Kapitel 54

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Vorsichtig strich Merikh weiter durch die blonden Haare. Der Wolf drückte seinen Kopf immer noch gegen die kühle Brust und ließ den warmen Atem gegen diese entweichen. Sein Herz schlug ruhig unter der gebräunten Haut. Es sollte für immer so bleiben, nie vergehen, aber ihre ruhige Zeit war begrenzt. Heute Nacht war Vollmond und Revin würde erneut jegliche Kontrolle verlieren. Dazu kam auch noch das immer wieder die Meldung von fremden Personen in seinem Gebiet ihn erreichte. Personen die nicht zu seinem Clan oder irgendeinem der anderen Rudeln angehörten. Sie zogen nur ihre nirgends hinführenden Wege durch die engen Bäume und verschwanden dann wieder als hätten sie nur einen Spaziergang gemacht, wäre da nur nicht dieser starke Geruch von Silber welcher an ihnen klebte. Es überdeckte jegliches Parfüm und verbreitete sich im Wald wie eine Krankheit. Aber eigentlich müsse er dankbar für den Gestank sein, denn so wusste er wenigstens welche Wege er meiden muss. Aber es beunruhigte nicht nur ihn so sehr das die Jäger mit jedem Tag näher zukommen scheinen, denn auch Hayden war in letzter Zeit angespannter geworden.

Sanft platzierte er einen letzten Kuss auf Revins Stirn, als er die Haustür sich öffnen hörte. Verschlafen öffneten sich die großen Augen. „Sie sind zurück." Seine eigene Stimme hielt er leise. „Wer ist zurück und wovon?" Leicht vor schmerz stöhnend richtete Revin sich auf und beäugte seinen Körper skeptisch. An jedem seiner Körperteile schien irgendeine Art von Markierung platziert zu sein und er seufzte. Er konnte förmlich hören wie Merikhs Mundwinkel langsam nach oben zuckten. „Hayden und Aeron sind von ihrem Hausbesucht zurück." Wie als würde aus Merikhs Mund eine Fremde Sprache fließen, blickte Revin ihn verwirrt an. „Hausbesuch?" Der Wolf schien nicht einmal richtig bemerkt zu haben das die beiden gestern noch das haus verlassen hatten, während Merikh nur sehnlich auf das Geräusch der ins Schloss fallenden Tür gewartet hatte. Wären noch andere im Haus gewesen hätte er die süßen laute gestern Abend nicht so leichtsinnig aus Revins Mund hätte weichen lassen. Der ahnungslose Blick in den Wolfsaugen klärte mit einem Mal auf und er holte erschrocken Luft. „Du willst mir doch nicht ernsthaft sagen das Aaron und Hayden gestern in der Nacht noch zum Jägerhaus gegangen sind." „Es ist das schlauste was sie hätten tun können. Die Nacht war pechschwarz und der Mond von Wolken überdeckt, die Dunkelheit hatte sie versteckt und Menschen brauchen Schlaf. Mitten in der Nacht ist es am unwahrscheinlichsten das jemand in so einem unbewohnbaren Haus lauert." Der Blondschopf schüttelte nur verzweifelt den Kopf und stand auf um die Markierungen an seinem Körper wenigstens so gut wie möglich zu überdecken.

„Man könnte meinen du wärst der Hund und ich ein Kauspielzeug." murrte Revin nochmals als er seinen noch freien Oberkörper im Spiegel betrachtete. Ein leises Lachen fiel aus Merikhs Mund und er umschloss den Nackten Oberkörper von hinten. „Ich finde es ist perfekt geworden." Schmunzelnd küsste er den sensiblen Nacken und ergriff die Flucht nach unten bevor Revin auch nur ein Wort verlieren konnte.

...

