Kapitel 10

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Die frische Luft umhüllte mich und linderte zum ersten Mal seit einigen Tagen meine Kopfschmerzen. Die Luft musste kälter geworden sein den der Schnee war schön fluffig und leicht und nicht matschig und schwer. Das machte es um einiges leichter durch in zu laufen. Der Himmel begann sein orang zu verdunkeln während die Sonne immer weiter am Himmel verschwand. Ich setzte meinen Weg durch die dicht gewachsen Bäume fort. Immer wieder rieselten ein paar Reste des Pulverschnees von den Ästen und färbten meine Haaren innerhalb von Sekunden weiß. Winter war eine angenehme Jahreszeit. Ich liebte den Schnee und durch die Frühe Dunkelheit tummelten sich kaum bis keine Menschen mehr im Wald oder am nahe gelegen See herum. Der See war vermutlich die einzige wirkliche Attraktion die diese Stadt zu bitten hatte, zwar gab es eine Großstadt in der Nähe aber viele bevorzugten an heißen Tagen den See und das war ein Problem. Der Winter begann sich, trotz nochmal kalter Tage, dem Ende zuzuneigen und sobald sich wärmere Tage zeigen würden, würde der See gut besucht sein. Das würde für alle bedeuten das sie vorsichtiger sein müssen und damit kommen wir auch schon zum zweiten Problem, der See war mittelgroß und man konnte von unserem Teil schon das andere Ufer in der Ferne sehen, dazu war er auch noch streng über die vier Gebiete aufgeteilt. Auch wenn sie alle gerecht aufgeteilt waren gab es immer mal wieder Probleme die drohten in Auseinandersetzungen auszuarten. Ich hatte bei der Aufteilung vor 150 Jahren Glück gehabt und mein Strand war eher mit Bäumen versteckt und nicht ganz so einfach zu gängig. Auch das Rudel links neben mir hatte einen eher wenig besuchten Strand, das Rudel auf der anderen Seite des Sees, als auch die Mischmasch Gemeinschaft rechts neben mir hatten meist so viele Leute an ihrem Strand das man den Sand schon nicht mehr sehen konnte. Leider kamen auch viele aus den drumherum liegenden Städte hier her um sich eine Auszeit zu gönnen. Schnell schüttelte ich den Kopf um die miesen Gedanken an den Sommer zu vertreiben und konzentrierte mich lieber auf meine Schneelandschaft. Vorsichtig schob ich einige tiefgewachsene Äste bei Seite und trat auf die Stille Lichtung. Der zunehmende Mond warf sein kaltes Licht auf die Lichtung und ließ die kleinen Eiskristall wie Diamanten glitzern. Ich schloss die Augen und ließ mich nach hinten in den weichen Schnee fallen. Für kurze Zeit schloss ich einfach die Augen und konzentrierte mich auf die Geräusche um mich herum. Das zwitschern von Vögeln war selten ab und zu hörte man jedoch mal eine Eule oder ähnliches rufen. Mehrere kleine Tiere huschten schnell über den Schnee und ein Eichhörnchen buddelte im Schnee in der Hoffnung etwas von dem vergrabenen Vorrat zu finden. Das laute Rascheln von Ästen und Nadeln, sowie niedrigen Blättern ertönte. Für einen kurzen Moment stoppten alle Geräusche am Boden und die meisten Tiere ergriffen schlagartig die Flucht. Zuerst dachte ich das es nur ein Reh sei doch diese Schritte waren schwerer. Die Rehe und Hirsche hier bewegten sich leichter und Elche gab es in diesem Gebiet nicht. Das Rascheln kam näher und erweckte meine Neugier. Schnell richtete ich meinen Oberkörper auf, blieb aber weiter im Schnee sitzen. Es dauerte nicht lange bis ein weißer Wolf durch die dichten Blätter der Sträucher brach. Wenn er so geduckt durch die Gegend schlich ging er schon fast in seinem Umfeld unter. Ich brauchte nicht lange um zu wissen wer dieser Wolf war, die seltene Fellfarbe, die müden Augen und bereits leicht sichtbaren Rippen verrieten ihn ohne Zweifel. „Revin was machst du hier?" die Lichtung war einige Meter von der Grenze entfernt und diese war dazu auch noch deutlich von Gerüchen gekennzeichnet, es kam so gut wie nie vor das ein Wolf soweit die Grenze übertrat und damit die Regeln missachtete. Der Wolf sah fertig aus, er war am Ende seiner Kräfte, sein Körper schleifte er eher über den Boden als alles andere. Langsam kam Revin immer weiter auf mich zu. Seine Beine zitterten stark und schließlich wenige Meter vor mir geschah das was passieren sollte, seine Beine gaben nach und sein Körper fiel schlaff zu Boden. Verzweifelt versuchte er einige Male aufzustehen doch er kam kein Zentimeter voran. Besorgt stand ich langsam auf und ging leicht gebückt zu ihm rüber. Zu meiner Überraschung machte er auch keine Anstalten zurück zu weichen zu wollen, vielleicht hatte er aber auch schon einfach aufgegeben. Vorsichtig nahm ich meine Jacke ab und legte sie dem Wolf über. Sofort begann er seine Nase darin zu versenken und den Geruch zu inhalieren. „Kannst du dich zurück verwandeln ich möchte nur reden, versprochen." Es dauerte zwar kurz jedoch erklang das typische knacken schneller als gedacht. Das weiße Felle verwandelte sich in blasse Haut und auch die Statur glich nirgends dem Revin den ich noch vor einer Woche zu mir getragen hatte. Schnell wickelte er meine Jacke um sich. „Was ist mit dir passiert?" er antwortete nicht und kam langsam näher an mich ran gerobbt. Leicht verwirrt setzte ich mich ruhig zurück in den Schnee und wartete ab. Vorsichtig hob er seinen Körper leicht hoch und krauchte in meinen Schoß. Überrascht versteifte sich mein Körper und ich verweilte in meiner Position im Schneidersitz. Bedächtig lehnte er seinen Kopf gegen meine Brust und langsam begann sein Atem sich wieder zu beruhigen. Überfordert hielt ich behutsam seinen Kopf fest und versuchte krampfhaft zu überlegen was hier passiert. „Es tut weh." Revins schwache Stimme erreichte gerade so mein Gehör, sie war voller Schmerz und Trauer. Ich merkte wie langsam die ersten Tränen auf mein Hemd fielen und hindurch sickerten. Das erste Wimmern begann seinen Mund zu entkommen während sich sein Körper sich immer mehr zu einem Ball krümmte. Seine Hände krallten sich krampfhaft in seine eigene Haut und begann bereits rote Striemen zu hinterlassen. Die Striemen verwandelten sich schnell in kleine Wunden und das erste Blut begann dünn aus ihnen zu fließen. Der süßliche Geruch breitete sich aus und umhüllte mich, er war verführerisch. Augenblicklich begann mein Hals trocken zu werden und meine Zähne wurden so spitz das ich mir selbst in die Wange schnitt. Scheiße ich hatte noch nichts gegessen. Rasend schnell wurde Hunger unerträglich und ich legte meinen Kopf auf Revins Schulter ab. Der süßliche Geruch von damals war von ihm gekommen, jedoch verbesserte das meine Situation nicht gerade. „Mach es!" „Wie bitte?" ich fragte nicht nach weil ich es nicht verstanden hatte, nur um sicher zu gehen das er es ernst meinte und nicht nur im Affekt gesagt hatte. „Du kannst es trinken." seine Stimme war schwach und ich wusste, trotz meiner vernebelten Gedanken, das ich es danach bereuen werde. Ich hatte seit Ewigkeiten kein frisches Blut mehr getrunken und das Risiko das ich in einen Rausch verfallen würde war sehr hoch. Eigentlich hatte ich mir vor langer Zeit geschworen keine Menschen nur aufgrund meiner Blut Lust zu verletzen, jedoch war Revin zu nah und raubte mir jeglichen Verstand. Schnell drehte ich ihn so das sein Kopf auf meiner Schulter ruhte und ich mir so einen besseren Zugang zu seinem Nacken verschaffen konnte. Ich spürte noch wie Revins Hände sich in meinen Rücken krallten, kurz bevor ich meine Zähne schnell durch seine Haut stieß.

You before me [Boyxboy]Where stories live. Discover now