Montag, 8. November

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Als ich mein Bewusstsein erlangte, war alles ziemlich durcheinander. Da ich mich weder bewegen konnte, noch sonst irgendwas tun konnte, war ich gezwungen, einfach nur dem Gerede zuzuhören. "Wie lange wollen sie noch warten, es sind fast zwei Monate vergangen in denen kein Lebenszeichen kam. Wenn er nicht innerhalb von 4 Tagen aufwacht, müssen wir die Maschinen abstellen. Es tut mir leid." Ich spürte wie eine Hand nach meiner griff. Es war die meiner Mutter. Sie schniefte laut und stütze sich an der Bettkante ab. "Du bist ein Kämpfer Max, du schaffst das." Sie zitterte stark, weil sie Angst hatte. Zu gerne hätte ich jetzt ihre Hand feste gedrückt um ihr zu zeigen das ich wach bin, aber mein Körper spielte nicht mit. "Ich weiß das du mich hören kannst, ich weiß das du anwesend bist. Deshalb sage ich dir dies jetzt: ich liebe dich. Du bist mein Sohn, mein ein und alles. Kämpfe für mich. Für Kathy, für Lorena. Für deinen Vater." Und plötzlich verkrampfte sich alles in mir. Niemals würde ich für diesen Verräter aufwachen. Da würde ich lieber sterben. Eine Weile verging und meine Mutter ging. "Bitte wach auf.", hatte sie noch geflüstert und mir einen Kuss auf die Stirn gegeben. Ich bekam nie viel mit, aber wenn man im Koma lag und alleine war, war es so schrecklich langweiliger als am Leben zu sein und nichts zutun zu haben. Ich hörte wie langsam die Tür geöffnet wurde und geschlossen wurde. Eine etwas kleinere Hand ergriff meine, sie war eisig kalt. Könnte nur Lorena sein. Sie zitterte noch mehr als meine Mutter. "Die zwei Monate waren schrecklich. Christoph sitzt nun endgültig hinter schwedischen Gardinen weil er damit nicht klar kommt und nur noch Mist macht. Deine Mutter arbeitet nicht mehr und dein Vater ist abgehauen. Selbst Lena geht nicht mehr aus dem Haus. Ich bin die einzige die versucht damit klarzukommen, aber es ist schwieriger als gedacht. Ich bleibe die nächste vier Tage bei dir, weil ich weiß das du es schaffst. Ich glaube an dich Max." Wie gerne ich mich jetzt aufgesetzt hätte und sie in den Arm genommen hätte aber wie schon erfahren wollte mein Körper das nicht. Sie legte ihren Kopf auf meine Bettkante. "Christoph hat jemanden fast getötet weil er gesagt hat das du es nicht anders verdient hast. Und in der Schule wird das Gerede immer schlimmer. Mittlerweile meinen sie das du endlich von den Maschinen abgeschlossen werden sollst, aber ich bin eine der wenigen die sagt das du es schaffst. Ich hab dir das nie gesagt, aber du bedeutest mir was. Was du Kathy angetan hattest war kacke und dafür bin ich dir immer noch böse aber ich mag dich. Vermutlich mehr als ich sollte." Hätte ich gekonnte, hätte ich jetzt gelächelt. Und ich konnte es sogar tun. "Max?" Ich spürte wie Lorena meinem Gesicht näher kam. Mein Kopf war nach rechts gedreht als ich an die wand blinzelte. Es wurde heller und heller und ich erfasste die ersten Umrisse meines Zimmers. Als ich meinen Kopf drehte erblickte ich das wunderschöne Gesicht von Lorena. Moment, wunderschön? Wie denk ich hier bitte, das ist die beste Freundin meiner Toten Freundin. "Hallo.", sagte sie leise und hob ihren Kopf langsam vom Bett. Ich lächelte erneut, was sie auch zum Lächeln brachte. Irgendwas ließ mich in ihrer Gegenwart so wohl fühlen. "Komm her.", sagte ich heiser und öffnete meine Arme. Sie zögerte, legte sich dann aber irgendwie zu mir, da zwanzig Millionen Kabel in mir verankert waren. Sie legte ihren Kopf auf meine Brust und ich spürte ihren nervösen Atem. Eine Weile lagen wir da bis ihr einfiel das sie dem Arzt Bescheid sagen musste. Also verließ sie das Zimmer und suchte einen Arzt. "Guten Morgen Herr Søven-Nielsen. Wie geht es Ihnen?" "Mein Körper schmerzt, ansonsten geht es mir gut. Wie lange habe ich geschlafen?" "In vier Tagen wären es zwei Monate gewesen." Lorena setzte sich wieder zu mir und lächelte mich schief an. Dann tat ich etwas das ich vermutlich mehr bereue würde als ich sollte. Ich beugte mich zu ihrem Gesicht vor und schaute ihr in die Augen. Sie funkelten wie als hätte sie Angst. Dann schloss ich meine und küsste sie. Es herrschte Stille im Raum. Der Arzt schien schon gegangen zu sein, denn die Geräte piepsten normal wie immer. Lorena legte ihre Hände an meine Wangen und küsste mich zurück.

Und in dem Moment realisierte ich das ich bereit war von vorne anzufangen, hatte aber vergessen, das Lena nur darauf gewartet hatte das ich dies denke, damit sie wieder angreifen konnte.

The Song of the DeadWo Geschichten leben. Entdecke jetzt