Kapitel 20

561 33 0
                                    

Sobald das Wasser hoch genug war, um Revins liegenden Körper zu bedecken, stellte ich es aus. Noch konnte ich die Hitze des Wassers spüren, doch auch das würde sich ändern, wenn mein Körper sich seiner Temperaturen angepasst hat. Revin lag weiterhin auf meiner Brust und starrte gedankenverloren an die Decke. Sein Körper wurde wärmer und sein Atem ging ruhig, auch wenn sein Herz immer noch etwas schneller ging als es eigentlich sollte, daran war vermutlich jedoch ich Schuld.
Stille hatte sich über uns gelegt, sie nicht unangenehm, sie war nötig, um das wir beide in Ruhe Nachdenken konnten.
Es war erstaunlich wie viel sich innerhalb von zwei Wochen ändern konnte. Damals hab ich noch Papier Kügelchen, von dem Jungen in meinen Armen, gegen den Kopf geworfen bekommen. Nachdenklich begann ich durch die blonden Haare zufahren und erhielt dafür ein zufriedenes Geräusch. Vorsichtig drehte er seinen Kopf zur Seite und schaute leicht zu mir hoch, bevor er die glasigen Augen schloss. Ich spürte mittlerweile nur Revins warmen Körper auf mir, das Wasser hatte sich bereits etwas runter gekühlt und meine eigene Temperatur war soweit gestiegen das sie sich glichen. Ich weiß nicht wie viel Zeit verging bis Revin wieder seine Augen öffnete und mit einer Hand durch das, nun vermutlich kalte, Wasser fuhr. „Lass uns raus. Es doch bestimmt schon kalt oder?" fragte ich und erhielt ein langsames Nicken. Vorsichtig hielt sich Revin am Rand der Wanne fest, während ich hinter ihm aus der Wanne stieg und mich abtrocknete. Schnell band ich mit das Handtuch um die Hüfte, bevor ich Revin raus half. Zu seinem Glück konnte er schon wieder alleine stehen und sich abtrocknen. Also überließ ich ihn sich selbst und ging aus dem Bad um mir selbst Sachen anzuziehen. Ich suchte Revin auch noch mit zu kleine Kleidung raus und klopfte mit den Sachen in der Hand an die Tür. „Revin?" keine Antwort. Ich klopfte erneut. Immer noch keine Antwort. Besorgt öffnete ich die Tür, fand aber zum Glück schnell raus das Revin, meiner Befürchtung entgegen, noch nicht bewusstlos auf dem Boden lag, sondern die immer noch heilende Narbe im ganz Körper Spiegel traurig betrachtete. Das weiße Handtuch hing nur locker um seine Hüfte und entblößte die lange Narbe. Als die kalte Luft aus meinem Zimmer ins Bad strömte schien er meine Anwesenheit auch endlich zu bemerken. „Alles in Ordnung?" Er schaute mich nur traurig an und blickte dann zurück in den Spiegel. „Sie ist hässlich." Ich seufzte und ging vorsichtig zu ihm. „Ist sie nicht." Vorsichtig fuhr ich über die Narbe und reichte ihm die Kleidung. „Du solltest dich anziehen, sonst kühlt dein Körper wieder runter." Mit gesenkt Kopf half ich ihm in die Kleidung und zog ihm am Arm aus dem Bad.
„Es tut mir leid." Verwirrt drehte ich mich um und schaute ihn an. Die nassen Haare klebten an seiner Haut und sein Blick war weiterhin auf dem Boden gerichtet. „Was tut dir leid?" fragte ich sanft nach. Langsam ließ er meine Hand los. „Alles. Das du mein Mate bist, das jahrelange ärgern, einfach alles was ich dir angetan habe. Ich hab dir jahrelang nur Probleme bereitet und jetzt sollst du mir auf einmal alles verzeihen. Die Wahrheit ist...es war nicht wirklich eine Überraschung das du mein Gefährte wurdest. Schon seit fast fünf Jahren betrachte ich dich still aus meiner Ecke. Anfangs hatte ich vor es dir zu sagen aber etwas tief in mir hat mich davon abgehalten, also hab ich angefangen mich mit anderen zusammen zu tun und dich zu ärgern. Auch wenn es mir jedesmal schmerzte war es ein Weg die Gefühle zu verdrängen. Einmal in der 10ten Klasse, also ca vor zwei Jahren, habe ich einmal eine zerknülltes Papierstück an deinen Kopf geworfen und du hast es so wie jedes davor geöffnet, aber dieses Mal stand, im Gegensatz zu den anderen etwas drauf, ich hatte dir meine Liebe gestanden, aber du hast nur darauf geguckt als würde eine Beleidigung drauf stehen. Danach hast du es zerknüllt und weggeschmissen. In den Tagen danach hab ich immer wieder Zettel mit Botschaften nach dir geworfen, doch du hast keine mehr geöffnet und ich hab es aufgegeben. Ich hatte immer noch die Hoffnung es würde eines Tages funktionieren, denn trotz meines Benehmens warst du steht's freundlich zu mir. Aber auch diese Hoffnung hatte ich vor zwei Wochen begraben, als ich deine Vampir Seite entdeckt hatte. Meine Eltern haben mir von klein auf gesagt ich solle mir eine hübsche Wölfin raussuchen und Nachkommen zeugen, so das ich ein glückliches Leben leben könne. Darum hatte ich es so lang geheim gehalten, es ist nicht das ich dich nicht wollte, verdammt nochmal ich will dich schon seit fünf Jahren für mich allein haben, aber ich hab Angst, Angst vor dem Rudel, Angst vor den Konsequenzen, Angst vor meinen Eltern. Es wundert mich das du mich nicht hasst." Überfordert stand ich mit großen Augen da und konnte nur zu sehen wie Revin sein Herz vor mir ausschüttete und letztendlich in Tränen ausbrach. Mit stockenden und langsamen Schritten ging ich vorsichtig auf ich zu und schloss ihn in eine feste Umarmung. „Ich habe dich nie gehasst." war das einzige was ich gerade aus mir herausbekommen konnte. Ich fuhr ihm durch die nassen Haare, ich drückte ihn an den Schultern etwas von mir weg, so das er mich angucken musste. Seine Augen waren mit Schmerz und langer Trauer gefüllt. Ich wollte mir gar nicht vorstellen wie lange er mit seinen Gefühlen hatte allein kämpfen müssen. Ich wischte ihm die Tränen weg und kam etwas näher. „Ich...liebe...dich." die Worte verließen nur langsam meinen Mund, bevor ich ihn noch näher an mich ran zog und meine Lippen auf seine legte. Es dauerte nicht lang bis er zögernd und vorsichtig erwiderte. Ich spürte wie die Tränen immer noch seine Wangen runter liefen, während sich in mir ein ungewöhnliches Gefühl breit machte. Eine neue Wärme. Sie sollte nie wieder gehen, sie sollte für immer bleiben, sie sollte mir zeigen das ich nicht allein bin und es immer noch Personen gibt die mich lieben. Schnell atmend löste Revin sich. Durch die Unnötigkeit von Luft für mich, hatte ich erst jetzt gemerkt das sie ihm bereits ausgegangen war. Seine Lippen verformten sich zu einem sanften Lächeln und die Trauertränen verwandelten sich in Glückstränen. „Wieso hasst du mich nicht?" fragte er während er die Tränen mit seinem bereits durchnässten Ärmel wegwischte. „Ich weiß nicht, du hattest wohl schon immer etwas süßes an dir, etwas das es nicht zu ließ das ich dich hassen könnte." Ich platzierte noch einen letzten kurzen Kuss auf seiner Stirn bevor mir wieder etwas in Erinnerung fiel. Revin ließ mich los und ich ging schnell zu meinem Schreibtisch im Arbeitszimmer. Dort kramte ich in der Schublade rum, während Revin verwirrt neben mir stand. „Hab's." sagte ich triumphierend während ich ein Stück kariertes Papier auf den Tisch legte. Nach den erste drei Zeilen des Gedichtes schien Revin es zu erkennen. „Ich habe ihn nie weggeschmissen, dafür war das Gedicht zu schön. Du hast mich damit damals aufgeweckt und ich wusste nicht von wem er gewesen war, weil ich jedoch nicht glauben könnte das jemand mich jemals lieben könnte dachte ich es wäre ein blöder Scherz gewesen. Ich wollte ihn eigentlich wegwerfen konnte es aber nicht übers Herz bringen, er hatte auch mir etwas Hoffnung gegeben, aus Angst zu erfahren das es nur ein blöder Scherz ist habe ich die Zettel danach nicht mehr geöffnet, egal aus welcher Ecke des Raumes sie angeflogen kamen." Als Revin das Gedicht zu Ende gelesen hatte lächelte er in Nostalgie und lehnte sich gegen mich. „Ich damals so lang gebraucht bis es sich gut angehört hat, es freut mich zu wissen das all die Mühe doch nicht vergeben war." Vorsichtig legte er seine Lippen erneut auf meine und wir verweilten kurz so bis ein Klopfen uns beide auseinander schrecken ließ. Schelmisch lachend stand Hayden im Türrahmen. „Ich hab essen gemacht Turteltäubchen." Während ich ihm eine fiesen Blick zu warf lachte er nur und ging schon mal runter. Revin war rot angelaufen und entlockte mir ein Lachen, bevor ich ihn an die Hand nahm und die Treppe runter ging.

You before me [Boyxboy]Onde histórias criam vida. Descubra agora