Kapitel 9

570 29 1
                                    

Stöhnend stellte ich die leere Flasche weg und rieb mir den schmerzenden Nacken. Sowohl Hayden als auch ich waren gestern auf der Couch eingeschlafen und hatten das Trinken augenblicklich bereut sobald wir heute die Augen aufgeschlagen hatten. „Wie spät ist es?" fragte Hayden welcher sich nur leicht verwirrt aufguckte. Sieht wohl so aus als hätte er keine einfache Nach gehabt. „Fast 7 Uhr du hast 30 Minuten Zeit um die fertig zu machen." Sofort war er hell wach und lief schnell durch das Haus. Innerhalb der nächsten 15 Minuten stand ein fertiger Hayden vor mir auch wenn seine Haare immer noch etwas zerzaust waren. „Das ging ja mal schnell." Hayden verdrehte nur die Augen und nahm sich seine Tasche auf dem Weg nach draußen. „Du fährst ich will noch kurz die Augen zu machen." Ich seufzte als Antwort nur, eine Wahl hatte ich auch nicht wirklich. Hayden würde nur den ganzen Tag genervt sein und ich hatte ohne das schon genug Stress.

...

Genervt ließ ich mein Heft auf dem Tisch aufkommen. Ich war zur ungünstigsten Zeit angekommen und musste mich durch Menschenmassen drücken um irgend wie noch mit allen Stücken zum Klassenraum zu kommen. Aber auch dort blieb mir keine Ruhe, laute Rufe und Schreie erklangen von den Fluren und den angeklappten Fenstern. Ich hatte sowieso schon zu wenig Schlaf und die Geräusche verbesserten meinen Zustand leider nicht. Die Klasse begann sich zu füllen und zu meiner Überraschung betraten auch Revin und Aeron das Zimmer. Während Aeron jedoch nur leichte Augenringe hatte, sah Revin mehr wie eine Leiche aus. Weite dunkle Schatten hatten sich unter seinen Augen gebildet und waren leicht gerötet und glasig. Sein Haut machte der weißen Wand Konkurrenz und ich konnte seinen unregelmäßigen Atem hören. Aeron zog den blond haarigen am Arm entlang hinter sich her so als würde er jeden Moment aus der Klasse rennen wenn er ihn loslassen würde. Schlaff ließ er sich auf seinen Stuhl fallen. Seine Augen verweilten Minuten auf dem lackierten Holz des Tisches. Vermutlich konnte er nicht einmal mehr scharf sehen. Sein Kopf hing nur noch schlaff an seinem Hals und seine Haut war bei den Wagenknochen bereits etwas eingefallen. Generell schien er nicht gerade wenig abgenommen zu haben. Schnell packte Aeron ihm ein paar Tabletten auf den Tisch und Revin begann die ersten zu schlucken. Danach legte er seinen Kopf auf den Tisch und schloss die Augen. So verweilte er für die meiste Zeit am heutigen Tag, er redete mit niemanden und schluckte fast durchgängig die Pillen. Gerade als er die nächste nehmen wollte fing Aeron seinen Arm ab. „Hör auf du bringst dich noch um." Revin ließ die Pillenverpackung fallen und sie kamen mit einem metallischen Geräusch auf dem Boden auf. „Wenn ich sie nicht nehme bringt mein Körper mich um." zischte er gereizt zurück. „Dann sag es ihr, wir werden sie akzeptieren egal was ist." flüsterte Aeron weiter. Die Klasse wurde mit jeder Sekunde lauter und es wurde schwieriger ihre Stimmen rauszuhören. „Nein werdet ihr nicht." Revins Stimme klang müde und traurig. Danach wurde die Klasse so laut das ich nichts mehr verstehen konnte. Die Geräusche begannen meinen Kopf zum Dröhnen zu bringen. Seit Tagen hatten sich meine Kopfschmerzen immer weiter verschlimmert. Nichts half, ich konnte so viel Blut trinken wie ich wollte, es schien nicht zu helfen. Ähnlich wie Revin begann ich bin auch die Augen zu schließen und verzweifelt auf das Ende zu warten. Doch leider hatte das Schicksal noch ein Ass im Ärmel. Das laute Klingeln der Glock ließ mich hoch schrecken