Samstag, 13. November

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"Max, steh auf. Wir haben 12 Uhr morgens.", sagte meine Mutter sanft und rüttelte mich an den Schultern. Mein Schädel brummte und mein Körper war total schlapp. "Lass mich bitte schlafen." Doch weit verfehlt. "Deine Großmutter kommt heute, bin steh auf und zieh dich an." Nun erst verließ sie mein Zimmer. Ich setze mich auf und wurde halb erschlagen von meinen Kopfschmerzen, also stolperte ich ins Bad und nahm mir drei Tabletten aus der kleinen Dose. Nachdem ich sie geschluckt hatte, putzte ich mir die Zähne und machte mir meine Haare. Ich sah schlimm aus, so wie immer seitdem Kaithlin weg war. Meine Augenringe waren nun schwarz, meine Haare hatten einen helleren Braunton angenommen. Meine Augen waren das einzige was noch seine Farbe erhalten hatte, wenn sie nicht sogar heller geworden waren. Meine Pickel waren zurück gegangen und meine Sommersprossen waren verschwunden. Ein Vorteil an all dem hier. Nachdem ich mich angezogen hatte, ging ich die Treppe runter. Mein Schädel hatte inzwischen Ruhe gegeben und ich konnte wieder klar denken. "Guten Morgen Max.", lachte der Freund meiner Mutter. Niemals wird der mein Vater. "Tag.", brummte ich nur und nahm mir ein Glas in das ich Wasser füllte. "Na Kater ausgeschlafen?" Halt doch einfach dein Maul. "Hahaha witzig.", gab ich sarkastisch von mir. "Freundchen, ich weiß wie sehr du deiner Mutter Sorgen machst. Pass langsam mal auf was du tust, es macht sie nämlich auch ziemlich fertig." Mittlerweile stand er direkt vor mir. "Von dir lass ich mir sicherlich nichts sagen. Du kannst sie gerne heiraten, aber ich werde dir damit dein Leben zur Hölle machen." Ich nahm mir was zu essen und ging wieder hoch in mein Zimmer. Gott, der Kerl dachte auch er sei was besonderes. Den Mittag verbrachte ich damit fern zu sehen und zu essen. Dann klingelte es. "Hallo Mama, wie geht's dir?" Ich frag mich bis heute wie meine Oma hierher gefunden hatte geschweige wie sie noch ein Auto fahren kann. Ich lief langsam die Treppe hinunter und nahm meine glücklich lächelnde Oma in die Arme. "Wie geht es dir mein Junge?" Tja, meine Oma konnte man nicht anlügen. "Es geht. Besser als sonst." Sie sah wie sich Tränen in meinen Augen sammelten und zog mich erneut in eine Umarmung. "Alles wird gut, das verspreche ich dir." Meine Oma war die einzige gewesen der ich immer mein Herz ausgeschüttet hatte, der ich vertraut hatte. Sie war meine Therapeutin. "Essen ist gleich fertig, geht schon mal ins Wohnzimmer." Ich begleitete meine Oma zur Tür hinein und half ihr sich hinzusetzen. Mein "Stiefvater" hingegen saß auf dem Sofa und schaute fern. Toller Schwiegersohn. "Willst du was trinken?" Sie schüttelte den Kopf und deutete mir das ich mich hinsetzen soll. "Peter könntest du deiner Frau vielleicht in der Küche helfen?" Er nickte nur und verschwand aus dem Wohnzimmer. "Wie geht es dir? Ich sehe das du kämpfst." Ich senkte meinen Blick auf meine Füße. "Ich hab meine Freundin verloren." Sie blickte stur gerade aus, vermutlich war sie nun endgültig blind. "Das tut mir leid, woran?" "Selbstmord." Sie schwieg eine Weile. "Davon habe ich gehört, Max du solltest dir keine Gedanken machen. Es hatte seinen Grund, es sollte so sein. Du sollst nur nicht vergessen, das ich dich liebe. Du bist mein einziger Enkel, wenn nicht blutsverwandt." Ich kämpfte mit stark mit den Tränen. "Weinen ruhig, es ist Ordnung." Und prompt liefen die Tränen. "Wie geht es dir sonst so? Wie läuft die Schule?" Ja, wie lief die Schule. Schlecht bis kacke. "Nicht gut." "Also bleibst du wieder sitzen?" Ich musste lachen, sie sah nichts aber wusste worum es ging. "Max, ich kenne dich mittlerweile und damit weiß ich auch was dein Unterton verrät. Ich achte darauf seitdem mein Augenlicht erloschen ist." "Danke Oma." Sie lächelte. "Hast du neue Freunde gefunden?" "Nein." Sie seufzte. "Ich hoffe das du jetzt nicht wieder im Alkohol versinkst." Und danach brach langes schweigen ein. Ich wusste das sie es wusste, sie kannte mich. Aber es tat weh es ihr zu sagen, weil sie die einzige war die an mich geglaubt hatte. Sie unterstützte mich. "Max, antworte." Ich atmete tief ein. "Doch." Sie nahm meine Hand und strich über den Handrücken. "Alles wird gut, ich bin da für dich." Und das war das erste Mal das ich diese Worte wieder glaubte. Denn meine Oma war ehrlicher als jeder andere Mensch, denn aus dem Grund das sie blind war, hielt sie sich nicht mehr zurück. Sie war nun auch über 75 Jahre alt und war für ihr alter trotzdem eine wunderbare Frau, d es ja immer hieß alte und alleinstehende Frauen werden bösartig. Aber sie sie war ein Ausnahmefall. Sie war besonders. Ihre weißen Augen machten mich traurig. "Hör auf mich anzustarren Max, ich weiß wie meine Augen aussehen." "Tut mir leid Oma." Sie kicherte leicht und wendete dann ihren Kopf in meine Richtung. "Du schaffst das, ich weiß es." Und somit war das Gespräch für mich beendet. "Willst du was essen?" Sie nickte leicht und ich begab mich in die Küche. "Ja, es ist fertig. Hier dein Teller." "Mama ich hab keinen Hunger." Ihre Augen strahlten etwas Böses aus, weshalb ich mir den Teller von mir und den für meine Oma schnappte und zurück ins Wohnzimmer ging. "Wann hast du das letzte Mal gegessen? Du frisst ja wie ein Schwein." Wenn ich ehrlich war, wusste ich nicht wie lange meine letzte Mahlzeit her war, aber ich aß auch nicht weil ich Hunger hatte. Als ich fertig war, spürte ich schon wie mir das Essen wieder von alleine hoch kam. Also rannte ich die Treppe nach oben, direkt aufs Klo. Es zog sich lange hing, vermutlich 20 Minuten in denen ich alles auskotzte was in mir war, wenn nicht sogar meine Gedärme. Ich lief benommen und langsam die Treppe hinunter und steuerte wieder aufs Wohnzimmer zu. Meine Oma saß immer noch da und aß seelenruhig ihr Essen. "Alles in Ordnung?", kam es besorgt aus ihrem Mund. "Ja, alles Prima." Und somit war alles gegessen. *Schenkelklopfer*
Den Rest des Abends redete ich mit meiner Oma über Gott und die Welt, bis meine Mutter sie wieder nach Hause fuhr. "Wo warst du vorhin?", fragte Pete während wir den Abwasch machten, weil die Spülmaschine kaputt war. "Nichts?", fragte ich abweisend. "Du warst 20 Minuten auf dem Klo. Was hast du gemacht?" Seine Miene blieb versteinert, während ich mir ein riesiges grinsen verkneifen musste. "Selbst wenn ich mich selber verletzt hätte, umbringen wollte oder mir einen runtergeholt hätte würde ich es dir nicht erzählen. Es geht dich nämlich nichts an. Also frag mich nicht." Ich stellte den letzten Teller ins Regal und verließ die Küche. "Ich weiß das du Probleme hast und das auch mit deinem Gewicht, aber nicht darüber zu reden ist keine Lösung. Das macht es nur schlimmer und.." Mit einem Knall flog meine Tür zu und der Schlüssel war umgedreht. Und so blieb es auch den restlichen Abend. Den ich hauptsächlich heulend im Bad verbrachte. Auch wenn ich es nie vor hatte, packte ich zu den klingen und Schnitt mir einige Wunden in die Arme die tiefer waren als gewollt. Nachdem ich das Blut gestoppt hatte, ging ich schlafen. Mit Folgen auf die ich nie gekommen wäre.

The Song of the DeadWo Geschichten leben. Entdecke jetzt