Kapitel 38

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„Eine Hütte der Jäger? Warum sollten sie eine direkt im Wald haben und außerdem warum sollten Sie Leichen da drin lagern? Sollte ihr Hütte doch einmal untersucht werden, wäre es viel zu auffällig." Revin neigte den Kopf schief zu Seite. „Genau das ist das Problem, warum sollten Sie im Wald wohnen, sie würden sich nur zu einer Zielscheibe machen, außerdem haben sie keinen Grund Leichenteile zu lagern außer sie haben mit ihm noch etwas vor." Revins Herz schlug ihm bis zum Hals und vor seinen Augen spielten sich seine letzten Erfahrungen mit Jägern ab. Seine Beine zitterten und ließen ihn fast zu Boden sinken. Merikh sah ihn besorgt an. „Geht es dir gut? Wenn du möchtest, kannst du schon zurückgehen." „ Und du?" „Ich werde dort reingehen sollten dort wirklich Leichenteile von Wesen sein müssen wir herausfinden, was sie mit ihnen vorhaben." die Entschlossenheit in Merikhs Augen machte Revin fast schon Angst. Er Überlegte kurz, auch wenn alles in seinem Körper danach schrie von hier weg zu gehen, konnte er es nicht übers Herz bringen Merikh allein zu lassen, ohne zu wissen, welche Gefahr sich hinter den Holzwänden verborg.  „Ich werde mit dir kommen." „Bist du dir sicher?" Revin nickte auch wenn er wusste, dass Merikh die Angst in seinen Augen deutlich sehen konnte. Da niemand von beiden hörte auch nur ein einziges Geräusch aus der langsam zerfallenden Holzhütte gehört hatte und sogar die Vögel zu verstummen schienen, begaben sie sich langsam in Richtung der Tür. Die Angeln der Tür begangenen bereits nach zu lassen und mit einem schnellen, ruckhaften zug war die Tür bereits offen. „Und du bist dir sicher das da niemand ist?" fragte Revin deutlich gestresst erneut. „Ja, wir hätten bereits ein Geräusch gehört." Zitternd umfasste Revin fest die Hand seines Mates und folgte ihm ins Haus. Der Geruch des Todes erschlug ihn fast und er musste aufpassen das sein Mageninhalt dort blieb wo er hingehörte. Merikh hingegen schien von nichts gestört zu sein, es war als hätte er es schon tausend mal gemacht und von dem was er über seine Vergangenheit erzählt hatte würde es Revin nicht einmal wundern, wenn er sich an den Geruch von Verwesung schon gewöhnt hatte.
Die Hütte an sich sah von innen, genauso gewöhnlich, wie von außen aus. Es gab ein Schlafzimmer, ein Wohnzimmer mit offener Küche und ein spärlich eingerichtetes Badezimmer. Auf jeder freien Oberfläche hatte sich eine dicke Schicht Staub gebildet, doch abgesehen von dem grauenhaften Geruch, war nichts ungewöhnliches an der Hütte, wenn man sein Blick nicht auf die mit Holzplatten fest verriegelten Fenster ruhen ließ. Jedenfalls nicht überhalb der Erde. „Was hast du vor?" fragte Revin mit zitternder Stimme, als Merikh begann die Treppe in den Keller runter zu gehen. Er hasste sich selbst dafür, das er seine Stimme nicht mehr unter Kontrolle hatte und man ihm seine Angst anhören konnte. „Glaubst du wirklich das sie ihre Leichenteile einfach so auf dem Küchentisch lagern?" antwortete der Vampir ihm noch, bevor er die schwere Stahltür mit etwas mehr als menschlicher Kraft aufschwingen ließ. „Niemand würde so eine Tür hier einbauen um ein paar Dosen und Lebensmittel zu lagern." Redete Merikh mehr mit sich selbst als mit Revin. Hinter der Tür erstreckte sich ein riesiger Raum mit mehreren Regalen und einem großen Fließtisch in der Mitte des Raumes. „Schon mal so einen großen Fließtisch in einem Keller für ein paar Kartoffeln gesehen?" Stellte er die lächerliche Frage in den Raum. „Nein." Antwortete ihm sein Freund. „Ich auch nicht." Mit einem kleinem Holzstück, welches er unter die Tür klemmte, verhinderte er ihr zu fallen und die Gefahr in dem Keller ein paar Killer eingesperrt zu werden. Mit einem leisen klicken betätigte Revin den Lichtschalter und ließ die summenden Neonröhren aufleuchten. „Wir sollten uns beeilen ich möchte es nicht drauf ankommen lassen entdeckt zu werden und außerdem regt mich das Licht jetzt schon auf." Merikhs Stimme war dunkler und ernster. Seine Aura war nicht mehr angenehm, sondern verschlimmerte Revins Angst nur noch.
Die ersten Minuten vergingen und sie fanden nichts als eingelegte Früchte und Gemüse. Merikh begann langsam sein Misstrauen zu verlieren, jedenfalls bis Revins erstickender Schrei die Stille Durchschnitt. Der Vampir sah noch wie sein Wolf panisch zurück stolperte und nach hinten fiel. Schnell fing er Revins versteiften Körper auf, bevor er auf dem Boden aufkommen konnte. „Was ist los?" fragte Merikh, doch seine Stimme erreichte Revin nicht richtig, er reagierte nicht, starrte nur weiter auf das etwas hervorstehende Glass im mittleren Regal. „Was ist los?" fragte er erneut, dieses Mal mit etwas mehr Nachdruck in der besorgten Stimme, doch aus dem Mund seines Freundes drangen nur unverständliche, panische Laute. Vorsichtig setzte der Vampir ihn auf dem Boden ab, um herauszufinden was ihn so sehr verschreckt hatte. Und leider entsprach das was er vermutet hatte seinen Befürchtungen. Ein perfekt konserviertes Herz mit der außen Aufschrift. „Werwolf Herz." murmelte Merikh leise vor sich hin. Schnell begann er alles in dem Raum wie wild abzusuchen. Er riss jede Schublade auf, durchsuchte jede Ecke, jedes Regal, die abschreckenden Funde begannen mit jedem Blick mehr zu werden. Verschiedenste Zähne und Fangzähne, Klauen, Herzen, Augen und deutlich mehr Zeug von dem er Revin versuchte fern zu halten. Dieser saß immer noch zitternd am Boden und traute sich nicht auch nur einen Muskel zu bewegen. Sein Furcht hatte die Kontrolle übernommen und er konnte nichts dagegen tun als abzuwarten. Schnell riss Merikh die nächste Schublade auf und sein Lächeln wurde breiter. „Endlich." Seufzte er und holte das dicke Lederbuch aus der Schublade raus. „Was ist das?" fragte Revin, welcher langsam wieder die Kontrolle über seinen Körper zurück gewinnen konnte. „Ihre Aufzeichnungen, Protokolle, Versuche, es ist alles detailliert aufgeschrieben." Schnell flogen seine Augen über die Zeilen und seine Gesichtszüge wurden wütender. „Ich wusste es, sie wollen Wesen züchten, sie mutieren lassen, im Labor unter Kontrolle bringen und dann als Armee einsetze." Revins Augen wurden groß und er kam auf Merikh zu gelaufen, um selbst die Aufzeichnungen sehen zu können. Doch nach zwei spärlichen Seiten erklang ein Knacksen über ihnen und sein Herz fiel. „Wir müssen hier raus." flüsterte der Vampir und packte das Buch eilig zurück an seine Stelle. Er konnte hören wie sehr Revins Herz pochte und das Blut durch seine Adern schoss. Sein Blick blieb an dem blassen Hals hängen und er konnte spüren wie seine Zähne sich schärften.
Nicht jetzt.
Merikh versuchte schnell alle Gedanken über seine Hunger zu verdrängen und packte Revin eilig am Arm und zog ihn aus dem Keller. Hinter einer dicken Holzsäule, nahe der Flur Wand blieben sie stehen. Die leisen Stimmen der Jäger drangen sowohl aus dem Wohnzimmer und aus Richtung der Ausgangstür. „Es sind mindestens drei." flüsterte Merikh. Zwei an der Haustür und einer im Wohnzimmer. Der Jäger im Wohnzimmer war das kleinere Problem, sie waren bereits außerhalb seines Sichtfeldes und die Tür war geschlossen. Vorsichtig lehnte sich Revin etwas nach vorne um die Personen besser sehen zu können, erwischte dabei aber eine knacksende Diele. Sofort schnellte er in seine Ursprüngliche Position zurück und drückte sich ängstlich an Merikhs kalten Körper. „Hast du das auch gehört?" Erklang eine helle weibliche Stimme und die Knacksenden Schritte begannen sich ihnen zu nähern. Schnell drückte Merikh seine Hand auf Revins Lippen und versuchte dessen Geräusche zu unterdrücken. Er selbst war kein Problem, er musste nicht atmen, sein Herz schlug nicht, seine panischen Aktionen würden sie nicht in weitere Gefahr bringen. Revin dagegen war so sehr von seiner Angst eingenommen das der Vampir sehen konnte wie seine Augen bereits begannen immer wieder ihren Fokus zu verlieren. Revin war am Rande seiner Nerven und Merikh konnte es ihm nicht einmal übel nehmen. Er spürte wie langsam begannen Tränen über seine Hand zu rollen und wie der Wolf krampfhaft seine Schluchzer zu unterdrücken.