und unsere Klassenlehrerin begann mit ihrer lauten Stimme förmlich durch den Raum zu schreien. Kurz ließ ich meinen Blick ein letztes Mal zu Revin weichen. Er schaute nur angestrengt nach vorne, so als würde sein Kopf so laut sein das er ihre Worte nicht mehr verstand. Zuerst begann sie etwas über die anstehende Projekte Woche zu reden und da viel es mir wie Schuppen von den Augen. Scheiße ich hab vergessen mich einzutragen. Das bedeutete das sie mich irgendwo zu teilt und leider hatten wir nicht gerade die beste Beziehung zu einander. Ihren Hass gegen mich hat sie vermutlich entwickelt weil ich wegen einer Aufgabe in Geschichte mit ihr eine ganze Stunde lang diskutiert habe. In dieser Stunde hatte ich vermutlich so viel wie in den vergangenen Schuljahren zusammen geredet. „Da sich leider drei Schüler vergessen haben anzumelden habe ich folgende Schüler: Revin, Aeron, Merikh, alle in das Projekt zur Vorbereitung unserer Gala eingeteilt. Wenn ihr mit mir diskutieren wollt könnt ihr das gerne nach der Stunde machen aber ich werde euch in kein anderes Projekt packen." Während ihrer letzten Worte warf sie hasserfüllte Blicke zu mir. Wenigstens hatte ich die Argumentation beim letzten Mal gewonnen. Leider hatten Aeron und Revin auch keine guten Chancen bei ihr. Ich kenne zwar keine Details aber die beiden müssen sich es auch einmal derb bei ihr verdorben haben. Zu unserem Glück hatte sie wohl genauso wenig Lust auf die Klasse wie der Rest auf sie, so beendeten wir 10 Minuten früher. Wegen meiner Kopfschmerzen hatte ich auch keine Lust den Weg zur Gasse zu gehen also kam mir der frühere Schluss sehr entgegen. Auf dem Schulhof herrschte noch leere so hatte ich eine Gelegenheit mit dem Ersatzschlüssel das Auto zu öffnen und mich schon mal auf den Beifahrersitz zusetzen. Es dauerte gute 20 Minuten ehe ich sah wie sich Hayden von seiner Gruppe verabschiedet und zum Auto lief. Gedankenverloren öffnete er die Tür und schloss sie zum Glück wieder bevor er mich entdeckte und wie verrückt rumschrie. „Bist du verrückt mich so zu erschrecken, warum bist du schon drin?" fragte er sobald er wieder zu Atem gekommen war. Ein Lachen konnte ich mir dennoch nicht unterdrücken. „Wir hatten schon früher Schluss." Hayden seufzte nur als Antwort und fuhr von dem Parkplatz runter auf die Straße. Zu Hause angekommen legte ich mich schlaff auf die Couch und Hayden begann seine Aufgeschobenen Aufgaben zu erledigen. Die Kopfschmerzen erschöpften meinen Geist und Körper, es dauerte vermutlich nicht einmal 10 Minuten ehe ich in einen Tiefen Schlaf gesunken war. Als ich das nächste mal wieder zu mir kam war die Sonne bereits am Unter gehen und nur noch die letzten ihrer Strahlen schafften es über die immer noch dichten Nadelbaum Kronen. Hayden schien mittlerweile aufgegeben zu haben und war nur noch mit seinem Handy beschäftigt, während seine Hausaufgaben immer noch offen vor ihm lagen. „Aufgegeben?" „Jaaap." rief er etwas gleichgültig zurück. Mein Kopf begann sofort wieder zu dröhnen. Vielleicht rettet ein kleiner Spaziergang noch etwas. Schnell ging ich nach oben, zog mich um und nahm die Kontaktlinsen raus. Meine Augen waren schon trocken genug weil ich mit ihnen eingeschlafen war. Eher aus Reflex als aus nutzen griff ich nach meiner Jacke und warf sie mir über. „Wo willst du hin?" Hayden schaute immer noch nicht von seinem Handy auf. „Ein bisschen spazieren, würde dir vielleicht auch mal gut tun." „Ja, Ja." bekam ich nur als Antwort zurück bevor ich die Tür öffnete und hinaus ging.

You before me [Boyxboy]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt