- Mittagsschlaf -

34 1 0
                                    

Dieser Traum fing schon anders an. Ich wachte in einem kleinen Holzhaus auf. Weit war es aber wahrscheinlich nicht von der üblichen Stelle entfernt, da ich das Meer noch deutlich rauschen hören konnte. Ich lief zur Veranda und schaute aus dem großen Fenster. Das Wetter war wie immer düster und kalt. Heizungen gab es hier wohl nicht, aber wenigstens Licht. Ich betrat die Küche und schaltete das Licht an. Da fiel mir auf wo ich war. Im Haus meines Vaters. Aber es war wie leer gefegt. Weder mein Vater noch sonst irgendwer war hier drin. Ich setzte mich auf die Küchenzeile und hörte einfach dem Meer beim Rauschen zu. Eine Weile klappte das ganz gut, dann hörte ich knarrenden Boden über mir. Dann einen Schrei. Dann ein klatschen. Ich rannte die Treppe in den ersten Stock nach oben und öffnete die Tür zum Zimmer aus dem die Geräusche kamen. Es war eine Szene die ich eigentlich verdrängen wollte. Kathy und ich stritten uns, ich schlug sie immer wieder während sie schon auf dem Boden kauerte und weinte. Es war so ein schrecklicher Anblick zu sehen was für ein schrecklicher Mensch ich war. Ich schloss die Augen kurz und als ich sie wieder öffnete war alles beim Alten. Das Zimmer war leer und das schwache Tageslicht erhellte den Raum mäßig. "Hallo.", sagte eine schwache Stimme hinter mir. Ich drehte mich um und zog sie in eine lange Umarmung. "Komm mit.", flüsterte sie und nahm meine Hand. Wir verließen das Haus und setzten uns an den Strand. Es regnete bereits aber das war uns beiden ziemlich egal. "Wie geht es dir?", fragte sie besorgt. "Schlecht. Sehr schlecht um ehrlich zu sein. Ich würde lieber sterben als dieses verdorbene Leben noch weiterzuleben." Sie schaute mich mit ihren wunderschönen Augen sehr bedrückt an. "Ich möchte aber das du das beste aus deinem Leben machst, egal wie schwer es wird. Du hast Lorena.." Sie hörte auf zu reden und schaute zurück aufs Meer hinaus. "Ich liebe dich.", sagte ich und nahm ihre Hand. "Und deshalb musst du mich loslassen. Dir jemand neuen suchen, jemanden der dich verdient." "Ich will dich. Nur dich." "Lorena ist hübsch, nett, charmant, humorvoll.." "Aber sie ist nicht du." Sie schwieg. "Aber sie kann mich gut ersetzen." "Niemand kann und soll dich ersetzen." Sie drehte mein Gesicht in ihre Richtung und schaute mich traurig an. "Lass los Max, es wird besser. Fang was neues an. Egal mit wem, tu es. Fang von vorne an. Lebe weiter. Ich kann dich nicht ewig besuchen und für dich da sein, ich bin nun mal tot. Irgendwann reicht meine Kraft nicht mehr aus um herzukommen. Du musst das alleine schaffen." Sie küsste mich stark und lange, als ich meine Augen öffnete war sie weg. Sie meinte das ernst. Aber ich war noch nicht bereit loszulassen. Nicht jetzt. Ich stand auf, klopfte mir den Sand von der Kleidung und ging zurück ins Haus. Der Regen war stärker geworden und tat schon etwas weh auf der Haut. Ich lief durch das Haus und betrachtete alles sehr genau. Bis mir ein Bild auffiel das alles in mir zerriss. Es war ein Bild an der Wand von meinem Vater und .. Lena. Ja ihr habt richtig gehört. Lena Pedersen und mein Vater, Niklas Søven, waren auf einem Bild. Ich nahm das Bild in die Hand und betrachtete es. Das Bild schien noch nicht alt zu sein aber es war etwas verstaubt. Beide lächelten in die Kamera und hielten sich gegenseitig im Arm. Ein Bild das nicht mehr als wütend machte da mein Vater sowieso schon ein Arschloch gewesen war, aber das machte es nicht besser. Ich schmiss das Bild innerhalb von fünf Sekunden mit einer unglaublichen Wut gegen die nächst gelegene Wand. Der Rahmen zersprang in Millionen von teile und das Bild landete langsam und sanft auf dem Boden. Nun veränderte sich das Wetter von regnerisch und kalt zu sonnig und warm. Die Wolken verschwanden langsam und die Wärme der Sonne durchwanderte das ganze Haus. "Weibisch sehe hast du das Bild gefunden." Die tauchte immer echt dann auf wenn ich sie nicht gebrauchen konnte. "Ja stell dir vor, sonst würde es da jetzt nicht liegen." Langsam wurde mir kalt also zog ich meinen Pullover den ich an hatte enger an meinen Körper. "Du bist ein Weichei. Ein Schwächling. Ein nichts. Niemand braucht dich.", flüsterte sie mir ins Ohr. Ich drehte mich zu Seite und baute mich vor ihr auf. "Das will mir diejenige erzählen die ihre Tochter umgebracht hat und von jedem verabscheut wird?" Sie lachte laut. "Zufälliger Weise war ich das aber nicht alleine. Deine liebe Freundin Kathy wurde nicht von mir umgebracht. Ich habe nur angewiesen wie. Dein Vater hat das Werk vollbracht." Es knallte ziemlich laut als ich Lena eine verpasste. Der Schlag schien auch ziemlich fest gewesen zu sein, da sie sich zum ersten Mal die Hand an die Wange hielt. "Du bist mutiger geworden, das solltest du zügeln. Das könnte dir ganz schnell zum Verhängnis werden." Ich war nicht der Mensch der auf Mädchen einschlug, aber ich verlor immer mehr die Kontrolle über mich. Ich presste sie gegen die Wand und betrachtete sie. Sie grinste hämisch, ihre Augen waren weiterhin grün. "Was tust du jetzt?" Ich durfte nicht dran denken sonst würde sie richtig handeln können. Ich holte aus und verpasste ihr wieder eine. Sie seufzte kurz, dann schniefte sie. "Jetzt heulst du oder wie?", schrie ich ihr ins Gesicht und packte sie am Hals. "Max, lass mich los." Von ein auf den anderen Moment änderte sich Lena's zu Kaithlin's Gestalt. Ich ließ meine Hand von ihrem Hals und sie sackte auf ihre Knie. "Es tut mir leid." Sie atmete unregelmäßig. "Schon gut." Ich packte sie am Arm und half ihr hoch. Sie klammerte sich an mich. "Danke." Eine Weile verharrten wir in dieser Position, dann löste ich mich von ihr. "Du schaffst das, ich glaube an dich." Sie nahm meine Hand und Strich sanft über meinen Handrücken. "Ich liebe dich.", flüsterte sie und küsste mich.

Vermutlich war dieser Traum länger als mehrere Wochen gegangen, denn als ich mein Bewusstsein erlangte, war ich an einem Beatmungsgerät angeschlossen. Ich war ins künstliche Koma versetzt worden.

The Song of the DeadWo Geschichten leben. Entdecke jetzt