Kapitel 16

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Durch einen lauten Knall schreckte ich schon förmlich aus dem Schlaf. So schnell wie möglich sprang ich aus meinem Bett und riss meine Tür auf nur um einen genauso verwirrten Hayden im Flur stehen zu sehen. „Was war das?" fragte er. Noch bevor ich antworten konnte erklang die Klingel ungeduldig. Erst einmal, dann zweimal und dann ein Dauerklingeln welches mir fast einen Tinnitus verpasste. Hayden war schneller an der Tür und riss sie auf nur um im nächsten Moment einen umfallenden Denzal aufzufangen. Sofort begann sein Blut den Boden zu bedecken und der Geruch erfüllte das Wohnzimmer. Verzweifelt drückte er weiter auf die tiefe Wunde an seiner Seite. Schnell tauschten Hayden und ich Plätze so das er sein Zeug holen konnte. Vorsichtig legte ich Denzal ein paar Meter weiter weg von der Tür ab und schloss diese mit einem lauten Knall. Der Geruch von Wolf vermischte sich mit dem bereits in der Luft hängenden Blut Geruch und ein unangenehmer Gestank entstand. „Was ist passiert?" fragte ich ihn während ich so vorsichtig wie möglich sein Oberteil auszog, um Hayden einen besseren Überblick zu verschaffen. „Mehrere Streuner, ich hatte sie zu spät gemerkt." seine Schnappatmung verschlimmerte sich und ich hörte auf Fragen zu stellen. „Brauchst du noch irgendwas?" Hayden schüttelte stumm den Kopf während er Denzal ein Gegengift spritzte und begann die Wunde zu reinigen. In der Zeit in der Hayden sich weiter um den Verletzten Vampir kümmerte füllte ich drei Flaschen mit frischen Blut und stellte zwei von ihnen auf den Küchentisch. Ich verdünnte keine von ihnen mit Wasser. Hayden würde etwas starkes nach einem anstrengenden Morgen brauchen und Denzal braucht Kraft um sich wieder regenerieren zu können. Langsam begann ich an meiner Flasche zu nippen, während ich die anderen betrachtete.  Denzals Haut sah blasser aus als sonst und auch seine Augen waren unfokussiert. Das Problem mit den Streunern war mir schon seit einer Weile bekannt aber ich hatte nicht gedacht das sie sich so weit auf unser Gebiet trauen würden. Denzal war normalerweise sehr vorsichtig und wäre nie alleine zur Grenze gegangen, also müssen sie ihn mitten auf unserem Land erwischt haben. Normalerweise war es das Rudel welches Probleme mit ihnen bekam, von uns hatten sie sich sonst immer ferngehalten. Als ich wieder zu Hayden schaute wickelte er gerade den abschließenden Verband um und legte Denzal vorsichtig gegen den Rücken der Couch. Er reichte ihm die Flasche und kam, mit seiner eigenen in der Hand, auf mich zu. „Er konnte schnell reagieren, die Schnitte waren nicht tief genug um größeren Schaden zu verursachen." Verstehend nickte ich und ging zu Denzal rüber. Vor ihm ging ich langsam in die Knie und seine Augen begannen langsam sich zu fokussieren. „Ich weiß das du immer noch verwirrt bist aber ich muss trotzdem eine wichtige Sache wissen. Sind die Streuner tot?" Ich spürte wie sein Blut schneller durch seinen Körper schoss und sein Herz schneller schlug. Es war immer wieder erstaunlich wie bei niedrigen Vampiren ihr Herz immer noch alle Funktionen erfüllte, während mein Herz seit Jahrhunderten keinen Schlag mehr getätigt hat. Denzal hatte Angst, es war schwer den zittrigen Atem und das Herzrasen zu übersehen. „Nein, sie sind abgehauen nach dem sie mich angegriffen hatten." Er sagte es in einem Ton als hätte er gerade den größten Fehler seines Lebens gemacht und Schande über sich selbst gebracht. „Okay, ich werde denn anderen Bescheid sagen das sie die Grenzen strenger Kontrollieren sollen und du nimmst dir für die nächsten Tage frei, Verstanden?" langsam nickte Denzal mit dem Kopf und starrte dann wieder Gedanken verloren auf den Boden. Er neigte oft dazu trotz Verletzungen weiter zu arbeiten und verschlimmerte damit seine Körperliche Verfassung immer wieder. Ich warf einen schnellen Blick auf die Uhr an der Wand und merkte das wir los müssen. „Kommst du alleine klar?" erneut nickte er, wenn auch dieses Mal etwas abwesend. „Du kannst so lange bleiben wie du möchtest, Hayden und ich müssen los, wenn etwas ist ruf einfach einen von uns an." erneut ein abwesendes Nicken. Hayden ging schnell hoch und kam mit unseren Taschen wieder runter. Klirrend schnappte ich mir den Schlüssel und wir gingen zum Auto. Die Autofahrt war bedrückend still. Es war lange her das jemand vom Clan schwerer verletzt wurde. Die Morde in den anderen Städten haben zwar für die Menschen aufgehört, aber Informanten haben sowohl mich als auch den Rat über das weiter verschwinden von Menschen informiert. Der Rat hat darauf hin, nach meiner Ablehnung des Auftrages, niedriger Gestellte Inquisitoren losgeschickt. Am gestrigen Tag hatte ich dann die Nachricht erhalten das mehrere Leichen in einer alten Lagerhalle entdeckt wurde. Alle trugen das gleiche Zeichen am Körper, einige von ihnen waren auf halben Weg zur Verwandlung, die meisten haben jedoch die Verwandlung nicht überlebt. Eine Verwandlung zieht sich meist über drei Tage. Am ersten strömt das Gift durch den ganzen Körper und am Ende fallen sie in Ohnmacht. Am zweiten bleiben sie schlafend, haben aber immer noch höllische Schmerzen, ihr Körper beginnt sich zu verändern und so gut wie alle sterben in der Nacht vom zweiten Tag auf den dritten. Am letzten Tag ist ihr Körper am sensibelsten. Das Licht brennt auf der Haut und in den Augen und man hat das Gefühl man kann alles hören, egal wie weit es entfernt ist. Eine volle Armee von ihnen würde große Probleme bereiten, deswegen ist es einem Vampir nicht erlaubt mehr als dreimal im Jahr andere Leute zu verwandeln, sollte er so von einem Menschen trinken darf er nicht so viel Trinken das das Gift ihn verwandeln oder töten könnte.
Schlaff kippte mein Kopf nach vorne als Hayden Auto abrupt auf den Parkplatz parkte. Schnell warf ich mir einen, der noch auf der Rückbank liegenden, Hoody's über und zog die Kapuze tief ins Gesicht. Der Parkplatz war so gut wie leergefegt und es war nicht schwer unauffällig ins Schulgebäude zukommen. Auch in den Schulgängen tummelten sich nur noch die letzten Schüler rum. So leise wie möglich betrat ich das Klassenzimmer durch die hintere Tür und lief dabei direkt an Revin und Aerons Plätzen vorbei. Beide unterhielten sich angeregt mit Rubi, Revin schien doch mich zu bemerken nach dem die Tür zurück ins Schloss gefallen war. „Morgen." flüsterte ich, in einer tiefen Stimme, leise genug das nur er und vielleicht Aeron es wahrnehmen konnten. Von meinem Platz aus konnte ich sehen wie seine Ohren immer noch gerötet waren und er nervös mit seinen Händen rumspielte. Als ich meinen Blick jedoch abwendete blickte mir ein zerknülltes Stück Papier mir entgegen. Vorsichtig öffnete ich es und eine Telefonnummer mit einem kleinen Herz dahinter sprang mir entgegen. Ein kleines Lachen entwich mir. Süß. Schnell tippte ich die Nummer ab und zerriss den Zettel um ihn vorne in den Müll zu werfen. Mit einem lauten Klingeln fing unsere Klassenlehrerin die Stunde an. Schon beim ersten Satz stöhnte ich leise genervt auf. „Da die Projektwoche nächsten Montag beginnt möchte ich noch ein paar organisatorische Sachen klären." Die Projektwoche hatte ich soweit wie nur möglich verdrängt gehabt und auch nur der Gedanke daran die blöde Galahalle zu gestalten ließ meine Mahlzeit wieder hochkommen.

You before me [Boyxboy]Where stories live. Discover now