Donnerstag, 25. August - Part 1

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Die Nacht war furchtbar gewesen. Ich hatte kaum geschlafen und wenn, dann hatte ich mich nur gequält. Kaithlin war nicht aufgetaucht, was Ihre Worte wahr gemacht hatte. "Sie können nun gehen.", hatte die Krankenschwester gerufen und war im Flur verschwunden. Ich nahm meine gepackte Tasche, den Schlüssel aus der Schublade und verließ das Krankenhaus. Mein Roller war vor dem Krankenhaus geparkt worden. Senna kann kein Roller fahren, wer sollte es sonst gewesen sein? Da entdeckte ich Christoph rauchend und an der Wand lehnend. Er grinste mich an und hielt seinen Helm in der Hand. "Dein Helm ist im Fach. Ich fahre da ich dir noch nicht so ganz vertrauen kann." Er lachte leicht aber ich sah das seine Augen Schmerz ausstrahlten. Nachdem wir ziemlich wackelig Zuhause angekommen waren, setzte sich Christoph in sein Auto. Ja Christoph war 21. Er hatte nun endlich auch mal sein Abi geschafft. Mit einem 2,8 Durchschnitt. Was mich ziemlich wunderte, da die Jahre davor immer 4,8 waren. "Wir sehen uns nachher bestimmt bei Kim auf der Party. Und wehe nicht, ich hol dich ab!" Er startete den Motor und verschwand am Ende der Straße. Ich öffnete die Haustür und atmete den vertraute Geruch von Zuhause ein. Ich zog meine Schuhe aus und legte den Schlüsse auf die Kommode neben der Haustür. In meinem Zimmer herrschte Ordnung. Senna hatte aufgeräumt und das bis in die kleinste Ecke. Auf meinem Bett lagen alte Schachteln Zigaretten die ich immer verlegt hatte und nicht zu ende geraucht hatte, der Bilderrahmen und ein Briefumschlag. Ich näherte mich meinem Bett, schmiss die Tasche auf den Boden und hob den Briefumschlag. Maximilian Søven-Nielsen stand dort mit verwackelter Schrift geschrieben. Ich öffnete ihn langsam und erstarrte. Kaithlin hatte ihn geschrieben. Sie hatte länger als ich gewusst das sie stirbt und hatte mir einen Abschiedsbrief geschrieben.
Mein geliebter Max,
Ich schreibe dir diesen Brief weil ich weiß das es nur noch wenige Tage zu meinem Tod sind. Ich möchte das du mich in Erinnerung behältst. Aber das du auch nicht vergisst das du Mitschuld hast, nicht nur Lena. Ja ich habe dich geliebt aber das war mir zu viel. Ich hätte mich bestimmt im Laufe der nächsten Monate umgebracht, auch ohne Lena. Ich konnte dem allem nicht mehr Stand halten. Ich wollte perfekt sein, für dich. Aber ich war nie genug. Deine Schläge haben mich verletzt, deine Worte auch. Ich war am Ende, wärst du nicht gewesen, hätte ich einen Hungertod entgegen gesehen. Nun habe ich dem Selbstmord ins Auge geblickt. Ich weiß nicht mehr weiter Max, ich bin verzweifelt und wenn ich könnte, würde ich etwas ändern. Dich kennengelernt zu haben. Vermutlich wirst du bei diesen Worten weinen aber das möchte ich nicht. Nehm dir ein Kissen oder etwas worauf du beißen kannst, denn jetzt kommt die Wahrheit.
Du hast mich geliebt und ich habe dich geliebt. Wir waren glücklich so wie es war. Doch du konntest mit Glück nicht umgehen und ich nicht mit Liebe. Du hast mir geschworen mich nie zu verletzen. Erinner dich an meine blauen Augen, meine zerkratzten Arme durch die ganzen Rangeleien die wir hatten, denk an die blauen Flecken an meinem Rücken. Du hast mich verletzt. Vielleicht unbewusst, aber du sollst nicht vergessen wie es war als ich noch da war. Erinnerst du dich an die Wunden? Wann hast du rausgefunden das meine Mutter gar keine Katze besitzt? Wann hast du rausgefunden das ich keine Schlafstörungen habe? Ich hatte Albträume ja, aber ich bin immer vernünftig eingeschlafen. Ich war die treu, ich war ehrlich zu dir, ich war aufrichtig, ich habe dich sehr geliebt. Aber was wir hatten, war zum scheitern verurteilt. Ich war zum scheitern verurteilt. Bitte vergiss mich nicht und vergiss niemals das ich dich liebe. Aber lass dir eins sagen: verschwende niemals dein Leben für mich. Ich bin gegangen aber es werden andere kommen. Bessere, die dich verdienen. Ich liebe dich Max, aber ich muss gehen. Vielleicht sieht man sich ja wieder.
In Liebe, Katihlin.
Ich ließ das Blatt fallen. Meine Sicht vernebelte sich da meine Augen immer mehr mit Tränen gefüllt wurden. Ich brach zusammen und knallte mit dem Kopf auf die Bettkante. Es wurde nicht schwarz, was ich gehofft hatte. Ich wollte einfach nur das es aufhörte. Das der Schmerz aufhörte, der Selbsthass, mein Leben. Es klingelte. "Max.", Lorena's Stimme durchdrang das ganze Haus. Sie klang verzweifelt. Ich richtete mich auf und wischte die Tränen aus meinem Gesicht. Ich sprintete die Treppe hinunter und öffnete die Tür. Sie war rot, vermutlich hatte sie genauso viel geweint. "Kann ich rein kommen? Ich habe sonst niemanden." Ich nickte und machte ihr Platz. Sie blieb im Flur stehen, während ich die Tür schloss. "Ich kann ohne Kathy nicht, sie fehlt mir so." Ich nahm sie in den Arm und ließ den Tränen selber freien Lauf. "Alles wird gut." "Es tut mir so leid was ich gesagt habe." "Schon ok, alles gut." Lange Zeit schwiegen wir uns an, dann schniefte sie kurz. "Wieso hast du vorhin geweint?" Der Abschiedsbrief, wenn ich ihr davon erzähle wird sie mich hassen. "Ach, mir fehlt sie genauso.." Sie schaute mich musternd an. "Was war wirklich?" Mürrisch holte ich den Brief und zeigte ihn ihr. "DU EKELHAFTES SCHWEIN.", brüllte sie und knallte mir eine. Dann warf sie den Brief auf die Kommode und rannte aus der Tür. Und somit hatte ich auch die letzte Person die ich hätte gebrauchen können um weiterzuleben, verloren. Ich machte mich fertig und machte mich auf den Weg zu Kim. Christoph wartete vor der Tür auf mich. "Bereit?" Wir beide lachten. Wenn es ums saufen ging, waren wir die beiden die meistens nicht nach Hause fanden. Und so verlief der Abend auch. Und statt das ich einfach nach Hause ging, ließ ich mich auf etwas ein, was gar nicht meine Angelegenheit war.

The Song of the DeadWo Geschichten leben. Entdecke jetzt