahren war sie ganz in Vergessenheit geraten. "Wie ist es zu all dem hier gekommen?" Er schien betrübt. "Kurz nachdem du gegangen bist würde ich Magersüchtig und habe nichts mehr gegessen. Dann würde ich eingewiesen und es wurde besser. Dann fing es vor einem Monat wieder an, kurz nachdem ich Max kennengelernt hatte." Er schaute mich an. "Wer ist eigentlich dieser Max?" "Mein Freund." Er grinste. "Das freut mich. Wie läufts?" Ich überlegte. Er hatte mich gestern K.O. geschlagen weil er besoffen war und Sex mit mir wollte aber ich nicht mit ihm, abgesehen davon läuft es prima. "Ganz gut.", log ich. "Wie geht's Mama?" "Frag nicht, die Frau ist noch kränker als damals. Papa hat sich nun scheiden lassen." Er seufzte erleichtert. "Gott sei dank hat er es endlich verstanden." Wir beide mussten lachen. Nach vier Stunden musste Dan gehen. "Ich liebe dich Schwesterherz. Bis Montag." Er gab mir einen Kuss auf die Stirn und umarmte mich kurz. Dann tauschte Dan gegen Max. "Ich hab was für dich.", sagte er und schaltete das Licht aus. "Hast du wieder getrunken?" Er schüttelte den Kopf und zündete ein paar Kerzen an. "Darfst du das überhaupt?" Er zuckte mit den Schultern. "Ist mir ziemlich relativ." Dann setzte er sich zu mir aufs Bett. Er hielt eine kleine Schachtel in der Hand. Ich setzte mich auf. "Das wird aber kein Antrag?" Er schüttelte lachend den Kopf. "Nein, ich will dir nur etwas schenken das mir sehr viel bedeutet. Es hat meiner Großmutter gehört." Er öffnete die Klappe und zeigte mir einen Ring. Er war Silber mit einem kleinen Diamanten drin. "Bist du bescheuert? Den kann ich nicht annehmen." Er nahm meine Hand und zog ihn über meinen Ringfinger. "Ich will das du ihn trägst. Meine Großmutter war alles für mich, so wie du." Ich unterdrückte Tränen der Freude. Doch sie ließen sich nicht lange unterdrücken. "Du bist scheisse.", sagte ich und boxte ihm gegen den Oberarm. "Aber du liebst mich.", antwortete er, nahm mein Gesicht in seine Hände und küsste mich. "Wie kannst du mich nach der Aktion überhaupt noch lieben?" "Das Gute in einem siegt." "Ich bin nicht gut, wie ich am Anfang sagte: wenn ich dich schlecht behandeln sollte, Verlass mich. Es gibt Gründe wieso ich keine Freunde habe und wieso mich jeder hasst." "Aber ich bin nicht wie die anderen. Ich will eben ein Arschloch lieben, was Neues erleben. Regeln brechen und unartig sein. Ich will dich an meiner Seite haben, denn durch dich werde ich jemand anderes und das finde ich gut." Er senkte grinsend den Kopf. Doch hätte ich dies besser niemals gesagt.

The Song of the DeadWo Geschichten leben. Entdecke jetzt