Gähnend fuhr Hayden durch die abfotografierten Seiten des dicken Buches welches Merikh schon bei seinem ersten Besuch in der Hand gehabt hatte. Revin drückte seinen Rücken etwas näher an Merikhs Brust und genoss die Nähe die ihn seit gestern nicht mehr loszulassen schien. Der Schmerz ohne seine Berührung war auch erträglicher geworden. Auch wenn dem Vampir das egal zu sein scheint, den er klebte immer noch genauso sehr wie gestern an ihm. Wie als hätte er Angst der Wolf zwischen seinen Beinen würde weg rennen, sobald er seine Hände von dem dünneren Körper nehmen würde.  Abwesend holte Hayden zwei Gläser aus dem Schrank und stellte sie ab. Er ließ zuerst die rote Flüssigkeit das erste bis zur Grenze füllen und setzte dann beim zweite an. Doch kein Tropfen verließ den Schlauch, selbst als er den Beutel Überkopf hielt wollte kein Tropfen der Nahrung die Verpackung verlassen. Genervt wand er sich an den Grund des Spektakels. „Hör auf Merikh oder ich lass dich verhungern." Sein Kumpel blickte in die blassen entgeisterten Augen. Es dauerte etwas doch sein müder Verstand schien das Problem endlich zu erkennen. „Achse, entschuldige ich vergass. Ich schätze mal du möchtest nichts?" Merikh schüttelte den Kopf mit zusammen gepressten Lippen. Tief Luft holend nickte Hayden still, während er das Glass mit Wasser füllte und Aaron unter die Nase stellte. 

„Also wir haben nicht sonderlich viel gefunden. Das Meiste waren verschiedenste Flüssigkeiten, von denen ich ehrlicher Weise nicht wissen möchte woraus sie bestehen, leider war keines der Gläser beschriftet so das wir aus ihnen keine Informationen ziehen konnten, also war alles was uns blieb das Buch. Die meisten Seiten füllten fehlgeschlagene Test versuche, verschiedenste Foltermethoden um an die gewünschten Körperteile zukommen ohne sie zu beschädigen und Rezepte zur Verwandlung von Hybriden." Auch wenn sie es wussten schien der letzte Satz die Temperatur im Raum fallen zulassen. Revin drückte sich näher an die nun warm scheinende Brust und rieb sich über seine Arme. Merikhs Atem fuhr sanft über seinen Nacken und die Berührung war das einzige was ihm zeigte das er noch im Raum war und noch nicht erfrierend draußen im kalten Wald. Er spürte wie sein Kopf langsam nach hinten auf Merikhs Schulter fiel und eine altbekannte und vertraute Stimme, welche doch so viel Schmerz über ihn gebracht hatte, seinen Kopf so sehr einnahm, dass sogar die Personen vor ihm zu verschwimmen schienen und die Umrisse seiner Sicht langsam schwarz wurden, bis er endgültig in die Augen schloss und in der Dunkelheit verschwand. 

Merikh spürte wie Revins Kopf langsam auf seine Schulter sank und seine Augen sich schlossen. Er ließ seine Hand vorsichtig auch das letzte Licht, welches schwach durch seine Lider hindurch sickerte, abschirmen. Er soll sich konzentrieren, die Stimme die in seinem Kopf hallte klar wahrnehmen. 

„Aber da war noch etwas, ein noch nicht abgeschlossenes Protokoll." Aaron presste den Satz so heraus als würde ihm jedes einzelne Wort Angst bereiten. „Du meinst da draußen läuft noch ein, durch die Fehlleitung des Giftes vermutlich bereits durchdrehender Werwolf?" Hayden atmete zitternd aus und wischte auf dem Display zum nächsten Foto. „Dylan Brown, 20 Jahre alt und Sohn des Alphas Matteo Brown." „Der Alpha des benachbarten Rudels." Die Worte kamen nur wie der Hauch eines Fluches aus seinem Mund. Doch noch bevor Hayden überhaupt zu seinem Satz ansetzen konnte, schreckte Revin panisch atmend aus seiner Starre heraus. Wild drehte er sich in Merikhs Griff umher, bis sein Herz wieder langsamer zu werden schien. „Es ist alles okay." Die dunkle Stimme schien endgültig durch seine Attacke hindurch zu kommen und ließ ihn wieder entspannt in den festen Griff zurückfallen.

„Unser Rudel es wird angegriffen!"

You before me [Boyxboy]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt