Kapitel 36

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Als Merikh endlich wieder seinen Blick vom Boden löste, schaute er nur in zwei fassungslose Gesichter. Ihm war klar das sie nicht wussten was sie sagen sollten, er wüsste es in ihrer Situation immer hin auch nicht, aber die Stille machte ihn unruhig und er verlor auch die letzte Sicherheit die er noch in sich gehabt hatte. „Beende deinen letzten Satz." sagte Hayden mit fester Stimme, wofür er nur einen verwirrten blick von Merikh erntete. „Ich habe alles gesagt was ich zu sagen hatte..." setzte er erneut an, wurde jedoch kurz vor dem Ende seines Satzes von Hayden unterbrochen. „Nein. Du meintest das du die Auswirkungen nicht kennen würdest, doch du kennst die Auswirkungen auf deinen Körper ganz genau. Du weißt nur nicht was mit ihm geschehen wird..." Hayden machte eine kurze Kopfe Bewegung zu Revin, welcher nur beunruhigt in Merikhs blasse Augen blickte. „Und das ist es was dir Angst macht. Du interessierst dich nicht was mit deinem Körper geschehen wird, du interessierst dich nicht für das was mit DIR geschehen wird. Das hast du noch nie getan. Selbst als ich angegriffen wurde hast du dein Leben riskiert nur um meins zu retten. Und warum? Weil du nie nachdenkst und immer andere vor dich selbst stellst." Hayden's Stimme wurde mit jedem Wort lauter und Revins Blick wich erschrocken zur Seite. Merikh selbst verschlug es bei Hayden's ehrlichen Worten die Sprache. Erst nach der Aussprache seiner letzten Worte schien der junge Vampir zu merken wie laut er geworden war und senkte wieder seine Stimme. „Entschuldige, aber ich habe schon lange nach einer Möglichkeit gesucht dir diese Worte zu sagen und ich befürchte das wenn Revin in Gefahr geraten sollte, du dich selbst wieder vergessen wirst. Du denkst in diesen Situationen nie nach und ich hab Angst das dies irgendwann dein Ende sein wird." beendete er seine Angefangenen Worte und seufzte. „Sei einfach vorsichtig und Denk nach bevor du handelst."
Merikh nickte ohne ein weiteres Wort zu verlieren legte sich Stille über sie. Niemand von ihnen schien noch etwas sagen zu wollen, auch wenn Revin nachdenklich den Boden anstarrte. „Gibt es...irgendetwas was wir tun können um den Fluch zu stoppen?" Die Worte kamen nur vorsichtig aus Revins Mund und Merikh konnte seine Gedanken förmlich in seinem eigenen Kopf hören. Er hatte Angst das die Antwort Nein seien würde. Er hatte Angst das es nichts mehr gab das Merikh retten könnte.
„Ja, wir bräuchten viele fortgeschrittene Hexen, die den alten Zauber erneuern können, durch unsere Mischgemeinschaft nebenan ist das wohl das kleinere Problem..." „Und was ist das größere Problem?" Merikh seufzte. „Sie brauchen den Zauber der im Buch steht." „Das soll das Problem sein? Hol halt das Buch aus deinem Arbeitszimmer." Leicht verlegen schaute der alte Vampir zur Seite und begann den Fehler zu gestehen den er vor 500 Jahren getan hat. „Ich hab das Buch nicht." „Wie meinst du das?" mischte sich nun auch Revin wieder ein. „Ich hatte Angst das mir das gleiche widerfahren würde wie Karla, also hab ich es Sebastián gegeben in der Hoffnung das er es sicher aufbewahren könnte." „Ist das dein Ernst?" Haydem fuhr sich verzweifelt durch die Haare und stand vom Bett auf um im Kreis zu laufen. „Wer ist Sebastián?" „Das jüngste Mitglied des Rates, damals als sie ihn geschickt hatten um nach dem Monster zu suchen welches ganze Städte ausgerottete hatte er noch nicht einmal sein hundertste Lebensjahre bewältigt, er noch ein Kind. Es war eine widerliche Aktion vom Rat. Zu Sebastiáns Glück war der Fluch schon in meinem Körper versiegelt worden. Zu dieser Zeit war ich jedoch noch am Boden zerstört von Karlas Tod und hasste das Buch in dem der Zauberstand. Ich hab ihm und mir die alleinige Schuld, auch wenn ich wusste das wir keine Rolle in ihrem Schicksal gespielt hatten. Aus Wut gab ich Sebastián das Buch und sagt ihm das er es an sich nehmen solle. Er war klein und unerfahren, dazu war er selbst voller Furcht als er mir entgegen blickte. Ich weiß noch wie sein 20 Jahre alt aussehender Körper wie ein klein Kind gezittert hat. Er hätte einen Befehl von mir schon aus Furcht nicht abgelehnt." erklärte Merikh ruhig während Hayden immer noch durchwühlt in seinem Zimmer rumlief. „Wenn Sebastián sich aber so harmlos anhört, wo liegt es das Problem?" fragte Revin, verwirrt von der Situation. „Wär es nur Sebastián ist alles kein Problem, aber damals war er sehr unterwürfig dem Rat gegenüber und das was er damals getan hat könnte schnell zu einem Problem werden." „Vielleicht hat er ihnen doch nicht das Buch gegeben?" versuchte Hayden sich selbst zu überzeugen, klang dabei aber mehr lächerlich als alles andere. „Wir werdens nur herauszufinden wenn wir fragen. Ist der blöde Rabe noch hier?" Schnellen Schrittes folgten alle Merikh in die Küche, wo er zügig und nicht wirklich auf Schönschrift achtend einen kleinen Brief verfasste. Auf der Fensterbank vor dem geschlossenen Fenster saß immer noch der Rabe. Das schwarze Gefieder glänzte im aufgehenden Mondschein. Langsam öffnete Merikh das Fenster und ließ den Raben das schnell zusammen gerollte Stück in den Schnabel nehmen. „Bring das bitte zu Sebastián." mit einem dumpfen krähen flog der Vogel davon und verschwand in der Dunkelheit der beginnen Nacht. Still betrachtete der Vampir den hell am Himmel strahlenden halb Mond. Nicht mehr lang und der Mond würde für eine Nacht wieder als Ganzes über ihnen stehen. Das letzte Mal war glimpflich für ihn ausgegangen doch das war kein Versprechen für die nächsten Male. Ein schwaches Husten riss ihn aus seinen Gedanken und er wandte seinen Kopf zu dem erschöpften Wolf. Vorsichtig ging er zu ihm rüber und hob ihn hoch um ihn mit in sein Zimmer zu nehmen. Der Geruch war so gut wie verschwunden und lag nur noch flüchtig in der Luft. Sanft legte er Revin auf sein Bett und entfernte ein Teil seiner eigenen Kleidung bevor er sich ebenfalls zu ihn legte und den schwachen Körper näher an seinen eigenen ran zog.
Vorsichtig fuhr Revin das kalte Tattoo auf Merikhs Brust nach und versank langsam in seinen eigenen Gedanken. Langsam merkte der Vampir wie die Bewegungen an seiner Brust langsamer und ungenauer wurden. Er ließ von Revins Haaren ab und schaute zu dem in Gedanken verlorenen Werwolf hinab. Seine Hand glitt unvorsichtig immer der Schlange entlang tiefer, bis Merikh ihn stoppen musste sobald er zu tief kam. Schnell schnappte er aus seinen Gedanken und guckte mit leichterer Verlegung auf seine Hand. „Entschuldige." „Schon okay." flüsterte Merikh nur und setzte einen vorsichtigen Kuss auf Revins Stirn. „Über was hast du nachgedacht?" Revin schwieg und sein Blick wurde traurig. Er hob seinen Kopf um Merikh in die Augen zu schauen. „Über das was Hayden gesagt hat, du würdest eher dich opfern als mich verletzt zu sehen, hab ich recht?" Merikh antwortete nicht, das musste er auch nicht, Revin brauchte keine Antwort um zu wissen das er Recht hatte. „Bitte tu das nicht, dein Verlust würde mich mehr zerstören als jede Verletzung es je könnte."  Vorsichtig rutschte der Wolf näher an Merikh ran und ließ diesen seine Arme um ihn schließen. „Ich werde aufpassen versprochen, aber jetzt schlafe, es ist spät und dein Körper ist von der ganzen Aufregung erschöpft." Merikh spürte nur noch ein vorsichtiges Nicken an seiner Brust, bevor der gleichmäßige Atem von Revin gegen seine nackte Haut prallte. Langsam schloss er selbst die Augen und versuchte in einen ruhigen Schlaf zu fallen.

You before me [Boyxboy]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt