Kapitel 50

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„Du warst in meinen Erinnerungen oder?" ertappt lief die Hexe rot an und nickte mit dem Blick auf den Boden gerichtet.
Sie hat alles gesehen.
Eigentlich müsste ich schreien, sie fragen wie sie es denn nur wagen kann sich in meinen Kopf breit zu machen und Erinnerungen die nur für mich bestimmt waren wie ein Filmtape mit anzusehen.
Dachte Merikh seufzend, fuhr jedoch schnell fort. Sein Körper war noch ruhig und er wollte nicht das sein nächster Gedanken diese Ruhe stören könnte. „Vor einiger Zeit hatte ich bereits einmal die Kontrolle verloren, damals war ich zusammen mit Revin in einem Haus der Jäger gewesen, ich habe kaum noch Erinnerungen an diesen Tag, aber ich hab das Gefühl das ich etwas übersehen habe." Die Hexe nickte und schloss die Augen. Die Szenen Wechselten wild umher. Es waren Bilder die er kannte. Orte die sich in sein Gedächtnis eingebrannt hatten und Orte die er niemals vergessen könnte.
Egal wie sehr ich es wollte.
Mit jeder Sekunde die verstrich schmerzte sein Kopf mehr und Blut begann langsam von der Nase der Hexe zu laufen. Schockiert wischte sie den roten Tropfen weg. Es verging nicht einmal ein Wimpernschlag als sie bereits mit zusammen gebissenen Zähnen auf zischte und ihre Hände an den Kopf hielt, als könnte sie ihn zerdrücken und machen das es aufhört wie ein Gewitter zu dröhnen. Schweiß perlte über ihre Stirn und seine Umgebung erlosch erneut in der Dunkelheit. „Es tut mir leid, ich komm da nicht rein, du warst so weit weg das nicht einmal ich diese Erinnerungen zurück bekomme. Eigentlich ist es ein Wunder das du Revin nicht zu Stücken zerrissen hast." Merikhs Muskeln gefroren.

