Kapitel 46

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„Das ist echt ein Trauerspiel." Hayden seufzte schweren Herzens, während er an dem Plastikschlauch des Blutbeutels nagte. „Wenn das so weiter geht werden sie beide daran zerbrechen und Merikh ist bereits labil." Gab Sebastián von sich während er sich die letzten Schlücke runter kippte. Es war eine Woche seit dem Vorfall vergangen und Merikh und Revin hatten noch kein einziges Wort miteinander geredet. Der Wolf hatte sogar die Mentale Verbindung zwischen ihnen gekappt und so langsam begann der Schwarzhaarige daran zu zerbrechen. Merikh schlief nur noch auf der Couch und Revin war teilweise so abwesend das er begann gegen Wände zu laufen. Dazu kam auch noch das er bei jeder auch noch so kleinen Bewegung in seine Richtung zusammen zuckte und obwohl es jeden Tag etwas wärmer wurde, schien er sich immer mehr anzuziehen. Sein Vater war vor drei Tagen ohne auch nur ein Wort zu verlieren über Nacht abgehauen und Revin hatte erst durch seine Schwester erfahren das er wieder zu Hause war. Und auch wenn Revin sich wieder mit ihm vertragen hat, so schien er den Vampiren immer noch zu misstrauen, besonders Merikh, aber wer könnte es ihm nach dem Vorfall noch übel nehmen? Dazu kam auch noch das Merikh eine Tickende Zeitbombe ist und sie erst warten müssen das sie explodiert, bevor sie die Versieglung erneuern können. Das Hybriden Problem war in den Hintergrund gerückt und schien im Moment ihre letzte Sorge zu sein.
„Du müsstest die beiden Mal in der Schule erleben. Auch wenn sein Vater beschlossen hat Revin wieder aufzunehmen und das Rudel ihm langsam vergibt, so sind Revins ehemalige Freundesbeziehungen immer noch kühl und steinig und trotzdem steht er in der Pause lieber mit irgendwelchen Machos aus dem Rudel zusammen, als mit Merikh und auch im Unterricht schweigen sie sich förmlich tot." Hayden wusste das Merikh durch Revins Aktionen sich immer mehr die Schuld gab und so langsam tat es ihm weh seinen Freund so zu sehen. „Wir können nichts tun, nur hoffen das es besser wird." Sebastián zuckte mit den Schultern und stellte das dreckige Glas in den Geschirrspüler, bevor er sich das kleine Sofa in Hayden's Zimmer zu nutze machte. Auch Hayden sah seine Machtlosigkeit in dieser Situation ein und folgte dem hochrangigen Vampir in sein Zimmer. Er ließ seinen Blick noch ein letztes Mal zu, dem in die Leere starrenden, Merikh schweifen. Sein Freund saß schon seit zwei Stunden so da und reagierte auf kein einziges Wort welches man ihm entgegen warf.

...

Deprimiert schritt Merikh den langen Schulflur entlang. Seine Laune war am Boden und das Lehrer Gespräch welches er so spät am Nachmittag über sich hatte er gehen lassen, trug nur dazu bei, aber abgesehen davon raubten ihm die Kopfschmerzen seit einer Woche schon den letzten Nerv. Seine Kehle kratzte unerträglich und doch weigerte er sich einen Schluck aus der Flasche zunehmen. Es war egal wie oft die Stimme in seinem Kopf es ihm einreden wollte, er weigerte sich.
Der Schulflur war leer. Leerer als sonst, alle Schüler hatten bereits das Gebäude verlassen und nur noch in den unteren Etagen konnte er das Geräusch schwerer Fußschritte hören. Der schwarzhaarige konnte sogar seine eigenen Schritte widerhallen hören und doch, obwohl keine einzige Person in dem von Leuchtstoffröhren erleuchteten Flur zu sehen war, konnte sein sensibles Gehör in der Ferne Neue Stimmen Vernehmen. Langsam folgte er ihnen und versuchte krampfhaft das grauenhafte Summen der Lampen zu ignorieren. Die Stimmen begannen immer lauter zu werden und so langsam konnte er sie von einander unterscheiden. Das Gespräch bestand aus drei dominanten Stimmen und einer zitternden ängstlichen. Merikh begann sein Gang etwas zu beschleunigen und bog um die Ecke, doch was er sah, ließ sein Blut kochen. Drei gut gebaute und große Typen, alle stark nach nassen Hund riechend, trieben einen etwas kleineren und deutlich schmaleren Jungen zwischen den Spinten in eine Ecke, er sah wie die Hand des vorderen Jungen unter die Oberteile glitt und der Kleinere sich immer weiter an die Wand drückte. Nur um das bitterliche Schluchzer seine Lippen verließen. Und beim genaueren Hinschauen erblickte Merikh die leuchtend grünen Augen die ihn still anflehten, ihm zu helfen. Es waren die gleichen Augen die Merikh jeden Morgen erblicken wollte, wenn er seine eignen Aufschlug und es waren auch die Augen die ihn seit einer Woche mieden.
Pure Wut stieg in ihm hoch und sein Verstand schaltete aus. Sein Körper fühlte sich an als würde er kochen. Als würde sein Blut heiß werden und sein inneres verbrennen. Noch bevor er sicher stellen konnte das niemand in der Nähe war, stand er bereits hinter dem ersten Wolf und drückte ihm langsam die Luft ab. Die restlichen zwei wichen eilig zurück und sahen dabei zu wie ihrem Freund langsam die Knie versagten und er zu Boden sank. Er konnte sehen wie der Brünett begann panisch zu werden, seine Hände griffen nach denen des Vampires und versuchten verzweifelt sie zu lösen.
Ihm ging die Luft aus.
Gerade als der Wolf begann, mit den Armen um sich zu schlagen ergriff Revin Merikhs Hand und sah ihn flehend an. Langsam lockerte er seinen Griff und hinterließ nur einen fiesen Abdruck um den Hals des braunhaarigen. „Warum hältst du mich auf?" Merikh spürte wie die zarte Hand an seinem Gelenk zitterte. „Du hättest ihn umgebracht wenn ich nicht eingegriffen hätte." Merikh konnte sehen wie sehr Revins Körper zitterte. Der kleinere wollte schreien doch nur eine kraftlose Stimme schien seinen Mund verlassen zu wollen. „Sie sind der Grund warum du dich so aufgeführt hast, hab ich recht? Sie sind der Grund weshalb du bei jeder Berührung zusammen zuckst! Sie sind der Grund das du die Verbindung gekappt hast!" Seine Stimme wurde mit jedem Wort lauter, aber Revin antwortete nicht, er umschloss still das Handgelenk fester und trat näher an Merikh heran. „Sie sind der Grund warum du dich von mir fern gehalten hast, sie haben dir gedroht, oder? Sie haben dich berührt. Verunreinigt." Seine Stimme vibrierte vor Wut. Er konnte sehen wie der Damm in Revin brach und der Wolf sich schluchzend an ihn warf. Doch mit einmal stoppten seine Bewegungen. Mit aufgerissen Augen schaute er in die blassen Augen, die entschieden im Schatten der Kapuze leuchteten. Hektisch begann er jede freie Hautstelle des Vampires abzutasten. Seine Hände fuhren zu den Wangen des blassen Wesens, fühlten seine Stirn und ließ seine Hände verängstigt unter den Pulli fahren.
„Sie haben den Tod verdient!" Die verzehrte Stimme hallte wie ein Echo im Flur wieder. Schmerz erfüllte Klänge entflohen den Mäulern der Wölfe und sie sanken in die Knie. Zitternd fuhren Revins Hände zu Merikhs Herzen. Er konnte die Adern spüren die sich von der restlichen Haut abhoben. Aber das war nicht das was ihn beunruhigte.
„Du bist kein Mensch, aber du riechst nicht wie ein Wolf, deine Haut ist nicht die eines Vampires und deine Ausstrahlung passt nicht zu der einer Hexe. Also was bist du?" Der Wolf mit den Abdrücken die sich wie ein Halsband um seinen Nacken zogen, zwang die Worte schmerzhaft unter den zusammengepressten Lippen hervor. Verwirrt fuhr Merikh mit seinem Daumen über die restlichen Fingerspitzen doch er spürte keinen Unterschied zu anderen Tagen. Das einzige was er spürte waren Revins eisige Hände die über seinen Körper glitten. „Du bist eiskalt."
Revin wusste das das nicht die Wahrheit war, er hatte die widerliche Hand des Wolfes auf seiner Haut gespürt. Er schüttelte verzweifelt den Kopf und blickte mit Sorge in den Augen zu Merikh hoch. Seine Stimme zitterte mehr mit jedem Wort, welches seine Lippen verließ. „Ich habe normal Temperatur." Er atmete zittrig ein.

„Merikh, deine Haut fühlt sich an wie Feuer, du glühst!"

You before me [Boyxboy]Donde viven las historias. Descúbrelo ahora