Das bringt nichts, entweder sie werden uns finden und erschießen oder sie werden uns ihrer Sammlung im Keller hinzufügen.
Sein Entschluss war gefasst und er beugte sich etwas zu Revin runter. „Hör zu egal was passiert, bleib hinter der Säule, verstanden?" Der Blondschopf blickte in Panick zu ihm hoch, es gefiel dem Vampir auch nicht ihn einfach so hier stehen zu lassen, aber er sollte nicht im Kreuzfeuer enden. Vorsichtig drückte er Revin noch eine letzten Kuss auf die Stirn bevor er seine Hand von dessen Mund entfernte und sich auf die Schritte konzentrierte. Sobald sie näher waren schnellte er an der Frau vor bei und griff den Mann welcher immer noch an der Tür stand bei der Kehle. Mit einem schnellen Biss infizierte er den Lehrling mit seinem Gift. Der Mann war noch kein Jäger, er konnte es in seinem Blick sehen, er war unerfahren und unvorsichtig. Mit einer kleinen Handbewegung sorgte er dafür das sich das Gift schneller mit dem Blut des Mannes vermischt, bevor er ihn hart zu Boden fielen ließ. Unter Schmerzen krümmte er sich auf dem Boden und Merikh sah nur mit einem Lächeln zu wie die Frau, welche für seinen Geschmack schon deutlich zu nah an der Holzsäule stand, zitternd eine Waffe zog. Verachtend blickte der Vampir auf den schreienden Mann runter und trat ihm einmal heftig in die Magengrube. „Hör auf zu schreien, das ist ja erbärmlich." Das schreien verstummte und ging in ein unterdrücktes Schluchzen, welches ihm genauso viele Nerven raubte, über. „Bleib wo du bist oder ich jag dir eine Kugel durchs Herz." Die Stimme der Frau zitterte so sehr das sie jegliche Bedrohung verlor. Auch sie war noch nicht lange eine Jägerin, ihre Hand zitterte und Merikh konnte die Angst in ihren Augen sehen. Noch bevor sie überhaupt die Möglichkeit hatte dem Abzug nah zukommen, brach ihr Handgelenk mit einem lauten Knacken und sie schrie schrill auf. Der schwarz haarige mit den weißen Strähnen im Haar verdrehte genervt die Augen und sah wehleidig mit an wie der letzte Jäger aus dem Wohnzimmer gestürmt kam. Dieser sah wenigstens erfahren aus, seine Hand zitterte nicht und er blickte Merikh mit Entschlossenheit in den Augen an. „Monster." war das letzte was er sagte bevor er den Abzug tätigte und Merikh um wenige Millimeter verfehlte. Immer wieder schoss er doch jede einzelne Kugel flog an ihm vorbei, so lange bis die Pistole leer war. Mit Freude sah der Vampir dabei zu wie die Pistole zu Boden fiel und der Jäger ihm mit Furcht entgegenblickte. „Du bist dieser Urvampir, der Blut kontrollieren hab ich recht, du hast mein Blut kontrolliert so das ich verfehle." Merikh musste nicht antworten, alle im Raum wussten das der Jäger recht hatte. Schnell zog er eine letzte Pistole und richtete sie Merikhs Brust. „Hast du es immer noch nicht gelernt?" Seufzte der Vampir und begann langsam auf den Jäger zuzugehen. Ohne Kontrolle des Jägers begann seine Pistole auf die Frau vor ihm zu zeigen und er begann verzweifelt seine Hände zu öffnen um die Waffe fallen zu lassen, doch sie blieben geschlossen und sein Finger näherte sich immer mehr dem Abzug. „Weißt du, du solltest mir dankbar sein. Du wirst denn schnellsten und schmerzlosesten Tod von allen haben." mit einem lauten Knall landete die Kugel im Herzen der Frau und ihr Körper begann langsam schlaff zu werden. Achtlos trat Merikh den leblosen Körper zur Seite. Während der Mann an der Tür immer noch dem Gift erlag und sein Körper langsam begann aufzugeben, war der Jäger vor Merikh noch völlig unversehrt. Der Lehrling würde an seinem Gift sterben, die Jäger spritzen sich extra immer ein Gegengift welches, sollte es mit Vampirgift vermischt werden, zum sicheren tot führen wird.
Die Beine des Jägers ließen langsam nach und er sank zu Boden. Doch noch bevor Merikh irgendetwas mit dem Jäger anstellen konnte kam ein vierter hinter der Holzsäule hervor getreten. Mit einem Messer an Revins Kehle blickte er ihm wütend entgegen. „Lass ihn los oder du wirst dir wünschen nie geboren zu sein." Merikhs Geduld hing am seidenen Faden und auch nur ein einziger Tropfen von Revins Blut würde ihn reißen lassen.

You before me [Boyxboy]Where stories live. Discover now