Kapitel 28

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Schlecht gelaunt sprang ich aus dem Wagen und nahm den Rucksack mit jeglichen Medikamenten und Blut mit mir. Revin wirkte zwar auch nicht sonderlich glücklich, in seinen Augen lag jedoch ein deutlich freundlicher Blick und auf seinen Lippen ein undeutbares Lächeln. Das einzige was mir Freude schenkte war der hohe Rollkragenpullover, der einen Großteil der Markierungen verdecken musste.
Sobald wir die Tür auch nur einen Zentimeter öffneten tönte uns bereit eine Lautstärke entgegen die mir fast das Trommelfell zersprengte. Zu wenig Schlaf und laute Töne waren leider keine gute Kombination und meine Laune dank mit jeder Sekunde weiter in den Keller. Genervt öffnete ich die Tür zur großen Halle und die Geräusche verstummten schlagartig. Es wurde so ruhig das ich in der Ferne hören konnte wie ein Stift zu Boden ging. Verwirrt schaute ich durch die Masse die mich und Revin geschockt ansahen. Relativ weit an der Seite entdeckte ich endlich Hayden und Aeron, beide standen mit ungläubigen Blick und leicht geöffneten Mund da. Hayden sah grauenhaft aus, tief dunkle Augenringe, blassere Haut als sonst, immer wieder mal ein paar Schrammen und Hämatome, die sich über seine Arme zogen. Vorsichtig machte er eine aufsetzt Bewegung und ich realisierte langsam was er meinte. Nun ebenfalls leicht geschockt schaute ich an mir runter. Ich hatte nach dem ich Revin seine Sachen gegeben hatte, selbst nur ein Shirt angezogen und vergessen zu einem Pulli zu wechseln. „Hast du deswegen so gegrinst?" fragte ich leise und erhielt ein Nicken von dem Wolf neben mir, welcher ein immer breiter werdendes Lächeln bekam.
Jetzt muss ich mir auch keinen mehr holen, jetzt ist es egal.
Seufzend traten wir beide aus der Tür und meldeten uns bei der Lehrerin, bevor wir zu Hayden und Revin rübergingen. „Du siehst beschissen aus." begrüßte ich ihn und präsentierte die Auswahl an Schmerzmittel die er zur Verfügung hatte. Deprimiert schaute er sie an und beschwerte sich dann. „Du hast nur die leichten mitgenommen, ich brauch welche die alles was mir weh tut unterdrücken." Am Ende hatte er aber auch nicht wirklich eine Wahl und nahm sich die seiner Meinung nach stärksten Pillen und schluckte drei gleichzeitig hinter. „Ist das nicht zu doll?" fragte Aeron leicht besorgt von der Seite. „Bin doch eh schon tot." Murrte er nur und trank das ganze Blut aus der Flasche mit einem mal aus. „Es freut mich zu sehen das du noch in Stücken bist." fügte ich noch zu meiner anfänglichen Begrüßung hinzu. „Ich wünschte ich wäre es nicht, mir tut alles weh und ich musste die ganze Nacht lang in einer kleinen Wohnung aufpassen das ich nicht gleich gefressen werde." die Wut zeichnete sich noch deutlich in seiner Stimme ab und Aeron ließ seinen Blick zur Decke wandern und guckte unschuldig weg. Hayden seufzte. „Aber du scheinst auch keine einfach Nacht gehabt zu haben." Noch bevor ich antworten konnte wurden wir durch einen lauten Pfiff aufgefordert zu arbeiten. Hayden und ich begannen auf Pappe ein paar der letzten Bilder aufzuzeichnen und auszuschneiden. Während Aeron und Revin überall in der Halle rumrannten und mit den Schülern sprach die die Moderation am Samstag übernehmen würden.
Immer wieder fielen mir die Augen zu und mein Kopf sackte tiefer bevor ich zum erneuten Male aus meiner Trance schreckte. Erst als ein erschrockener Schrei durch die Halle ging erwachte ich endgültig aus meinem unaufmerksamen Dasein. Desorientiert blickten Hayden und ich uns in der Halle um bis wir sahen wie Revin mit einem Wasser getränkten Oberteil. Erschrocken und verwirrt schaute er das Mädchen vor sich an, welche ihn wütend anstarrte und die leere Flasche zu Boden fielen ließ bevor sie sich mit Tränen in den Augen wegdrehte und wegging. Alles verarbeitenden stand Revin noch wenige Sekunden da, während der Rest der Schüler sich entschieden zu Revin zu gehen, dem Mädchen zu folgen oder einfach nur weiter zu flüstern ohne sich zu bewegen. Revin schüttelte seinen Kopf und hob sein nasses Oberteil so an das er sich das Wasser aus dem Gesicht wischen konnte und dabei einen Teil seines Bauches entblößte. Man sah die leichten Bisse und Flecke, aber da war noch etwas, an seiner Seite nahe der Hüfte bildete sich ein blasser schwarzer Kreis ab. Es sah aus wie ein verblasstes Tattoo, aber ich habe gestern jeden Zentimeter seines Körpers gesehen und war mir sicher das da nirgendwo ein Tattoo gewesen war. „Was hast du getan?" Hayden's erschüttertere Stimme war leise und kaum wahrnehmbar, aber sie reichte aus um mir bewusst zu machen was ich getan hatte. Wie in Trance stand ich auf und lief zu dem leeren Raum in dem ich meine letzten Tage verbracht hatte, ich konnte hören wie Hayden mir im langsamen Schritt folgte und die Tür hinter sich laut zu schlug. Noch bevor ich irgendwas einwende konnte, packte er mich hart an der Kleidung und drückte mich unsanft an die Wand. „Hast du denn komplett den Verstand verloren? Weißt du was du da getan hast? Und ich dachte du wärst schlauer." er schrie mich schon an und rüttelte immer wieder an meinem Oberteil. „Ich hab die Kontrolle verloren." meine Stimme war schwach. „Kontrolle verloren? Du hast das Leben dieses Junge bestimmt, du hast ihn an dich gebunden. Hast du auch nur eine Sekunde darüber nachgedacht was passieren könnte, solltest du die Kontrolle verlieren?" warf mir Hayden weiter seine Wörter an den Kopf, bis mein Geduldsfaden riss und ich ihn packte und unsere Plätze tauschte. „Ja verdammt nochmal, ich hab nachgedacht, aber es ist für mich nicht so einfach die Kontrolle zu behalten wie für dich." zischte ich durch meine zusammen gebissen Zähnen hervor und schien Hayden damit wirklich aus seiner Wut zu reißen. Mein Griff wurde lockrer und ich ließ seine Kleidung los, um mich selbst wieder zu fangen . „Du musst es ihm sagen." „Ich weiß, geb mir nur etwas Zeit." wand ich ein in der Hoffnung selbst erst mal Zeit zu haben es zu verarbeiten. „Du hast bis morgen Zeit, wenn du es ihm nicht sagst mach ich es, der Junge muss über sein Schicksal Bescheid wissen, wenn es schon einander bestimmt." Schweigend ging er an mir vorbei, blieb jedoch kurz bei der Tür stehen und fügte noch ein paar letzte Worte hinzu. „Beruhig dich erst mal wieder, mit der Aura verschreckst du ihn nur." kurz bevor er den Raum verlassen konnte richtete ich noch eine Bitte an ihn. „Kannst du Revin bitte herschicken?" still nickte er und ließ die schwere Tür hinter sich ins Schloss fallen. Verzweifelt vergrub ich mein Gesicht in den Händen. Es lohnt sich nicht es aufzuschieben. Mir werden keine besseren Formulierungen einfallen und wenn ich es ihm nicht sage wird Hayden es tun, so das ich in ein noch dunkleres Licht gerückt werde.
Langsam öffnete sich die Tür und Revin kam mit seinen immer noch vor Wasser triefenden Sachen rein. Sein Herz schlug schnell und er spielte nervös mit seinen Händen. „Du wolltest mit mir reden?" fragte er in einer sanften unschuldigen Stimme. Allein der Gedanke daran das ich sein restliches Leben besiegelt habe ist scheußlich.
Er wird mich hassen.

You before me [Boyxboy]Where stories live. Discover now