Kapitel 12

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Als mein eigentlicher Wecker mich aus den Gedanken riss und ich einen Blick hinter meine Gardinen warf wechselte meine Laune nicht aus der Verwirrung heraus. Ich hatte eine ganze Nacht verschwendet und war immer noch nicht zu einem Ergebnis gekommen. Aufgebracht drehte ich mich um und vergrub meinen Kopf in dem Kissen. Wie könne ich der Mate von einem Werwolf sein und dann Revin auch noch dazu? Warum jetzt, ich hab seit Jahrhunderten das erste Mal ein Jahrzehnt lang etwas Ruhe gehabt, auch wenn der Rat diese wieder zu zerstören versucht, würde eine Beziehung, mit einem männlichen Werwolf noch dazu, nur noch größere Probleme bereiten. Doch auch wenn die logische Schlussfolgerung wäre ihn einfach abzuweisen, so zog sich mein Herz jedesmal beim Gedanken an sein krankes Aussehen zusammen. Dadurch das ich mich die meiste Zeit mit Vampiren auseinander setzen muss weiß ich nicht wirklich viel über Werwölfe, doch ich weiß das sie eine Person im Leben auserwählen und wenn diese sie abweist oder sie es ihr verschweigen kann es zu schweren Folgen kommen.
Ich glaub ich brauch einfach mehr Zeit. Kurz nachdem ich meinen Entschluss gefasst hatte wurde meine Tür aufgerissen und flog förmlich gegen die Wand dahinter. „Warum bist du noch im Bett wir müssen in 10 Minuten los und ich hab verschlafen weil du mich nicht geweckt hast." rief Hayden etwas unverständlich, immer noch mit einer Zahnbürste im Mund. Seufzend richtete ich mich auf und schaute ihn an. „Siehst ja grauenhaft aus." Schwerfällig stand ich von meinem Bett auf und begann schnell etwas auf ein Blatt Papier zuschreiben. „Ich hab keine Sekunde geschlafen." Schnell drückte ich ihm den Zettel in die Hand und legte mich zurück ins Bett. „Was ist das?" „Meine Entschuldigung für den heutigen Tag, ich brauche etwas Zeit für mich." Mit dem Zettel in der Hand schaute Hayden verwirrt zu mir rüber. Mit offenen Mund stand er da und betrachtete weiter den Zettel, während die Zahnpasta bereits begann aus seinem Mund zu tropfen. Schnell verschwand er und kam kurze Zeit später mit seinem Rucksack in der Hand und ohne Zahnbürste wieder. „Möchtest du mir irgendetwas sagen, du warst gestern schon sehr merkwürdig." Ich antwortete nicht und merkte wie Hayden nach wenigen Minuten aus meiner Tür verschwand und die Haustür unten lautstark zurück ins Schloss fiel. Ich weiß nicht wie viel Zeit vergangen war ehe ich mir einen der Blutbeutel aus der Küche holte und mir meinen Weg wieder in mein Zimmer machte. Dort legte ich mich wieder in mein Bett und zog immer mal wieder an dem Schlauch des Beutels.

POV. Hayden

Es war seltsam allein im Auto zu sitzen und die fast schon ausgestorbene Straße entlang zu fahren. Merikh hat soweit ich mich erinnerten kann nur einmal eine Woche lang in der Schule gefehlt weil er damals nach Italien musste. Aber auch das ist schon drei Jahre her und dadurch das er noch nie eine schlimmere Krankheit bekommen hat, gab es bisher noch keinen Anlass für ihn zu Hause zu bleiben. In Gedanken versunken verpasste ich fast den Schulparkplatz und musste scharf einlenken. Leicht schräg stellte ich mich schnell auf einen der noch wenigen freien Plätze und schmiss grob die Autotür zu. Ich war sowieso schon spät dran, musste vorher aber noch in Merikhs Klasse und seine Entschuldigung abgeben. Auf dem Gang vor meinem Klassenzimmer wollten mich drei aus meiner Freundesgruppe schon abfangen, aber da mir nur noch fünf Minuten blieben entschuldigte ich mich schnell und ging noch zwei Treppen hoch bis zu Merikhs Raum. Schon als ich den Gang seiner Klasse betrat hörte ich die Lautstärke die aus dem geschlossenen Raum tönte. Er hatte wirklich Pech mit seiner Klasse gehabt. Um keine Aufmerksamkeit zu erregen öffnete ich leise die Tür und trat ein. Es wäre zwar egal gewesen wie laut die Tür gewesen wäre weil bei dieser Lautstärke niemand etwas mitbekommen hätte aber ich bin lieber vorsichtig. Jedoch nützte mir auch dies nichts da die Klasse augenblicklich verstummte sobald ich in ihr Sichtfeld geriet. Als ihre Lehrerin dies merkte, öffnete sie ihre Müden Augen und schaute sich verwirrt um. Sie war noch jung und bestimmt noch nicht lange im Lehrer Beruf. Ihre Kleidung saß ordentlich und ihre dunkel blonden Haare waren Locker zusammen gebunden. Etwas leidend sah sie mich an während ich sie so freundlich wie mir im Moment möglich versuchte sie anzulächeln. „Entschuldigen sie die kleine Störung, ich habe eine Entschuldigung von einem ihrer Schüler." versuchte ich mich so gut wie möglich mich davor zudrücken Merikhs Namen zu sagen. Ich reichte ihr die Entschuldigung und verschwand aus dem Klassenzimmer bevor sie noch etwas anderes Fragen konnte. So schnell wie möglich ging ich die Treppen wieder runter und setzte mich in meinen Chemie Unterricht kurz bevor die Klingel erklang. Während des Unterrichts schrieb ich Merikh zwar immer mal wieder erhielt jedoch nie eine Antwort. Geistesabwesend starrte ich auf unseren Chat Verlauf, bis eine Hand mich an meiner Schulter berührte und meine Seele meinen Körper verließ. Lachend ertönte die Helle stimme meines besten Freundes, neben Merikh jedenfalls, hinter mir. „Entschuldige ich wusste nicht das du so schreckhaft bist, kommst du mit raus oder möchtest du im Chemieraum eingesperrt werden?" Ich hatte gar nicht mitbekommen das die Stunde schon vorbei war und viele schon den Raum verließen. Schnell schmiss ich alles in meine Tasche. „Komme schon." Außerhalb des Raumes wartete schon der Rest meiner Freundesgruppe. Wir waren drei Jungs und zwei Mädchen, die Stimmung war meist entspannt und so wirklich streit habe ich auch noch nie miterlebt. Als ich bei ihnen ankam rammten Noah und Paula wie wild in ihren Taschen rum. Beide Mädchen überreichten mir gleichzeitig, jeweils einen Liebesbrief. „Schon wieder?" stöhnte ich leicht genervt auf. Mindestens einmal in der Woche bekam ich irgendwelche Liebesbrief auf verschiedene Arten zu gesteckt. „Du könntest ja wenigsten mal einen von ihnen öffnen." sagte Noah, ein relativ großes Mädchen mit kurzen dunkelbraunen Haaren. „Mmhh." gab ich mein zustimmendes Geräusch während ich beide Briefe nahm und in den nächst gelegenen Müllkorb warf. Noah verdrehte nur die Augen und begann sich weiter mit Paula zu unterhalten. Auch Luan und Kale schlossen sich der Unterhaltung an. Draußen stellten wir uns einfach nur in eine der Ecken, wobei ich etwas darauf achtete im Schatten zu bleiben. Erneut versank ich in meinen Gedanken, bis mich ein genervtes Geräusch von Noah wieder rausriss. „Was ist denn?" Sie zeigte auf die Gruppen von Revin und ihn selbst wie er sich mit einem mir fremden Mädchen unterhielt. „Du kannst dankbar sein das du deine Liebesgeständnis nur in Briefform erhältst und niemanden vor hunderten Leuten ablehnen musst." Ich konnte nur von weiten sehen wie das Mädchen traurig sich von Revin drehte und ging. Mein Blick blieb an Revin hängen, irgendetwas war heute anders an ihm. Er sah deutlich gesünder als die letzten paar Tage aus und trotzdem wirkte er immer noch abwesend, aber das war es nicht was mich an ihm störte, irgendetwas an seiner Erscheinung störte mich. Es dauerte eine Weile bis ich bemerkte was mich störte. Es war die Jacke. Und dazu nicht nur irgendeine Jacke, das war Merikhs Jacke. „Ist alles okay? Du bist schon wieder so abwesend." Luan schaute mich an. Ich antwortete ihm nicht auf seine Frage. „Wartet mal kurz ich bin gleich wieder da." Damit ging ich von meiner Gruppe weg und ging direkt auf Revin zu. Je näher ich der Gruppe kam desto mehr verstärkte sich der Geruch nach Hund. Als sie mich bemerkten wurde das Gespräch immer leiser bis es schlussendlich verstummte. „Was möchtest du?" zischte Aeron. Das dieser Typ immer so auf Krawall gebürstet sein muss. Mit einem genervten Blick antwortete ich ihm. „Ich möchte nur mit ihm reden." Ich deutete auf Revin. „Und was möchtest du bereden?" fragte er weiter mit einem immer fieser werdenden Unterton. „Das hier." Ich ergriff die Jacke und Aerons Augen wurden groß. „Lass uns es wo anders besprechen." Meldete sich nun endlich auch mal Revin und schlug die Richtung zu den draußen liegenden Toiletten ein.

You before me [Boyxboy]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt