Kapitel 13

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So unauffällig wie möglich entfernten wir uns vom Schulhof und versteckten uns auf dem, für meinen Geschmack immer noch zu belebten Parkplatz, hinter meinem Auto. Vorsichtig lehnte ich mich gegen den Kofferraum meines Autos und hob die Augenbraue  „Also ich höre. Was ist gestern passiert?" „Hat Merikh dir gegenüber schon irgendetwas erwähnt?" fragte Revin vorsichtig nach. Seine Stimme zitterte förmlich und wurde mit jedem Wort leiser. Ich seufzte nur immer noch leicht darüber aufgebracht das Merikh mich so ignoriert hat. „Nein, seit gestern Abend ignoriert er mich durchgehend und hat mir heute Morgen nur seine Entschuldigung in die Hand gedrückt." Revin antwortete mir immer noch nicht auf meine eigentliche Frage und ließ seinen Blick weiter auf den Boden verweilen. „Wenn du es ihm nicht sagst mach ich es." mischte sich nun auch endlich Aeron ein. Aber ich brauchte ihre Antwort nicht mehr, durch sein Ausweichen meines Blickes und Betrachtung des Bodens rutschte die Jacke an Revin etwas zurück und entblößte zwei kleine Einstiche an seinem Hals. Schnell fixierte ich seinen Hals seitlich um einen besseren Blick auf den Biss zu bekommen. Vielleicht war meine Vorgehensweise doch etwas zu grob, da Revin mich erschrocken anschaute und Aeron ein tiefes Knurren aus der Kehle entwich. Rasch lockerte ich meinen Griff und entschuldigte mich. Ich merkte wie Revins Muskeln auch unter meinem Griff wieder lockerten. Die bereits heilenden Narben waren deutlich tiefer als normale und man sah keinen Abdruck von den restlichen Zähnen. Viele Frischlinge und auch manche ältere Vampire können im Blutrausch ihre Kraft nicht kontrollieren, auf Merikh schien das jedoch nie zuzutreffen. „Er war es oder?" Von Revin erhielt ich nur ein vorsichtiges Nicken. „Wie habt ihr das Gift entfernt?" Langsam ließ ich seinen Hals los. „Wir haben es nicht entfernt." mischte sich Aeron mit dem Tonfall eines eingeschnappten Kindes ein. „Sondern?" „Ich muss es nicht entfernen." murmelte Revin so leise vor sich hin das ich die Hälfte des Satzes erraten musste. „Und wieso das nicht?" Meine Stimme begann genervter zu klingen und so langsam wurde es langweilig ihnen alles aus der Nase ziehen zu müssen. „Eristmeinmate." sagte er so schnell das ich nichts verstand. „Wie bitte?" „Er ist mein..." Ich verdrehte die Augen. „Jaaaaaa?" „Er ist mein Mate." Für einen kurzen Moment ratterte es in meinem Kopf und ich wusste nicht ob ich ihn überhaupt richtig verstanden hatte. „Bist du dir sicher?" fragte ich schockiert und etwas ungläubig nach. „Glaubst du ich würde mir so etwas ausdenken und damit riskieren von allen verachtet zu werden." Revin Stimme hatte ihre Kraft wieder gefunden und wurde lauter. Aber er hatte Recht es war fast schon ein disaster für ihn. Auch wenn es ihn immun gegen Merikhs Gift machte so überwogen die Nachteile deutlich. Er könnte allein wegen dieser Verbindung vom Rudel ausgeschlossen werden und da die meisten Vampire ihren Werwolf nicht akzeptieren enden diese meist als Streuner mit unglaublichen Schmerzen in der Wildnis, aber auch wenn er drin bleiben darf so würde er wahrscheinlich ausgeschlossen und gemobbt werden. Es ist ein sehr hohes Risiko auch nur irgendjemanden davon zu erzählen, verschweigen kann er es jedoch auch nicht da er in diesem Fall ebenfalls höllische Schmerzen erleiden würde. „Du hast es ihm gestern gesagt, darum siehst du heute auch wieder gesünder aus." Revins Nicken wurde wieder zaghafter. „Was hat er geantwortet?" fragte ich weiter da nun mein Interesse geweckt wurde. „Gar nichts ich bin abgehauen bevor er antworten konnte." Schweigend rieb ich mir die Augen und versuchte alles so gut wie nur möglich zu verstehen. „Weißt du etwas über seine vergangen Beziehung oder ähnliches?" wand Aeron ein der von uns allen wohl noch den klarsten Kopf hatte. Laut atmete ich aus. „Das ist eigentlich das größte Problem. Hört zu ich bin etwas über 200 Jahre alt und habe mein ganzes Vampir da sein mit Merikh verbracht und trotzdem hab ich das Gefühl das ich absolut nichts über ihn weiß. Er redet nicht viel über seine Vergangenheit, wenn ich ehrlich bin weiß ich nicht einmal sein genaues Alter. Auch bei seiner Herkunft schwanken meine Vermutung zwischen Deutschland und Italien, ganz am Anfang hatte er noch einen Akzent und auch seine Schreibeweise einiger Wörter war falsch, aber das alles liegt zu weit zurück. Aber abgesehen davon das er ein verschlossenes Buch ist weiß ich noch eine Sache die alles verkompliziert. Er hatte seit mindestens 450 Jahren keine Beziehung mehr, er hat mir mal in einem Moment der Schwäche erzählt das er sich nicht mehr daran erinnern kann romantische Gefühle einer anderen Person gegenüber empfunden zu haben. Er weiß nicht einmal ob er jemals welche empfunden hatte." Beide Werwölfe tauschten verzweifelte Blicke aus. „Also ich faß das alles nochmals zusammen: Du lebst seit 200 Jahren mit ihm zusammen und kennst nicht sein Alter, weißt eigentlich nur das er nicht in Amerika geboren wurde und das er seit was weiß ich nicht wie lange keine romantischen Beziehungen mehr hatte." faßte Aeron nochmals alles zusammen und seine Stimme verlor mit jedem weiteren Wort an Hoffnung. Alles was ich weiter dazu beizutragen hatte war ein Nicken und eine unangenehme Stille die durch die Schulklingel durchtrennt wurde. Schnell verschwanden wir alle in unsere Richtung und ich versuchte den restlichen Schultag nur noch so gut wie möglich zu überstehen. Als endlich die Klingel ertönte und meine Freizeit einläutete, welche Vorallem nutzen würde um die heutigen Informationen zu verarbeiten, durchkreuzte eine Nachricht von Merikh meine Pläne.
Es sind Wölfe auf unserem Gebiet und sie wirken nicht freundlich.

Mein Handy fiel mir fast aus der Hand und ich stürmte förmlich mit meinen Sachen aus dem Klassenraum. Es ist ein ganz schlechtes Zeichen wenn viele Wölfe die Grenze übertreten und nach Ärger suchen. Wenn es nicht friedlich geklärt werden kann wird es Krieg geben. Vor 150 Jahren soll der letzte zu Ende gegangen sein. Auf Grund meiner damaligen Unerfahrenheit hatte Merikh mich aus allem rausgehalten, doch er hat es nicht immer geschafft die Schlachtfelder aufzuräumen bevor ich da war. Der Geruch von Blut hing überall man wurde ihn schon nicht mehr los und Vorallem hing er an Merikh. Die Schlachtfelder die er verließ waren mit Blut überzogen und man konnte nicht einmal mehr sagen ob seine Gegner auch nur jemals etwas ansatzweise Menschliches gewesen waren. Von jedem von ihnen war nur ein kleines Häufchen Elend verblieben. Schnell schüttelte ich meinen Kopf um die Gedanken an diese grausame Zeit zu verdrängen und schmiss schnell das Auto an sobald ich drin saß. Ohne stark auf meine Umgebung zu achten fuhr ich los und bog auf die Hauptstraße ab.

You before me [Boyxboy]Where stories live. Discover now