Kapitel 52

335 27 0
                                    

Die Rückfahrt war von Stille geprägt. Sebastián hatte sich noch an Ort und Stelle verabschiedet und war schon fast aus dem Wald geflohen. Und der verbliebene Rest wusste nicht was sie miteinander anfangen sollten. Hayden und Aeron saßen vorne und warfen beide immer mal wieder Blicke in den Rückspiegel. Merikh saß mit Revin hinten und lehnte sich gegen dessens Schulter. Die Schmerzen waren ertragbar so lang Revin ihn irgendwie berührte, aber das war nicht das warum seine Gedanken kreisten. Es waren Worte von der Hexe, von denen er zwar wusste das sie da waren, welche er jedoch nicht richtig zu greifen schaffte. Seine eigenen Erinnerung die sich immer noch im Schatten des Fluches verbargen und das einzige was sie offenbarten war das Haus der Jäger. Sie müssen da nochmal hin. Er wusste nicht was dort war, aber es war wichtig. Etwas was ihnen helfen könnte. Ihm war klar das was auch immer da war was so sehr nach ihm rief nicht all seine Probleme lösen würd, aber vielleicht würde es ihm einen Ansatz verschaffen. Irgendetwas das ihm half nicht immer wieder auf der gleichen Stelle im Kreis rennen zu müssen.
„Was ist los?" Revins Stimme trug einen Klang von Besorgtheit in sich. Die warmen Hände fuhren sanft durch sein Haar und ein zufriedenes Geräusch entkam Merikh. „Du warst so lange weg und jetzt ziehst du dich schon wieder in Gedanken zurück." Er sprach leise, nicht leise genug um ein Flüstern zu sein, aber doch ausreichend um in den Tönen des Radios etwas unterzugehen. „Entschuldige, ich hab nur an etwas gedacht?" „Und was wäre das?" fragte Hayden mit lauter Stimme zurück. Sein Blick glitt in den Rückspiegel und ruhte kurz auf Merikh, eh er wieder zurück zur Straße wich. „Wir müssen schnellstmöglich zurück in das Jäger Haus..." Er konnte noch nicht einmal seinen Satz beenden als im Einklang ein lautes „NEIN." von allen erklang. „Du gehst in deinem Zustand nirgends mehr hin." Fing Hayden an. „Und ich setzte kein Fuß mehr in diese Leichenausstellung." fuhr Revin fort. Aeron hatte nichts mehr zu sagen, der Gedanke in ein von Jägern besetzt Haus zu gehen schien ihm einfach, verständlicher weise, zu missfallen. „Aber in diesem Haus ist etwas, etwas was uns gegen die Hybriden helfen könnte." Er versuchte überzeugend zu wirken, doch seine Stimme glich nur noch einen erbärmlichen Klang aneinander gereihten Buchstaben.
Hayden's seufzen erfüllte das Auto als er es langsam neben ihrem Haus parkte. „Wir machen einen Deal okay? Ich geh nochmals in das Haus und du bleibst zu Hause und schonst dich, verstanden?" Mit Dankbarkeit in den Augen nickte Merikh. „Ich werde mitkommen." rief Aeron. Überrascht drehte Revin seinen Kopf zu dem Beta. „Ich bin Revin noch etwas schuldig, ich hoffe das ich sie so etwas abbezahlen kann." „Damit ist es mehr als nur verziehen." Gab Revin leise von sich als Merikh langsam mit ihm aus dem Wagen zog. „Ihr macht euch morgen auf den Weg, was auch immer in diesem Haus ist, wir brauchen es so schnell wie nur möglich." Er konnte zwar das Leid in Hayden's Augen sehen, jedoch in kleinen Teilen die Verständnis, die er für dieses Thema besaß. Besonders da Merikh etwas mehr über diesen Mann wusste als Hayden überhaupt ahnte.

