Kapitel 5

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Schnell zog ich meine Jacke aus und gab sie Revin, so das er die wichtigsten Stelle bedecken konnte. Angsterfüllt schaute er mich weiter an. Hätte ich vor einer Woche gewusst das Revin mich mal mit so einer Angst an gucken würde hätte ich mich selbst ausgelacht. Aber das war leider gerade nur neben Sache, das größte Problem war die stark blutende Wunde an seiner Taille. Langsam streckte ich meine Hand nach der Wunde aus, Revin rutschte jedoch nur weiter zurück. Ich konnte hören wie schnell sein Herz schlug. „Du musst mich an die ran lassen sonst kann ich dir nicht helfen." Ich startete erneut einen Versuch und schaffte es dieses Mal auch an die Wunde ran zu kommen. Vorsichtig berührte ich seine Haut und konnte spüren wie ein Schauer durch seinen Körper ging. Die Wunde sah nicht gut aus, sie war zwar bereits am heilen verlor aber immer noch Blut. Über mein Handy sendete ich Hayden eine Notfall Nachricht und versuchte weiter auf Revin einzureden. „Hör zu, ich muss dich zu Hayden bringen. Er hat Medizin studiert, er kann dir helfen." langsam nickte er, als er realisierte das er nicht wirklich eine andere Wahl hatte, und zog die Jacke enger um sich. Bedacht darauf ihn nicht noch weiter zu verschrecken ließ ich meine Hände Vorsichtig unter seinen Körper fahren und hob ihn hoch. Er war deutlich leichter als erwartet und auch beim genaueren Hingucken war er dünner als ich. Zwar hatte auch er ein definiertes Sixpack, aber 3-4 Kilo mehr würden ihm auch nicht schaden. Langsam begann ich zu laufen und erhöhte schrittweise mein Tempo. Revins Haut war blass und er musste sich bemühen wach zu bleiben. Mittlerweile konnten seine Augen auch nicht mehr mit meiner Geschwindigkeit mithalten und er krallte sich einfach in mein schwarzes Hemd. Als ich merkte das ich meinem Haus näher kam, verlangsamte ich mein Tempo wieder und sprang in einem Satz über den Zaun. Ich hatte nicht wirklich Zeit um den Schlüssel raus zu kramen. Noch bevor ich mit meinem Ellenbogen die Klingel betätigen konnte wurde die Tür von Hayden ruckartig aufgerissen. Schnell ließ er mich rein und ich konnte Revin auf einer Matratze auf dem Boden ablegen. Sein Atem kam nur noch schwach und stoßartig aus seinem Mund. Mehrere Hämatome zierten seinen Körper und überall waren weitere kleine Wunden verteilt. „Hat er dich gebissen?" fragte ich nach während Hayden begann die Wunde zu stillen. Schwach schüttelte er den Kopf. „Sehr gut dann hast du kein Gift im Blut." „Kannst du noch einen Link zu deinem Rudel aufbauen?" Erneut schüttelte er den Kopf. „Es ist alles zu, ich kann niemand von ihnen erreichen." „Du bist zu schwach dein Wolf braucht gerade Ruhe, du wirst erst morgen wieder einen Link aufbauen können." erklärte Hayden während er das Betäubungsmittel aus einem kleinen Flächen in eine Spritze zog und es Revin spritzte. Sein Körper begann schlaff zu werden und seine Augen verloren jeglichen Fokus. „Geh was trinken bevor du dir deine Zähne wieder in die Hand haust." Ich schaute zu Hayden welcher sich nur auf Revin fokussierte. Mühsam stand ich auf und holte mir einen der angefangen Beutel aus dem Kühlschrank und sog das Blut langsam durch den Schlauch während meine Gedanken zu Varro schweiften. Er war kein starker Vampir und trotzdem hatte er es geschafft drei Wölfe und drei weitere Vampire in Schach zu halten. „Nuckel nicht so an dem Beutel, wenn du es nicht mehr willst stell ihn weg und geb mir meinen." Ich schreckte aus meiner Trance und schaute zu Hayden, welcher mittlerweile die letzten Stiche an der Wunde tat und abschließend einen Verband rumwickelte. „Er darf sich nicht verwandeln bis die Wunde vollständig verheilt ist und ich die Fäden wieder gezogen habe." Ich reichte Hayden einen der Beutel und trank selbst die letzten Schlücke aus meinem. Ich schaute aus dem Fenster und  betrachtete den klaren Nachthimmel. „Neumond." sagte ich halb laut. „Noch 14 Tage bis zum nächsten Vollmond. Glaubst du die Wunden sind bis dahin verheilt?" Ich drehte mich zu Hayden, welcher nur stumm nickte. Revin war schon seit einer Weile eingeschlafen und sein Brustkorb sich hob langsam und gleichmäßig. „Ich bring ihn nach oben." „Du lässt ihn bei dir schlafen?" Hayden's Stimme war überrascht. „Und wo schläfst du dann?" „Gar nicht, ich muss noch Dokumente ausfüllen, aber ich werd immer mal wieder nach ihm gucken." Schnell zog ich die Gardinen am Fenster zu und ging zu Revin um ihn hochzuheben und dann nach oben zu bringen. Hayden blieb noch etwas unten und ich konnte die leisen Stimmen des Fernsehers hören. Vorsichtig legte ich den Wolf auf meinem Bett ab und deckte ihn etwas zu. Ein letztes Mal strich ich ihm noch einige Strähnen aus dem Gesicht bevor ich mich um meine Sachen kümmerte.
