Freitag (Nacht) - Samstag, 11. September

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Und da war sie wieder, diese reale Traumwelt. Das Meer rauschte und die Wellen schlugen wie als wären sie wütend, gegen die Gesteine am Ufer. Es war ein anderer Platz als gewohnt, aber das störte mich nicht. Es war windig und der Himmel war mit schwarzen Wolken bedeckt. Ich setzte mich unter eine Klippe aus der ein Stück vom Gestein herausragte und prima als Dach diente. Hier saß ich nun, starrte aufs Meer und hörte der Geräuschkulisse zu. Die Möwen waren nicht zu überhören mit ihren Geräuschen die sehr unangenehm waren für jemanden, der gerade eigentlich schlief. "Hallo.", flüsterte eine mir bekannte Stimme die sofort mein Herz erwärmen ließ. Kaithlin setzte sich neben mich und lehnte sich an meine Schulter. "Ich hab dich gestern reden gehört. Ich liebe dich auch, aber das mit dem wir sehen uns bald wieder hat mir nicht so gefallen." Ich grinste auf meine Hände. Das war mir klar gewesen. "Wie geht es dir?" Ihre Stimme klang gebrochen und erschöpft. "Wie soll es mir gehen? Ich habe keinen Grund zu sagen das es mir gut geht, denn dieser hat mich vor kurzem alleine gelassen und ist einfach mal so von der Erde verschwunden." Sie schmiegte sich etwas fester an mich. "Und dir?" Sie kicherte. "Ich bin nach wie vor tot, ich kann nicht definieren ob es mir gut oder schlecht geht. Ich bin nur hier, weil du mich brauchst." Ich schaute ihr nun zum ersten Mal wieder ins Gesicht. Blau traf in Gelb. Ich hatte ganz vergessen wie schön sie war mit ihrem Braun schimmerndem, blonden Haar, mit ihren kristallblauen Augen und ihrer Narbe an der Wange. Ihre Haare waren länger geworden, auch wenn das gar nicht möglich war. Dafür war es aber auch ziemlich spröde und kaputt. Ihre Augenringe waren viel schlimmer geworden, man könnte meinen Tote würde niemals schlafen. Um ihre Pupille hatten sich die Adern zu dunkelrot gefärbt, was einem Angst einjagte. Je länger ich sie betrachtete, desto mehr fiel mir auf wie sehr sie gelitten hatte. "Schatz, alles in Ordnung?" Nun schaute sie mich ebenfalls an. Ich nickte und strich ihr durchs Haar. Sie lächelte leicht und blickte wieder hinaus aufs Meer. "Mach dich nicht mehr so fertig. Ich weiß du hast meinen Abschiedsbrief gelesen und ich weiß das er dich zerrissen hat. Das tut mir leid." Noch bevor sie weiter reden konnte, packte ich sanft ihr Gesicht, zog es zu meinem und küsste sie. Wie ich ihre Lippen vermisst hatte. Ihre Lippen waren kalt, wie jedes andere Körperteil von ihr. Nachdem der kleine Kuss in eine Knutscherei über ging, brauchten wir beide eine kurze Pause zum Atmen. "Du fehlst mir.", flüsterte ich, ihr zu. "Du mir auch. Aber ich muss jetzt gehen. Wir sehen uns wieder.", sagte sie, küsste mich kurz und verschwand. Nun war ich wieder alleine, an einem Ort den ich nicht kannte. Aber nun erschien die Sonne. Der Regen hörte auf und die Wolken verschwanden. Ich kletterte aus meinem Versteck und sah aufs Meer hinaus. Etwas stimmte an diesem Traum nicht. Es war zu real, dennoch war er aber auch zu unecht. Man könnte meinen das man meine Träume manipuliert. "Nein, niemand manipuliert deine Träume. Du gestaltest sie dir so wie du es möchtest.", ging es mir durch den Kopf. Mein Kopf senkte sich in Richtung Sand in dem mein Namen geschrieben stand. Dann kamen immer mehr Buchstaben dazu. "Gestalte alles so wie du es willst und du wirst sehen das nicht alles so ist wie du es willst." Das konnte nur Lena geschrieben haben. "Ich bin nicht Lena. Ich bin jemand der dir helfen will es aus ihren Fängen zu schaffen. Mein Name beginnt mit D." Dan? "Ja. Und nun wach auf, es ist schon früher Vormittag." Und immer wieder vergaß man die Zeit beim schlafen. Okay, der war nicht witzig. Ein letztes Mal schaute ich mich um, sah wie die Sonne aufging und sah dann nur noch schwarz, bis ich schlussendlich meine Augen öffnete und zurück in die Realität kam.

"Guten Morgen.", sagte die Krankenschwester und nickte lächelnd. "Wie viel Uhr haben wir?" "06:37 Uhr. Aber das du schon wach bist finde ich sehr gut. Um eins kommt der Arzt und redet mit dir darüber wie es weitergehen soll. Um halb vier kommt dein Psychologe und redet mit dir über die wichtigsten Dinge die er wissen muss. Sag es ihm, auch wieso du hier bist." Sie stellte etwas an meinen Geräten um, vermutlich verringerte sie mein Schmerzmittel das ich nachts bekam da mein Arm wieder wehtat. "Ich weiß, das du jetzt Schmerzen hast aber du musst dich dran gewöhnen. Es wird wieder besser, versprochen." Sie legte ihre Hand kurz auf meine Schulter und strich drüber. Ich nickte und daraufhin verließ sie den Raum. Ich versuchte wieder einzuschlafen aber mein Hirn redete mich mit erneutem Müll zu den ich gar nicht wissen wollte. Um elf gab ich auf und setzte mich auf. Ich lief zum Fenster und sah einen düsteren Tag. Ein Tag an dem deine Laune schon vorprogrammiert war weil man an so einem Tag, keine gute Laune haben könnte. Ich öffnete mein Fenster und starrte runter. Ich war vermutlich im siebten Stock, dem letzten und soweit ich wusste das, wo die Menschen mit psychischen Problemen hinkamen. Der Wind war kalt und stark. Er wehte mir immer wieder aufs neue die Haare ins Gesicht und dabei waren meine Haare ein paar Zentimeter lang. Als ich das Fenster wieder schloss begann es zu regnen. "Maximilian, geh bitte vom Fenster Weg." Endlich essen. Auch wenn das Essen hier nicht das beste war, war es immerhin essen. Um eins kam genau pünktlich mein Arzt zur Tür rein. Und was er dann versuchte klarzumachen, machte die ganze Situation nicht viel besser.

The Song of the DeadWo Geschichten leben. Entdecke jetzt