Kapitel 8

708 39 0
                                    

Wie jeden Montag riss mein Wecker mich aus dem Schlaf. Oh wie ich das Ding aus dem Fenster schmeißen könnte. Nicht wirklich gut gelaunt ging ich ins Bad und machte mir die Kontaktlinsen rein, es war immer das erste was sich am Tag machte, ich sollte kein Risiko mehr eingehen. Ich ging aus meinem Zimmer und runter in die Küche. Zu meinem Erstaunen saß Hayden dort schon am Tisch, auch wenn er mehr über seinem Kaffee-Blut-mix hing als wirklich saß, machten wir Fortschritte. „Wann bist du denn gestern schlafen gegangen?" fragte ich etwas Schadenfreudig. „Ich hab keine Ahnung mehr. Ich muss irgendwann über meinen Bio-Hausaufgaben eingeschlafen sein und jetzt tut mir alles weh." Sicherheitshalber warf ich einen kurzen Blick zum Schrank mit dem Alkohol, dieser immer noch sicher abgeschlossen. Hayden hatte den Blick bemerkt zu haben. „Ich hab nichts getrunken, versprochen." zufrieden nickte ich und nahm mir einen der vielen Blutbeutel und füllte die Flasche auf. Den ganzen restlichen Morgen über musste ich Hayden hetzen so das wir es noch rechtzeitig in die Schule schaffen würden. Dein größten Teil des Weges fuhr ich und als ich aussteigen musste und Hayden den Platz wechselte, verstärkte sich meine Befürchtung das er noch einen Unfall bauen würde. Diese war jedoch zum Glück unbegründet und er schaffte es heile in die Schule. Der Schulhof war bereits fast leer und es tummelten sich nur noch die letzten Leute und Schwänzer in den Ecken rum. Schnell verschwand ich mit Hayden nach drinnen und sobald ich auf meinem Platz saß erklang bereits die Klingel. Es war lange her das ich so spät war. Ich ließ meinen Blick einmal durch die Klasse wandern. So gut wie alle Plätze waren wieder gefüllt und die Stimmung war wieder laut und chaotisch und nicht mehr so ruhig und bedrückend. Auch Revin schien seine Alte Energie zurückbekommen zu haben. Mehrere Geschenke zierten seinen Tisch und ein paar Luftballons schwebten entweder an der Decke oder lagen auf dem Boden rum, bereit von jemanden zertreten zu werden. Das beste an seinem Geburtstag war vermutlich, dass er genug Leute um sich rum hatte und seine Energie nicht an mir auslassen musste. So vergingen die ersten Stunden für mich ruhig. Jedenfalls bis zur dritten Stunde. Es begann alles damit das sich schlagartig ein süßlicher Geruch im ganzen Zimmer aus breitete. Nichts was ich je gerochen hatte, hatte auch nur ansatzweise eine Ähnlichkeit mit diesem Geruch. Es vernebelte mir die Sinne und machte das Atmen schwer. Schnell machte ich das Fenster neben mir auf um den Geruch loszuwerden und wieder atmen zu können, mein Plan ging jedoch nicht auf. Der Geruch blieb und den Mädchen vor mir wurde schnell kalt so das ich das Fenster wieder schließen musste. Langsam ließ ich meinen Blick durch die Klasse schweifen, kaum einer sonst schien den Geruch zu bemerken. Die einzigen die auch nur einen Ansatz von Veränderungen zeigten waren: Revin, Aeron, welcher neben Revin saß und Rubi, eine Freundin von ihnen zwei Reihen weiter vorne. Rubi schien den Geruch so gut wie möglich zu ignorieren und konzentrierte sich, so gut es ging, auf die Tafel und Worte des Lehrers. Aeron hatte sich seine Hand vor die Nase gehalten und versuchte seinen geraden Blick nach vorne beizubehalten. Revin hatte mittlerweile aufgegeben, sie Augen huschten von einem Ort zum anderen und er hielt sich mit einem schmerzenden Blick den Kopf mit beiden Händen. Seine Beine zitterten unter dem Tisch und ich konnte seinen Atem bis hierher hören. Sein Mund schien sich zwar ebenfalls zu bewegen, jedoch waren seine Worte so leise das nicht einmal ich die hören konnte. Aeron neben ihm schien jedoch durchgängig, abwesend, mit dem Kopf zu Nicken. Verzweifelt schauten alle drei auf die Uhr neben der Tafel. Noch 20 Minuten.
„Ich halt das nicht aus, ich muss raus." hörte ich Revins schwachen Atem bei mir ankommen. „Ich komme mit." erklang Aerons Stimme in einem normalem Flüstert Ton. Ohne auch nur ansatzweise ein Zeichen zu geben oder dem Lehrer Bescheid zu sagen sprang Revin auf und ging aus dem Klassenraum. Zu seinem Glück hatte unser Raum zwei Türen und die zweite war direkt neben seinem Tisch. Der Lehrer drehte sich wegen des lauten Geräuschs des zurück geschoben und umgefallen Stuhls erschrocken von der Tafel um. Doch Revin war bereits aus dem Raum bevor er auch nur die erste Frage stellen konnte. Verwirrte und fragend schaute er zu Aeron. „Ich glaube ihm geht's nicht so gut. Ich geh ihm mal hinterher." sagte er schnell bevor er ebenfalls zügig das Klassenzimmer verließ. Unser Lehrer schaute immer noch leicht verwirrt, wandte sich jedoch wieder seiner Matheaufgabe zu und auch die Klasse begann wieder ihre verzweifelten Blicke an die Tafel zu werfen. Erneut öffnete ich das Fenster in der Hoffnung das der Geruch nun verwehen würde. Es dauerte zwar etwas aber der Geruch legte sich langsam und verschwand schlussendlich. Nach der Pause kam zwar Aeron zurück in Klasse um Revins Sachen zusammen zupacken, Revin selbst kehrte an diesem Tag nicht mehr zurück. Rubi setzte sich für den restlichen Tag zu Aeron nach hinten und ich konnte durchgehend ihr Gemurmel hören. Der Geruch hatte sich für den restlichen Tag gelegt und kehrte die nächsten Tage nicht mehr zurück, dafür ließ sich sowohl Aeron als auch Revin nicht mehr in der Schule blicken. Fünf Tage vergingen und Aeron kehrte wieder zurück doch von Revin fehlte weiter hin jegliche Spur.

...

Genervt öffnete ich den Alkohol Schrank und suchte nach dem stärksten Getränk welches ich noch besaß. „Ach und zu mir sagen ich soll die Hände davon lassen!" rief Hayden durch den Raum während er weiter an den Mathehausaufgabe verzweifelte. „Ich bin älter, außerdem möchte ich einmal in der Woche entspannen." schrie ich schon fast zurück. Seit Tagen war ich bereits gereizt. Die Morde waren zwar weniger geworden und hatten in unserer Stadt aufgehört, das Problem war jetzt aber das sie sich auf andere Städte ausgebreitet hatte und nun dort ein Mensch nach dem anderen starb, dazu machte der Rat noch Stress und nervte mich mit sinnlosen Aufträgen. Schlecht gelaunt öffnete ich die Flasche und nahm den ersten Schlick draus. „Kein Glass?" Bevor ich antworten konnte flog der nächste Rabe gegen das Fenster. „Diese Scheiß Viecher!" riefen Hayden und ich gleichzeitig. Er weil er die Fenster sauber machte und ich weil das heißt das der nächste Auftrag angekommen ist. „Wenn noch ein Auftrag in den nächsten 48 Stunden kommt fahr ich persönlich nach Italien und dreh denen den Hals um." Nun ebenfalls gereizt stand Hayden auf, packte den Vogel grob, nahm den Zettel ab und warf den Raben aus dem Fenster wo er sich nur knapp vor dem Boden retten konnte.  Hayden schmiss mir das Papier gegen den Kopf und packte die Blätter unordentlich in sein Heft. „Ich schreib morgen einfach schnell ab." murmelte er vor sich hin. Ich öffnete kurz den Brief und schmiss ihn sofort in den bereits überquellenden Mülleimer zu den anderen Briefen. „Die Flasche krieg ich heute noch alle." Stellte ich fest. Klirrend stellte Hayden ein Glass neben mich. „Wenn du schon trinkst gib mir was ab." seufzend füllte ich auch Hayden etwas ein. „Übrigens wo du eh schon schlecht gelaunt bist, es wurde öfters eine seltsame Gestalt an unseren Grenzen gesehen, die Patrouillen dachten erst es wäre nur ein Vogel aber dieses Ding ist deutlich größer, danach dachten sie es wäre einer der Wölfe die sich verlaufen haben, aber seit Montag kommt es immer wieder." sagte er während er den ersten Schluck zu sich nahm. „Und das erzählst mir erst jetzt nach sieben Tagen???" fragte ich etwas empört. Warum bekomm ich immer alles als letztes mit. „Ich hab auch erst gestern davon erfahren und da warst du so schlecht gelaunt das ich schweigen für die bessere Lösung hielt." Ich antwortete nicht mehr und trank einfach weiter aus der Flasche, während die flackernden Bilder weiter auf dem Fernseher liefen.

You before me [Boyxboy]Where stories live. Discover now