Donnerstag, 21. Juli

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Nachdem ich drei Tage lang zur Schule ging und ich mich von anderen distanziert hielt, rief mich Max nachmittags an. Er weinte und brauchte meine Hilfe. "Ich bin verzweifelt. Was ist wenn Lena dich mir nimmt? Ich habe furchtbare Angst das sie dich umbringt." Sein weinen war so laut das ich mir den Satz irgendwie zusammenreimen musste. "Sie wird mich nicht umbringen." Kurz schwieg er. "Doch wird sie, ich spüre das." Dann begann ich zu schweigen. Das er es spüren konnte war etwas, das er nicht einfach so sagte. Er konnte es wirklich spüren und das, hieß wirklich nichts Gutes. "Max, sie will dir nur Angst machen, sie will dich Schwächen." "Sie will dich ja nicht persönlich umbringen, sie will dich dazu bringen das du dich selbst umbringst." Das erklärte auch meine momentanen Selbstmordgedanken. "Selbst wenn, du weißt das ich dich geliebt habe und es immer tun werde." "Ich lasse es nicht zu das dir was passiert.", sagte er und schniefte. "Schatz, ich bin nicht in Gefahr. Mir geht es gut, in einigen Wochen kann ich vielleicht hier raus. Ich werde immer bei dir sein, egal lebendig oder tot. Und abgesehen davon, will ich mich nicht umbringen. Ob sie mich dazu bringen will oder nicht." Er schwieg wieder kurz. "Ich komme kurz vorbei wenn das noch geht ja?" "Gerne.", sagte ich leise. Es war 15:30 Uhr. Einige Stunden blieben uns ja noch. Nach einer halben Stunde hörte ich von meinem Fenster aus wie er sein Fahrrad in einen der Ständer stellte. Er schaute zu meinem Fenster und sah wie ich ihn lächelnd von der Fensterbank beobachtete. Er machte ein Handzeichen das ich von Fenster weggehen soll. Er nahm seine Tasche und kam hoch. Die Tür öffnete sich und ich fiel ihm um den Hals. "Guten Tag Prinzessin.", hauchte er und gab mir einen Kuss auf die Stirn. "Wir haben am Montag etwas ganz vergessen." Ich schaute ihn fragend an. Er hatte schon länger seine Hand auf dem Rücken, nun holte er einen Strauß Rosen hervor. "Einen Monat und 3 Tage sind wir heute zusammen." "Gott du zählst auch noch die Tage." Er grinste und nahm meine Hand. "Es fühlt sich an als würden wir uns länger kennen. Als würde ich dich schon 16 Jahren kennen." Ich küsste ihn. "Wieso hast du mir Rosen gekauft?" "Weil ich dich liebe und ich will das du weißt, das ich kein Arschloch bin, so wie ich mich oft Verhalten habe. Ich hab auch noch etwas für dich." Er holte aus seiner Tasche einen Bilderrahmen mit einem Bild von uns beiden. Das Bild war entstanden bevor wir zusammenkamen. Das Bild war am Strand entstanden, er lächelte in meine Richtung während ich in die Kamera lächelte. Sein Lächeln war so ehrlich, so glücklich. Der Max der heute vor mir steht, trägt ein Lächeln das weder ehrlich noch glücklich ist. Es ist ein bedrücktes und besorgtes Lächeln, eins das sagt ich brauche dich und kann ohne dich nicht leben. "Das Bild ist so schön, das war immer mein Lieblingsbild gewesen." "Die restlichen hängen an der Wand über meinem Bett. Damit ich nachts gut schlafen kann." Er streichelte über meine Wange. "Wie geht's dir?", fragte er. "Mir geht's gut und dir?" Er zuckte mit den Schultern. "Ich mach mir nur Sorgen sonst gut." Ich zog sein Gesicht zu meinem. Er war um wesentliches Größer als ich. Er war ungefähr 1.86 und ich 1.69. Ja ich weiß, ich war mit 16 eben ein kleiner Zwerg. Jedes Mal wenn ich sein Gesicht an meins runter zog musste er lachen weil der Größenunterschied uns so furchtbar anzog. "Ich bin groß genug um auf mich selber aufzupassen, ich schaff dass, keine Sorge.", flüsterte ich und küsste ihn. "Wie wär's mir spazieren gehen?" Ich nickte grinsend. Einen Menschen wie ihn wollte ich nicht nochmal suchen müssen. "Weißt du, ich weiß nicht wie das weitergehen soll. Wenn ich bei dir bleibe bringt sie dich um, wenn ich gehe bringt sie mich um. Vermutlich wäre das zweite weniger schlimm aber ich will dich nicht alleine lassen." "Dann lass mich nicht alleine." "Damit gefährde ich dich aber.", sagte er leise. "Das ist mir egal.", sagte ich und drehte sein Gesicht in meine Richtung. "Lieber sterbe ich glücklich mit dir als unglücklich ohne dich." "Du bist nicht glücklich mit mir, du hast Angst." Ich schauten ihn verwirrt an. "Du hast Angst vor mir und verlässt mich deshalb nicht." "Das ist nicht wahr." "Verdräng die Wahrheit nicht, ich weiß das es so ist." Ich dreht mich von ihm weg und schaute zur Sonne. Es war warm, aber windig. Seine Hand griff nach meiner. "Ich liebe dich." "Ja ich habe Angst." Er schwieg. "Wieso?" "Das fragst du noch? Wer hat mich geschlagen, mich zur Selbstverletzung zurück gebracht? Wer hat mir gezeigt das ich sinnlos sei?" Er schaute auf seine Füße. Ich küsste ihm auf die Wange. "Tut mir leid.", flüsterte ich. "Du hast schon recht." Seine Augen glänzten. Zum ersten Mal sah ich Verzweiflung in ihm. Und Angst. Riesige Angst.

The Song of the DeadWo Geschichten leben. Entdecke jetzt