Still lehnte Merikh sich gegen Revin und hielt seine Augen geschlossen. So tat er es bereits seit zwei Stunden. Immer mal wieder hatten sie versucht Revin langsam von ihm zu trennen, dies hatte jedoch jedesmal in einer Attacke geendet. „Willst du es vielleicht doch nochmal mit dem Blut versuchen? Die Hexe hatte bestimmt nur irgendetwas rein gemischt." Niemand von ihnen würde es wahrhaben wollen das Merikh von Menschlichen Blutbeuteln abhängig werden würde. Besonders nicht weil die einzige Lösung Revin war. Andere würden sich durch sein Gift verwandeln oder gleich sterben. Und auch wenn der Rat ihm viel durchgehen lässt, würde sogar er hier eine Grenze ziehen.
Langsam reichte Hayden ihm den Schlauch eines der Beutel und noch ein Schüssel.
„Nur sicherheitshalber." murmelte er noch hinzu. Vorsichtig ließ Merikh die ersten Schlücke in seinen Mund fließen, nur ums sie im nächsten Moment wieder aus zu spucken. Sein Magen zog sich schmerzhaft zusammen und hätte er bereits seit so langer Zeit nichts mehr gegessen, hätte er vermutlich alles aus gespuckt. Schnell schloss er wieder seine Augen. Er wollte nicht die Enttäuschung in den Augen der anderen sehen. Diesen Blick von Trauer, in dem ein versteckter Ekel lag. Ekel vor dem Monster zu dem Merikh sich entschieden hatte zu werden. Stille legte sich über sie. Komplett Stille. Keiner Wörter die den Mund von jemanden verließen. Keine Holzdielen die knacksten. Nicht einmal ein Muskel der sich bewegte. Das einzige was er vernahm war Revins leises atmen und wie die warme Luft eine sanfte Gänsehaut über seinen Körper laufen ließ. Hayden's seufzen war das erste Geräusch das die Stille erfüllte. Zögernd räumte er das Blut wieder weg und schien mit Aeron noch in der Küche zu verweilen.
„Du hast Hunger." Es war nicht einmal wie eine Frage formuliert. Revin wusste, dass er am verhungern war. Er sah, wie die Adern sich mit jeder Minute weiter ausbreiteten. Wie die scharfen Zähne scherzhaft auf einander gepresst verweilten und dem Verlangen, sie irgendwo rein zu piercen, standzuhalten. Langsam nickte Merikh und wurde bevor er es überhaupt realisieren konnte, von dem Sofa hochgezogen. Im zügigen Schritt schliff Revin ihn hinter sich her. Es glich schon fast einer Mutter die ihr Kind hinter sich herziehen muss, um das es nicht irgendwo auf der Straße sitzen bleibt.
In seinem Zimmer stieß Revin ihn auf sein Bett und setzte sich augenblicklich auf seinen Schoß um den Kontakt zu waren. „Was hast du vor?" Die Worte fielen überfordert aus seinem Mund. In Gedanken versunken zupfte der Wolf an seinem Oberteil und zog es sich kurzer Hand über den Kopf als er zu beschließen schien, das es seinem Freund zu wenig Platz geben würde. „Glaubst du wirklich ich seh dir dabei zu wie du verhungerst?" Die Wut in seiner Stimme war nicht zu überhören. „Du musst das..." Merikh konnte nicht einmal seinen eignen Satz beenden, eh Revin seine Hand in den dunklen Haaren vergrub und den Vampir nah an seinen Hals zog. „Trink oder ich flöß es dir gewaltsam ein."
Überrascht schaute Merikh auf.
Ab und zu scheine ich zu vergessen das er immer noch ein Alpha ist. Ein Omega oder ein normaler Mensch hätte bei der Aura im Raum schon längst die Flucht ergriffen.
Ein leichtes Lächeln legte sich auf die Wunden Lippen und er ließ seine Zunge einmal kurz über die weiche Haut an Revins Hals gleiten. Er spürte wie der Wolf unter auf ihm erzitterte und ein leises Keuchen seinem Mund entkam.
Er hatte ihn so lang nicht mehr berührt und jetzt schien jeder Kontakt Funken auf der leicht gebräunten Haut auszulösen. Langsam ließ er seine Zähne in die Haut sinken. Er erwartete Revins leises Schluchzen oder ein langsames schmerzerfülltes Atmen, doch alles was ihm über Lippen zu kommen schien war ein gescheitertes unterdrücktes Stöhnen. Während das rote Gold weiter in Merikhs Mund floss, suchte Revin immer verzweifelter nach Kontakt. Er spürte wie seine Haut unter seiner Hand heißer wurde und der Rote Schimmer sich weiter ausbreitete.
Langsam löste der schwarzhaarige sich und erhielt ein leichtes Wimmern. Augenblicklich schlang Revin seine Arme um Merikhs Hals und drückte ihn nach hinten, bis der kühle Körper auf dem weichen Bett aufkam. Revin musste seinen Wunsch nicht einmal aussprechen. Merikh konnte es in den lüsternen Augen sehen.
„Können wir?" Revin fragte nicht aus Schüchternheit. Er fragte nur, ob Merikh es schaffen würde seinen Fluch weit genug im Zaum halten können, um das er den Moment noch genießen könnte.
„Ja."

You before me [Boyxboy]Where stories live. Discover now