Es war seltsam Revin so kraftlos und verletzt zu sehen, in der Schule war er meistens energiegeladen und unternahm viel mit seiner Truppe.
Gerade als ich das letzte Dokument fertig ausfüllte und auf den Stapel packte, konnte ich sehen wie die Sonne hinter einer dicken regnerischen Wolkenwand aufging. Es würde nicht mehr lange dauern eh Regen fallen würde und hoffentlich zu Schnee werden wird. Pampiger Schnee würde alle nur behindern. Etwas schlapp stand ich von dem Stuhl auf und ging in mein Zimmer. Sobald ich es betrat ertönte ein schmerzhaftes Stöhnen und Revin versuchte sich langsam aufzurichten. „Vielleicht solltest du noch etwas liegen bleiben, die Naht ist noch nicht so alt." sagte ich während ich mich gegen die Wand lehnte. Überrascht schaute er mich an. Vermutlich hatte er nicht mehr damit gerechnet den nächsten morgen mitzuerleben. „Bist du wirklich ein..." „Blutsauger, kaltes Wesen, Vampir? Such dir ein aus, sie passen alle." Revin schwieg, er wusste anscheinend nicht mehr was er sagen sollte. „Hayden ist gerade einkaufen, wenn er wieder da ist können wir dir etwas zu essen geben, wie du dir vorstellen kannst gibt unser Kühlschrank im Moment nichts essbares für dich her." „Schon okay. Danke...sehr...für alles." Revin schaute bedrückt auf seine Hände. Ein kleines Lächeln der Zufriedenheit legte sich auf meine Lippen. „Gern geschehen. Es wurden ein paar Wölfe an meinen Grenzen heute Morgen gesichtet. Gehören die zu dir?" Überrascht schaute Revin zu mir und nickte langsam. „Habt ihr sie angegriffen?" Fragte er leicht panisch. Ich schüttelte den Kopf. „Noch haben sie unser Gebiet nicht betreten, also haben wir keinen Grund und selbst wenn glaubst du das wir alle solch gefühllose Monster sind?" Er antwortete nicht, aber das hatte ich auch erwartet. Werwölfen werden viele grauenhafte Geschichten als Kinder erzählt so das sie sich von uns fern halten. „Mein Link funktioniert wieder, ich hab ihnen Bescheid gesagt, sie sollten sich wieder von eurem Gebiet entfernen." „Danke. Möchtest du etwas trinken?" Immer noch etwas schwach nickte er und ich ließ ihn allein im Zimmer. Unten machte ich mir selbst einen Kaffee und füllte ein Glass mit Leitungswasser. Flüssigkeiten sind einige der wenigen Sachen die in meinem Körper bleiben. Dazu zählte auch die Whiskey Flasche, welche immer noch auf dem Wohnzimmer Tisch stand. Wenn er schon versucht sich zu betrinken könnte er ja wenigstens mal ein Glass nehmen. Diese Flasche stand nur draußen wenn Hayden versuchte etwas schmerzhaftes zu vergessen. Tatsächlich hatte er es einmal geschafft sich ins Koma zu saufen und das trotz der schnellen Heilkräfte eines Vampirs. Ich stellte die Flasche zurück in den Schrank und wischte die Klebrigen Überreste vom Tisch ab. Die Kaffeemaschine stoppte und ich konnte beide Getränke nehmen um wieder nach oben zu gehen. Revin schaute gedankenverloren aus dem Fenster. Draußen hatte es bereits angefangen zu schneien und die ersten Kristalle setzten sich auf der Fensterscheibe ab und schmolz sofort. „Ist die Temperatur hier drin okay?" Revin zuckte kurz zusammen und wandte seinen Blick vom Fenster ab. Vorsichtig gab ich ihm sein Trinken und begann selbst an meinem Kaffee zu nippen. „Etwas kühl vielleicht." Ich nickte und drehte die Heizung auf. Ich setzte mich auf einem Stuhl neben dem Bett und seufzte müde. Komisch schaute Revin mich an. „Alles okay?" fragte ich verwirrt. „Deine rechte Pupille ist weiter unten als die linke." Scheiße Kontaktlinse verrutscht. Ich hatte sie gestern Abend wieder rein gemacht  um Revin am nächsten Morgen nicht zu verschrecken. „Naja ist jetzt auch egal." murmelte ich vor mich hin und verschwand kurz im Bad um beide zu entfernen. Meine eigentliche Iris hob sich nur leicht von meinem weiteren Augeweiß ab und verschreckte hin und wieder mal Leute. Mit gemischten Gefühl ging ich zurück zu Revin. „Krass." war alles was er hervor brachte, während er ich nur anstarrte. Ich setzte mich zurück auf den Stuhl und widmete mich wieder meinen Kaffee. Nach einer Weile hörte ich wie leise die Haustür aufging. Schnell ging ich zu meinem Kleiderschrank und warf Revin einige Klamotten hin, so das er sich anziehen konnte. „Ruf mich wenn du fertig bist dann helf ich dir runter." rief ich noch während ich das Zimmer verließ um Hayden unten zu helfen.

You before me [Boyxboy]Where stories live. Discover now