Kapitel 43

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Still stand Merikh im Türrahmen seines Zimmers. Während Hayden immer noch mit der Untersuchung und Versorgung des Alphas beschäftigt war, hatte Revin sich in Merikhs Zimmer gesetzt und schien sich zu weigern es zu verlassen. Gedanken verloren stand er vor dem Fenster und blickte hinaus. Seufzend stieß der Vampir sich vom Türrahmen ab und schloss langsam von hinten seine Arme um Revins Körper. Und da war es wieder. Das kurze Anspannen seiner Muskeln, bevor er sich schlaff gegen seine Brust lehnte. „Weißt du, wenn du dich jetzt nicht mehr traust ins Wohnzimmer zu gehen, hätten wir ihn vielleicht nicht reinlassen dürfen." Zitternd ausatmend schüttelte Revin den Kopf. „Nein, ich wäre nicht besser als er, wenn ich ihn auf der Türschwelle hätte sterben lassen." Seine geröteten Augen spiegelten sich in der Fensterscheibe wieder. Merikh wusste nicht mehr was er sagen sollte, also blieb er ruhig stehen und schloss Revin enger in seine Arme. Auch wenn er nicht der Beste im verstehen von Emotionen war, so konnte er sich doch vorstellen, was das Wiedersehen in Revin ausgelöst hatte. Er hatte ganz leise die Schluchzer aus seinem Zimmer hallen hören. Auch seine Attacken in der Nacht waren nie unbemerkt an ihm vorüber gezogen. Merikh wusste nur nie was er tun sollte, wenn Revin schon so lange wartete das er eingeschlafen war, dann wollte er nicht von Merikh bemitleidet werden. Er schien aber auch nicht zu wissen das der Vampir jede in der Nacht vergossene Träne mitbekommen hatte. Er besaß von Natur aus einen leichten Schlaf und ohne diesen würde er vermutlich nicht mehr seinen Freund in die Arme schließen können. Schon mehrere Male war er nur knapp einem tödlichen Schlag entkommen, weil er durch ein leises Knacken aufgewacht war.

„Bist du Müde?" fragte er nach kurzer Zeit der eingekehrten, bedrückenden Ruhe, doch Revin schüttelte nur den Kopf. „Du machst dir Sorgen um ihn oder? Trotz allem was er dir angetan hat, machst du dir immer noch Sorgen." Ertappt wandte Revin seinen Blick von Merikhs Spieglung in der Fensterscheibe ab und Symbolisierte damit dem Vampir, dass er recht hatte. „Du bist zu sanft für diese Welt." Vorsichtig strich Merikh die kleinen Haare in Revins Nacken beiseite und drückte einen sanften Kuss in diesen. Er spürte wie der Wolf kurz in seinem Arm Hochsprung und sich dann schnell umdrehte um in Merikhs Gesicht zu blicken. Bei dem Ausdruck, welcher auf Revins Gesicht lag, musste der Vampir schmunzeln und fuhr dem Blondschopf kurz durchs Haar. „Wenn du mich schon so aus der Fassung bringst, dann geb mir wenigstens einen ordentlichen." Revins Blick war weiterhin zur Seite gerichtet und der Vampir konnte sehen wie er nervös mit seinen Händen spielte. Nach all der Zeit bekam er also doch immer noch leichtes Herzklopfen. Mit einem schelmischen Lächeln auf den Lippen lehnte sich der dunkle Haarige etwas nach unten und legte seine wunden Lippen auf die weichen des Wolfes. Es war kein fordernder Kuss, er wollte nichts von Revin im Gegenzug erhalten, er wollte nur das die grauenhaften Gedanken die ihn plagten für ein paar Momente verschwinden. Jedenfalls redete er sich das selbst ein. Er wusste das Revin sehr früh am Morgen aufgewachte war und seitdem nur von einer Stelle zu anderen lief. Er wusste auch das sein Körper noch lange nicht in der Verfassung war den Stress der Schulwoche und die immer noch anhaltende Schwächung einfach so zu verarbeiten. Der Wolf musste erschöpft sein, am Ende seiner Kräfte und trotzdem wollte er sich nicht eingestehen das ein paar Stunden Schlaf im gut tuen würden. Auch wenn Merikh es verwerflich fand seinen Freund zu hypnotisieren so war es doch zu seinem eigenen Wohl, oder?
Schnell schüttelte er seinen Kopf um die Gedanken los zu werden und blickte Revin tief in die Augen, so das dieser seinen Blick bereits nicht mehr abwenden konnte. Er sah wie die bernsteinfarbenen Augen langsam schwerer wurden und der Wolf stark mit seinem Körper gegen den Schlaf ankämpfte. Doch Schluss endlich hatte er keine Chance. Seine Augen fielen langsam zu und der schwache Körper klappte schlaff in seinen Armen zusammen. „Es tut mir leid, aber es ist nur zu deinem Wohle." flüsterte Merikh leise, als er die Schuldgefühle tief in seinem Kopf zu hören begann. Vorsichtig legte er den Körper auf seinem Bett ab und legte sich selbst dazu. Er zog ihn eng an sich ran und vergrub sein Gesicht in den flauschigen Haaren des Jüngeren. Auch er selbst war erschöpft, die zermalmenden Gedanken ließen ihn auch in den meisten Nächten keine Ruhe und langsam bildeten sich die Nachwirkungen auf seinem Körper ab. Müde schloss er die brennenden Augen und schlief mit Revin in den Armen ein.
...
Erst durch das leise Knacken der Treppe wachte er auf. Verwirrt blickte er sich um und sah die Sonnenstrahlen die bereits wieder durch sein Fenster fielen. Er konnte sich nicht an das letzte Mal erinnern an dem er durch geschlafen hatte. Langsam öffnete sich die Tür zu seinem Zimmer und ein paar fast schwarze Augen blickte vorsichtig hinein. „Du kannst reinkommen." Rief Merikh als er merkte, dass auch Revin Augen flatternd aufschlugen. Der Spalt seiner Tür öffnete sich weiter, doch Hayden trat nicht hinein. „Dein Vater ist aufgewacht, ich habe zwar die Untersuchung bereits abgeschlossen, aber vielleicht wäre es schlauer, wenn er euch alles erklären würde." Hayden hatte ihnen bereits wieder den Rücken zugedreht, bevor er noch schnell etwas hinzugefügte. „Ach ja und Sebastián ist angekommen." Schnell riss Merikh seine Augen auf und sprang hektisch aus dem Bett. Den Typen hatte er schon fast komplett vergessen. „Hast du ihn reingelassen?" rief er Hayden hinter her und zog sich ein neues Oberteil über. „Natürlich, ich bin doch nicht so lebensmüde und lass ein Mitglied des Rades vor verschlossener Tür stehen." Der Ältere seufzte und blickte abwartend zu Revin, welcher schon wieder in seiner eigenen Welt versunken, am Rande der Bettkante saß. „Alles wird gut, ich bin die ganze Zeit bei dir versprochen." Vorsichtig hockte sich Merikh zu ihm runter und legte eine Hand auf seine Wange, bevor er einen letzten Kuss auf seinen Lippen platzierte. Langsam schloss er eine Hand um das dünne Handgelenk und zog den Wolf auf die Beine. Tief atmete Revin einmal durch und setzte ein sanftes Lächeln auf. Die Treppe knackste mit jeder Stufe mehr und Revin verlangsamte seinen Schritt mit jeder Sekunde mehr. „Ich bin die ganze Zeit bei dir." wiederholt Merikh sich leise und schien Revin doch noch so viel vertrauen entgegenzubringen das seine letzten Schritte sich wieder beschleunigten.
Die Stimmung im Wohnzimmer war angespannt, auf dem Sofa saß mit grimmiger Miene der Alpha, an der gegenüberliegenden Seite stand ein um 20 jähriger Mann mit hellem braunen Haaren und fast schwarzen Augen unter denen noch ein helles blau durch schimmerte. Und wie es schien hatte sich Sebastián auch bereits an ihrem Blutvorrat zu schaffen gemacht. Einen blöderen Zeitpunkt um zu kommen hätte sich der Typ auch nicht aussuchen können. Traurig schaute der Brünett in den leeren Blutbeutel und wandte seinen Blick freudig zu Merikh. „Es freut mich dich mal wieder zu sehen, nur ich befürchte das mein timing nicht gerade das beste war. Hayden hat mich bereits über eure Situation informiert." Merikh warf einen grimmigen Blick zu Hayden rüber und welcher nur eilig den Blick abwandte. Seufzend rieb er sich über den Nasenrücken und stellte sich Revins Vater gegenüber. „Also was ist passiert?" fragte er direkt, erhielt jedoch nur einen misstrauischen Blick. Revin stand weiterhin, an Merikhs Arm gepresst, neben ihm. Er schien vor Sebastián auch nicht nur ein bisschen Angst zu haben. „Was. Ist. Passiert?" Fragte der Vampir, welchem deutlich schnell die Geduld ausging, erneut mit mehr Nachdruck. „Ich wurde angegriffen." Merikhs Laune sank weiter in den Keller, bei der nutzlosen Antwort. „Von wem?" „Einem Hybriden."

You before me [Boyxboy]حيث تعيش القصص. اكتشف الآن