Er hatte es eigentlich die ganze Zeit schon gewusst oder ein geringer Teil im ihm hatte es irgendwie schon immer vermutet, aber es von einer anderen Person zu hören war trotzdem komisch. Er wollte nicht von dieser Hexe hören wie gefährlich nahe Revin seinem Ende gewesen war. Er wollte nicht hören das er für das Ende seines Freundes verantwortlich hätte sein können. Er wollte es von niemanden hören. Nicht von Hayden, nicht von Sebastián, nicht von dieser Hexe. Der einzige von dem er es still akzeptieren würde war Revin. Er wollte den Wolf wieder in seinen Armen spüren. Er wollte den warmen Körper gegen seine Brust drücken. Er wollte die Muskeln sich unter seinem Armen bewegen spüren. Der warme Atem sollte gegen seine Haut prallen und der süße und süchtig machende Geruch sollte wieder sein ganzes Zimmer erfüllen.
Und du möchtest sein süßes Blut auf deiner Zunge schmecken, du möchtest das sein leises Stöhnen den Raum erfüllt und du deine Begierden befriedigen kannst.
Es war nur eine kleine Stimme in seinem Kopf, aber sie schien all seine schönen Gedanken zu vertreiben. Sie schien ihm einreden zu wollen das er nicht mehr als ein selbstsüchtiges Monster war.
Vielleicht bin ich das ja auch, vielleicht war ich nie mehr. Immer nur ein Wesen, welches so handelte das es am Ende immer mit den meisten Vorteilen aus der Sache herauskommen würde.
„Hör auf so niedrig von dir zu denken." Merikh war ruhig geworden, er hatte seinen Blick von der Frau abgewendet und starrte wieder in den mittlerweile fast Substanzlosen Rauch. Er hatte keine Form und die Enden schienen mit der Dunkelheit zu verschmelzen.
Würde er komplett verschwinden wenn ich meine Hand durch in strecken und die letzten Fäden des Rauches verwirbeln würde?
Würde ich komplett verschwinden, wenn es auch seinen letzten Atemzug von sich gibt und das letzte Leben aus diesem Körper wie der Rauch vor mir ausgehaucht wird. „Halt dich aus meinem Kopf raus." Sein Gedultsfaden begann dünner zu werden und die Hexe nervöser.
Sie begann mit den Ringen auf ihrer Hand zu spielen, ließ sie immer wieder hoch und runter rutschen oder drehte sie so lange das sich bei den engeren bereits begann die Haut mit zu drehen.
Aber was würde passieren wenn das letzte Leben weicht, würde sein Körper zerfallen, würde sein Blut ihn zerstören oder würde der Fluch die überhand gewinnen. War der Fluch vielleicht der Endgültige Tod. Aber wenn es nach dem verschwinden Merikhs die Kontrolle übernehmen würde, wer würde dann auf Revin aufpassen. Wer würde ihm im Arm halten und durch sein Haar streichen bis er endlich eingeschlafen war? Wer würde ihn durch eine seiner durch Genstörungen ausgelösten Heats helfen? An wen würde er sich wenden wenn alles zu viel werden würde? Niemand. Es ist eine einfache Antwort, doch Niemand war nicht der ganze Teil der Antwort. Niemand, denn Revin würde niemanden mehr brauchen, wenn aus seinem Körper ebenfalls jegliche Freude und jegliches Leben gewichen war. Sollte Merikh sterben gab es nur zwei Wege wie es für Revin weiter gehen würde.
1. Er wird in ein tiefes Loch fallen, aus welchem er vermutlich nie wieder hinaus kommen würde.
2. Er würde seinem Leben ein Ende setzten.
Und dieser Gedanke macht Merikh mehr Angst als daran zu denken das der Fluch in dieser Labilen Phase bereits seine Seele komplett verzehrt haben könnte.
Merikhs Augen fokussierten sich wieder in dem Moment, in dem die Dunkelheit erneut verschwand und ein hölzerne Raum diese ersetzte. Merikh starrte Verständnislos auf die Abbildung. Er sah Reagan wie er direkt in die Kamera blickte und in Merikhs Augen schien zu schauen. Sein Blick wirkte Traurig fast schon Verzweifelt.
„Was soll das? Was für eine Illusion zeigst du mir? Glaubst du du kannst mich unaufmerksam machen und dann deine Spielchen mit mir treiben. Karla hatte das bei unserer ersten Begegnung auch versucht und bis zu ihrem Tod trug sie eine tiefe Narbe auf ihrem Oberkörper mit sich herum." Er konnte sich noch genau an den Moment erinnern an dem seine Krallen ähnlichen Nägel ihre Haut aufgerissen hatten und an das schluchzen welches Tage später aufgrund der Schmerzen immer noch aus ihrem Mund drang. Karla war immer stark mental gewesen doch ihre Schmerzgrenze war schon immer niedrig gewesen.
„Es ist keine Illusion, es ist genau das was in diesem Moment passiert. In diesem Moment liegt dein Körper bewusstlos auf dem Holzboden in unserem Gemeinschaftshaus. Deine Haut glüht immer noch wie Feuer und Revin läuft seit der Stunde die bereits vergangen ist auf und ab." „Es ist bereits eine Stunde vergangen?" schrie Merikh schon fast dazwischen und schnitt der Hexe damit das Wort ab.
Eine Stunde? Es können nicht mehr als 20 Minuten vergangen sein.
„Es war schwer zu dir durchzudringen, vermutlich liegt mein Körper ebenfalls bewusstlos neben dir, aber das ist nicht das worauf ich hinaus möchte, in diesem Moment blickst du durch deine eigenen Augen. Du siehst die Dinge die dein Körper sehen würde."
Fassungslos blickte Merikh weiter auf die Szene vor ihm. Er sah mit an wie Revins gerötete Augen auf seine trafen.
Er hat geweint. Er sollte nicht weinen. Nicht wegen mir. Er sollte nie wieder weinen.
Langsam schritt der Wolf auf den am Boden liegenden Vampir zu und legte den Kopf auf seine Beine. Merikh konnte spüren wie die Kälte in ihm nur für einen kurzen Moment verschwand und von der wohligen Wärme ersetzt wurde. Er wollte diese Wärme greifen sie näher an sich ziehen und in sich aufnehmen. Sie sollte auf ewig bleiben.
Bitte komm zu mir zurück, ich möchte in keiner Welt ohne dich leben."
Die Worte waren zittrig und drangen nur leise zu ihm durch. Es war als würde eine Wand zwischen ihnen sein und es zerbrach Merikh das Herz.
„Möchtest du zu ihm zur-?"
Die Hexe hatte noch nicht einmal ihren Satz beendet als Merikh bereits die Antwort rief.
„Ja! Ja ich möchte zu ihm zurück, egal was es kostet."
Ich möchte ihn wieder an meinem Körper spüren, ihn sicher in meinen Armen wissen. Er soll nie wieder gehen.
„So sei es, wir werden dir eine Eindämmung auferlegen, du wirst die nächste Zeit dann mit der Beherrschung kämpfen müssen und dein Körper wird höllisch Quallen erleiden, aber solltest du es meistern werden nicht einmal mehr die Hybriden ein Problem sein."
„Was ist wenn ich die Kontrolle erneut verliere, ich könnte Leute verletzen, Leute die mir wichtig sind."
Revin.
Er dachte es zwar sprach es jedoch nie aus. Er wusste das die Hexe ihm half, aber wie weit würde ihre Loyalität reichen wenn es drauf ankommen würde?
„Wir werden deinem Wölfchen einige Betäubungsmittel geben die genug sein müssten um dich zu beruhigen und runterkommen zu lassen."  Er wusste das die Hexe nicht log, sich nicht irgendetwas ausdachte um ihn doch noch irgendwie zu überzeugen.
„Okay, bring mich zurück." Seine Stimme klang traurig und von Sehnsucht erfüllt.
„Verstanden." Die Dunkelheit begann sich aufzulösen und er spürte wie das Bild des Holzraumes in Realität vor ihm auftauchte. Er spürte wie sich seine Muskeln wieder nach seinem Willen bewegen konnte. Und er spürte wie sich Revins warme Hand wirklich durch seine Haare bewegte. Ohne eine Wand zwischen ihm, seine Stimme ihn erreichte. Langsam drehte er seinen Kopf und blickte Revin langsam in die besorgten Augen. Er könnte sich tagelang in ihnen verlieren. Egal wie oft er sie schon erblickt hatte. Langsam begannen Tränen Revins Wangen hinunter zu rennen und ein ungläubiges Lächeln bildete sich auf den roten Lippen.
„Merikh?"
„Ja."
Augenblicklich schloss Revin seine Arme enger um den kälter werdenden Körper und vergrub seinen Kopf in Merikhs Halsgrube. Der warme Körper zitterte und Schluchzer verließen immer wieder Revins Mund.
„Alles wird gut. Ich bin wieder zurück."

You before me [Boyxboy]Opowieści tętniące życiem. Odkryj je teraz