Kapitel 15

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Müde gähnte ich während wir immer noch auf den Rest warteten. Ich hatte seit bereits 24 Stunden nicht mehr geschlafen und so langsam begann die Erschöpfung sich zu zeigen. Immer wieder fielen mir die Augen zu und ich musste meinen Kopf abstützen so das er nicht schlaff runter hängen würde. Ich merkte nicht wie viel Zeit verging während mein Gedanken langsam abdrifteten und ich nur noch wenig von meiner Außenwelt mitbekam. Jedoch rüttelte mich Hayden nach einer Weile nach an der Schulter wieder wach. „Sie kommen." schnell rieb ich mir einmal über die Augen um meinen Fokus wieder zubekommen. In der Ferne konnte ich bereits das immer näher kommende, schmatzende Geräusch des nassen Untergrundes orten. Es dauerte nicht lange bis ein Wolf und ein niedergeschlagener Revin hinter den Bäumen hervor kamen. Misstrauisch blickend und mit gefletschten Zähnen blieb der Wolf auf seiner Seite stehen. Immer noch zu Boden schauend stellte sich Revin still neben ihn und begann erst zu reden als er die bösen Blicke von seinem Vater einfing. Er seufzte und versuchte seine zitternde Stimme so gut wie nur möglich zu kontrollieren. „Da er euch nicht wirklich vertraut wird er in seiner Wolfsform bleiben, ich werde jedoch als Übersetzer dienen." Immer noch war sein Blick auf den Boden gerichtet und schoss erst kurz danach nach oben. Vermutlich hatte ihm sein Vater über den Link etwas gesagt. Seine Augen waren leicht gerötet und wichen nervös von einem Punkt zu anderen. „Er fragt was ihr möchtet?" „Alles was ich möchte ist das ihr auf eurer Seite bleibt und nicht einfach durch mein Gebiet streift wie es euch gefällt, dazu wurde ich heute noch auf meinem eigenen Gebiet von euch angegriffen und möchte euch wissen lassen das ich das nicht ohne Konsequenzen ziehen lassen werde." Endlich hörte Revins Blick auf mir auszuweichen und schaute mir direkt in die Augen. „Nein bitte nicht, sie sind noch junge Wölfe und wissen noch nicht wohin mit all der Energie und Tatendrang, sie wissen doch gar nicht was sie tun..." mitten in seinem Satz stoppte er und schaute zu dem bestimmt 1.70 großen Wolf. „Bitte nicht." seine Stimme war schwach und glich mehr einem Flüstern. „Was hat er gesagt?"
Fragte ich nach sobald Revin seinen Blick wieder nach vorne richtete. „Er stimmt dir zu und wird dir bei der Umsetzung deiner Ideen behilflich sein, wenn du dadurch die restlichen Regelverstöße fallen lässt." Langsam mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen lächelte ich. „Dankeschön dann war das alles." Mit einem letzten, leicht verachtenden, Blick in den Augen drehte der Alpha sich um und wollte gerade den Rückweg antreten als sein Sohn etwas tat was ihn anscheinend mehr als überraschte. „Was ist wenn ich die Konsequenz trage?" Das erste mal am heutigen Tag zitterte seine Stimme nicht mehr und nahm so langsam ihren altbekannten Klang an. Interessiert hob ich eine Augenbraue und sprang vom Stein. „Wie genau meinst du das?" Durch meine Ruckartig Bewegung schreckte Revin einige Meter zurück und sein Vater drehte sich zurück zu uns um. „Die jungen Wölfe stehen eigentlich unter meiner Aufsicht, ich bin für ihr Training zuständig, sie waren nur hier weil ich sie in letzter Zeit vernachlässigt hatte. Es ist also auch meine Schuld." Darum war er also so niedergeschlagen gewesen, er gibt sich selbst die Schuld. „Was hättest du denn überhaupt zu bieten?" Er schwieg und überlegte. Sein Vater knurrte ununterbrochen und zog immer wieder an der Kleidung seines Sohnes. „Du kannst mein Blut haben, meinen Körper, alles was du möchtest. Nur bitte lass die Kinder daraus." Mein Lächeln wurde breiter während der Alpha immer Lauter wurde. „Deal." Ich hielt Revin meine Hand hin, als Zeichen das er die Grenze übertreten darf. „Geh nach Hause, ich werde nach kommen." Seine Stimme klang trüb, aber das war kein Wunder, theoretisch hatte er sich gerade selbst verkauft. Zögernd drehte der große Wolf um und verschwand hinter den Bäumen. Sobald Revin meine Hand ergriffen hatte zog ich ihn schnell an mich ran und betrachte kurz die verblassenden Narben an seinem Hals. Der Blondhaarige vergrub währenddessen seinen Kopf in meiner Schulter, wenn auch vermutlich mehr aus Instinkt als aus Vertrauen. Ich spürte wie sich seine Hände zittrig in meinen Rücken krallten und sein zitternder Körper auf den Schmerz meiner Zähne wartete. Vorsichtig fuhr ich ihm durch die durcheinander geratenen Haare bis ich ein zufriedenes Seufzen bekam, sein Körper begann sich zu entspannen und er hing etwas schlaff in meinen Armen. Stille kehrte ein und eine mir unbekannte Wärme machte sich breit. Sie war beruhigend und sollte nie wieder gehen. Das erste Mal seit mehreren Jahrhunderten fühlte sich mein Körper lebendig an. Die Ruhe legte sich für einige Minuten über uns. „Lass es uns versuchen." Durch schnitt ich sie als ich langsam begann unruhig zu werden. Ein fragendes Geräusch erklang von Revin und er lehnte sich nach hinten um mir besser in die blassen Augen zu schauen. „Was meinst du?" Irgendwie sah er so unschuldig mit diesem verwirrten Blick in den Augen aus. „Die ganze Mate Sache und so, lass es uns versuchen." Sofort begannen seine Augen zu leuchten und ein breites Lächeln machte sich auf seinen Lippen breit. Schneller als das ich es überhaupt realisieren konnte landete ein sanfter und vorsichtiger, wenn auch etwas schusseliger, Kuss auf meinen Lippen und verweilte dort nicht einmal so lange als das ich reagieren konnte. Freudig löste er sich von mir und lief mit einem dankbaren Blick in den Wald.

Es fühlte sich an wie ein Déjà vu. Genau wie gestern stand ich Minuten geschockt im Wald rum. Nur dieses Mal erholte ich mich schneller und konnte darüber lachen sobald der Schock abgeklungen war. Erst jetzt bemerkte ich das Hayden bereits seit einer Weile nicht mehr neben mir stand. Gut gelaunt folgte ich seinem Beispiel und drehte der Grenze den Rücken zu um mich auch endlich auf den Heimweg zu machen.

Mit ein bisschen rennen schaffte ich es innerhalb 5 Minuten an meiner Haustür zu stehen. Drinnen erklangen schon die Leisen Stimmen aus Hayden's Handy und das tippen seiner Finger auf der Tastatur des Laptops. Vorsichtig schaute ich in die Küche, nur um zu sehen wie Hayden mit ein paar seiner Freuden telefonierte und dabei verzweifelt tippte. Sobald er mich sah stellte er sich schnell auf stumm und blickte mich abwartend an. „Ich will mir nur kurz was zu essen holen danach verschwinde ich wieder." Er nickte während er sich seine Schläfe massierten. „Vielleicht solltest du beim nächsten mal nicht alles aufschieben." Mies gelaunt warf er mir nur noch einen Blick zu und ich verschwand schnell aus der Küche und ging in mein Zimmer. Allein bei dem Gedanken an den unordentlichen Kuss Versuch bildete sich wieder ein Lächeln auf meinen Lippen. Es war nicht schwer zu erkennen das er keinerlei Erfahrung hat, aber das war wohl die Sache die ihn noch süßer machte.

You before me [Boyxboy]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt