Kapitel 17

572 32 0
                                    

Als ich einen Blick zu Revin warf um seine Reaktion zu sehen, ertappte ich ihn dabei wie er zu mir rüber starrte und schnell wieder nach vorne guckte sobald er mein Kopf drehen wahrnahm. Auch innerhalb der Stunde spürte ich wie sein Blick immer mal wieder vorsichtig zu mir rüber wich und dann wieder zurück nach vorne schnellte sobald mein Kopf die kleinste Bewegung zur Seite machte. Die ganze Stunde über hingen meine Gedanken jedoch immer noch bei dem Streuner. Das größte Problem ist nicht das er auf meinem Gebiet war, das Problem ist das er da war. Denn wo ein Streuner ist sind am nächsten Tag zwei, dann vier und dann acht. Und je mehr es werden desto schlimmer wird das Problem und wenn es zu viele sind muss ich wieder Nachtschicht einlegen. Ich wusste nicht wie die Lage in den anderen Gebieten aussah, hatte jedoch einen tollen Informanten der nur wenige Meter neben mir sitzt. Schnell kramte ich ein Stück Papier raus und schrieb mit Bleistift etwas drauf. Vorsichtig faltete ich ihn zusammen und stand von meinem Platz auf, um leise zur hinteren Tür zu laufen und meinen Zettel so unauffällig wie möglich beim vorbeigehen an Revins Platz fallen zu lassen. Danach verließ ich den Raum und machte mich auf den Weg zur Toilette. Diese war zu meiner Überraschung auch leer, aber das war wohl das letzte worüber ich mich beschweren würde. Vorsichtig lehnte ich mich gegen die Fensterbank und schaute runter auf den Schulhof. Hier und da saßen immer mal wieder ein paar Kinder auf dem Boden oder auf den Bänken. Die Tage schienen wärmer zu werden und der Schnee war weggeschmolzen. Es war schade dieses Jahr lag er nicht so lange wie sonst. Als das Geräusch der Knacksenden Tür erklang wand ich meinen Blick wieder ab und blickte zu Revin. Langsam setzte ich die Kapuze ab und stützte mich vom Fensterbrett ab. Schleichend kam er näher, es zeugte zwar von Vertrauen das er gekommen war, er schien jedoch nicht zu wissen wie weit er gehen dürfe. Dafür ist die Angst vor Vampiren noch zu tief in ihm verankert. Ein paar Meter auf Abstand blieb er vor mir stehen und machte keine Anstalten mehr weiter zu gehen, auch wenn seine Augen weiter sehnsüchtig zu mir schauten. „Was möchtest du?" fragte er mit einer weichen Stimme. „Habt ihr im Moment ein Problem mit Streunern?" Es dauerte keine Sekunden ehe er nickte. „Sie kommen immer wieder und wenn wir einen aus dem Weg räumen kommt der nächste nach, unsere Patrouillen sind aufs Maximum ausgeschöpft und auch sie können nicht mehr. Die Streuner nehmen uns unsere Jagdgründe weg und verletzen unsere älteren und Kinder." Die Wut in seiner Stimme war unüberhörbar. „Wieso fragst du?" fragte er nachdem er einmal tief durchgeatmet hatte. „Heute Morgen kam Denzal, du müsstest ihn kennen er war ebenfalls bei der Konfrontation mit dem Fremden Vampir dabei gewesen, schwer verletzt zu mir, er wurde von einem Streuner angegriffen und das bestimmt nicht nah an unsere Grenze." Revins Augen wurden größer. „Sie breiten sich aus, wir müssen etwas tun. Streuner haben nichts mehr zu verlieren und kämpfen mit allem was sie haben ohne Rücksicht auf Verluste." Ich überlegte kurz und sprach letztendlich das aus was mir die ganze Zeit über schon Kopfschmerzen bereitet. „Glaubst du dein Vater wäre bereit ein Bündnis einzugehen. Nicht nur hinsichtlich der Streuner sondern auch für spätere Zeiten. Das Rudel abseits des Sees und unsere Mischmasch Gemeinschaft beginnen erneut Stress zu machen. Vielleicht wäre es da nicht schlecht jemanden zu haben der einem den Rücken freihält." Revin richtete seinen Blick auf den Boden und schien nicht zu bemerken wie ich immer näher an ihn heran trat. Als er wieder hochguckte war ich bereits so nah dran das unsere Köpfe nur noch wenige Zentimeter von einander entfernt waren und Revin sich nicht mehr traute sich zu bewegen. Sofort legte sich ein roter Schleier über sein Gesicht. „Und?" fragte ich immer noch wartend auf eine Antwort. „Was?" fragte er als er aus seinen Gedanken erneut hochschreckte. „Ich warte immer noch auf eine Antwort." „Entschuldige, ich denke wenn ich ein bisschen mit meinem Dad rede könnte ich ihn überzeugen." Noch bevor er jedoch noch etwas sagen konnte, öffnete sich die Tür und schwere Schritte erklangen. Bevor Revin es überhaupt realisieren konnte das gerade zwei Lehrer die Toiletten betreten hatten, drückte ich ihn in die erste bestmögliche Toilette und verschloss die Tür. Vorsichtig hob ich ihn auf das Klo und legte meine Hand auf seinen Mund. Er schien nicht wirklich mitbekommen zu haben was gerade passiert war, denn sein Herz begann wie wild zu pochen und er rückte aus Angst etwas näher an mich ran. Es dauerte nicht lange bis ich hörte wie die Tür wieder zu viel und stille ein kehrte. „Mach mir doch nicht so eine Angst." beschwerte sich der Wolf nach dem er verstanden hatte was passiert war. „Entschuldige, ich wollte nur eine Konfrontation vermeiden, es kommt nicht immer gut wenn man zu zweit dumm auf dem Klo rumsteht und wenn wir die falschen Lehrer erwischen kann das auch mal ganz schnell schiefgehen." „Hast ja recht, du könntest mich trotzdem mal warnen." Leicht schmunzelte ich und fuhr ihm einmal durchs Haar bevor ich wieder meine Kapuze aufsetzte und mich wieder zurück zum Klassenzimmer machte. Nach wenigen Momenten kam auch Revin wieder und der Rest des Tages verlief wie gewohnt, jedenfalls bis zur Mittagspause. Da viele sich etwas von den nahen Einkaufszentren holten, war der Raum meist leergefegt. Oft war es so das ich allein da saß heute schien, sich Revin mit seiner Truppe jedoch anders entschieden zu haben. Also musste ich den Geruch nach Wolf, welcher von den 4 Leuten um Revin herum ausging, so gut wie möglich aushalten. Dazu kam noch das ohrenbetäubende laute Gerede. Minuten lang hielt ich mir die Ohren zu, bis es schlagartig verstummte. Die Stimmung am Tisch neben mir wurde angespannter und ich hob meinen Kopf um zu schauen was sie verstummen ließ. Und die Antwort war überraschend. Hayden kam mit einem ernsten Blick direkt auf mich zu und den ersten Wölfen entwich ein Knurren. Fragend hob ich eine Augenbraue, auch wenn man dies auf Grund meiner Kapuze vermutlich nicht sehen konnte. „Denzal hat mich angerufen, Ava hat die Leiche des Streuners gefunden." „Und?" fragte ich als Hayden zitternd einatmete. „Eine reine Silber Kugel wurde in ihm gefunden." Es wurde so leise das man eine Stecknadel hätte fallen hören können. „Jäger? Hier?" sprach einer der Wölfe das aus was wir alle dachten. „Wenn mein Vater das hört wird er definitiv zu stimmen." Die Blicke wichen zu Revin welcher geschockt aus dem Fenster starrte.

You before me [Boyxboy]Kde žijí příběhy. Začni objevovat