Montag, 18. Juli

116 5 0
                                    

- Kathy -
Ich wachte schreiend von meinem Albtraum auf. Das Licht ging an und meine Betreuerin kam hinein gerannt. "Was ist los? Was ist passiert?" "Nur schlecht geträumt." "Brauchst du was?", fragte sie besorgt. Ich schüttelte den Kopf. Sie legte ihre Hand auf meine Wange, streichelte sie Kurz und schaltete dann das Licht aus. Schlafen konnte ich nicht mehr, der Traum hatte mir jegliche Lust zum schlafen genommen. Am späten Vormittag stand plötzlich Max in meiner Tür. "Zurück in die Schule.", sagte ich und schluckte dabei mein Essen runter. "Der Lehrer hat mich nach Hause geschickt weil ich ihn genervt habe das ich nicht schreiben kann." Wir beiden mussten lachen. "Ich hab gehört meine Prinzessin ist heute Nacht schreiend auf ihrer Erbse aufgewacht?", sagte er und setze sich auf den Stuhl neben meinem Bett. "Nichts schlimmes, alles gut." Er schaute mich böse an. "Es ging um Lena, zufrieden?" Er stöhnte genervt. "Die Frau stech ich noch ab." Ich schaute ihn entgeistert an. "Sie wollte dich auch abstechen, guck nicht so." Wo er recht hat, hat er recht. "Schön das du wenigstens isst." Ich hielt ihm eine Hälfte meines Brötchens hin. "Du scheinst auch lange nichts mehr gegessen zu haben." Er schüttelte den Kopf. "Iss.", sagte ich und schaute ihn böse an. Er nahm die Brötchenhälfte und aß sie gezwungen auf. "Ich weiß wie hart das alles momentan ist, aber da müssen wir durch. Wir schaffen das." Er nickte. "Kathy ich möchte nicht das dir etwas passiert, wenn du mich verlässt würde ich dich da vollkommen verstehen, ich meine.." "Bist du bescheuert? Ich lass dich doch nicht gehen nur weil so eine kranke Frau meint sie dürfte mir sagen was ich zutun habe. Ich liebe und brauche dich, ohne dich schaff ich die scheisse hier gar nicht." Ich quälte mich aus meinem Bett, ich hatte so unerträgliche Schmerzen im Bauch aber das war mir egal und setzte mich auf Max seinen Schoß. Er legte seinen Kopf auf meine Schulter und legte seinen rechten Arm um meine Taille. 10 Minuten saßen wir ungefähr so da, da kam meine Betreuerin rein. "Tägliche Untersuchung Schatz. Max kann so lange hier warten, dauert nur ein paar Minuten." "Kann ich auch mitgehen?" Sie nickte und lächelte Max an. Mein Arzt wog mich, ich hatte 1 Kilo zugenommen. Dann maß er wie breit meine Hüfte ist und ob mein Brustumfang größer geworden war. Viel hatte sich da nicht verändert, aber das Gewicht war für ihn das wichtigste. "Ich bin unheimlich stolz auf dich. Noch zwei Kilo und du kannst nach Hause." Er drückte Max und mir die Hand und wir verließen sein Büro. "Ich hab Hunger.", sagte ich lachend. "Du hattest doch gerade essen?", fragte Max verwundert. "Dann lass uns wohin fahren und noch was essen." Ich rannte in mein Zimmer und begann Klamotten zu suchen. Nachdem ich meine Lieblingshose und einen von Max Pullis anhatte so wie meine total ausgelatschten Chucks, liefen wir runter in den Eingangsbereich. "Wohin geht's?", fragte die ältere Dame die heute hinter dem Tresen stand. "In die Stadt, etwas essen." Sie lächelte über beide Ohren. "Schön das zu hören. Aber seit gegen 18 Uhr wieder da." Wir nickten und verließen das Gebäude. Wir setzten uns im Bus nach ganz hinten. "Es ist so schön endlich mal wieder rauszukommen." Max zog mich an sich und küsste mich. "Ich bin froh das ich das noch machen kann." Lange Zeit schauten wir uns in die Augen, dann küsste ich ihn erneut. "Wenn ich könnte, würde ich dich sofort ausziehen.", flüsterte er mir mit einem Kuss auf die Lippen. "Lass uns zu dir fahren und du kannst es." Er überlegte nicht lange und stieg mit mir am Bahnhof aus. Wir warteten auf den Bus der in seiner Straße hielt. "Senna ist weg." "Umso besser.", lachte ich und betrat sein Haus. Kaum war die Tür geschlossen, küssten wir uns erneut. Es dauerte nicht lange, da standen Max und ich nur noch in Unterwäsche im Flur. "Wollen wir nach oben?" Ich dreht mich um und ging Richtung Wohnzimmer. "Wieso nicht die Couch?", sagte ich und blieb im Türrahmen stehen. Dieses Mal ignorierte ich das Gefühl das mir sagte das nach heute etwas schreckliches passieren würde, denn ich wollte es genießen. Es fühlte sich so richtig und gut mit Max an. Nicht so wie mit Lukas, der Junge der mein Herz als erstes bekam. Und vorerst auch als letztes. Wir kamen an meinem 14ten Geburtstag zusammen, trennten uns kurz nach meinem 15ten. Nachdem wollte ich niemanden an mich ranlassen, meine Magersucht verschlimmerte sich. Ich war gefangen in der Trauer, in der Wut und in dem Hass. Er hatte mich nur benutzt. Er war schon 17 gewesen, ein alter das für mich zu weit war. Nach einem Jahr wollte er mehr, aber ich wollte nicht. Also suchte er sich eine in seinem Alter und verpisste sich. Ein leises Stöhnen entglitt meinem Mund. Dann konnte ich nicht mehr weiter an Lukas denken. Zu schön fühlte es sich an um an einen Wichser wie ihn zu denken. Max legte sich neben mich. "Ich liebe dich.", flüsterte er verschnauft und küsste mir auf die Stirn. Dann begann er eine Art Schnapp Atmung. "Max?" Er zeigte auf seinen Pullover. Ich rannte dort hin und holte das Asthmaspray raus. Er nahm es und atmete langsam aus. "Seit wann hast du Asthma?" "Zwei Jahre." Wir zogen uns an und machten uns noch was zu essen. Es war erst 12 Uhr. Zeit hatten wir noch genug. "Jedes Mal wenn ich dir in die Augen schaue, frage ich mich, womit ich dich verdiene.", sagte Max und blickte mir tief in die Augen. "Weiß nicht, vermutlich verdiene ich auch dich nicht." Er schaltete den Fernseher ein. "Heute Morgen gegen 09:30 Uhr fuhr ein Auto auf der E 20 von Kopenhagen nach Malmö, von der Fahrbahn in eine Leitplanke und zerschellte. Der 35 jährige Fahrer und seine 3 Jahre jüngere Freundin kamen dabei ums Leben. Warum der Fahrer von der Fahrbahn abkam, ist nicht klar." Ich schaltete den Fernseher aus. Max nahm mich in den Arm, aber ich spürte nichts mehr. Es war alles so leer in mir. Alles deutete darauf hin das es mein Vater war. Doch dann klingelte mein Handy. "Papa?" "Schatz mach dir keine Sorgen, uns geht es gut. Wo bist du?" "Ich bin bei Max, wo seid ihr?" "Auf dem Weg nach Hause. Diese Verhandlung war total sinnlos.", lachte er. "Ich liebe dich Papa.", sagte ich und schniefte leise. "Ich liebe dich auch mein Engel. Mach's gut, bis morgen." Danach legten wir auf. "Geht's ihm gut?" Ich nickte. "Gott ich dachte schon Lena hätte es geschafft ihn zu töten." "Sie ist zu vielem fähig aber das würde sie nie tun." Max zuckte mit den Schultern. "Was wollen wir noch machen?" Lange war es still, dann erhob ich mich. "Unser eigentlich tägliches Ritual." "Ein Spaziergang am Strand, wie sie wünschen Prinzessin.", sagte Max und küsste mir auf die Stirn. Lange Zeit dachte ich das nun alles wieder gut wird, doch das stellte sich als großer Fehlgedanke raus.

The Song of the DeadWo Geschichten leben. Entdecke jetzt