Kapitel 41

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Revin nuschelte den Satz nur in Merikhs Halsbeuge, doch der Vampir konnte ihn gerade so verstehen. Sie wussten nicht wie viel Zeit verging, bevor Revin langsam den festen Griff um Merikhs Körper löste. Langsam streckte Merikh seinen Hals, um Revin einen sanften Kuss auf die Stirn zu platzieren. Der Wolf schien jedoch mehr zu wollen und fing seine Lippen ab um einen richtigen Kuss zu bekommen. Lass er sich vorsichtig wieder löste, sah er endlich wie die leidenden Gesichtszüge vom Gesicht des Vampires verschwanden und sich wieder ein bekanntes Lächeln auf seine Lippen legte. Langsam seufzte er und blickte Revin in die Augen. „Wie geht es dir? Schmerzt es noch sehr?" Er deutete auf die Bisswunde die nur von einem bereits Blut getränkten Verband bedeckt wurde. „Bis gerade eben nicht, jetzt jedoch wieder." Der eisige Geruch des frischen Blutes erfüllte den Raum und Merikh wendete seinen Blick schuldig zur Seite. „Mist, ich dachte es wäre schon wieder so gut wie geheilt gewesen, es muss aufgegangen sein. Zügig ging Hayden los und verschwand im Keller. Langsam näherte sich Merikh erneut Revin und schloss ihn in seine Arme. Bedächtig begann er die Verbände zu wechseln und das frische heraus tropfende Blut mit einem feuchten Taschentuch abzutropfen. Auch wenn Revin wusste das Merikh vorsichtig mit seinen Bewegungen war, so schmerzte es doch noch zu sehr, um das Wimmern zu unterdrücken. Augenblicklich zog sich die blasse Hand zurück und die roten Augen betrachteten ihn mit Mitleid. „Es tut mir leid, ich Versuch vorsichtig zu sein, aber ich befürchte das es gleich nicht besser wird." Mit einer kleinen Kopf Bewegung deutete er zu der Desinfektionsflasche die auf dem Tisch stand und Revin blickte ihm leidend entgegen. „Entschuldige, aber die Wunde ist tief und ich möchte nicht das sie sich entzündet." Verstehend lehnte der Blondschopf seinen Kopf an Merikhs Schulter und zog ein Oberteil weiter zur Seite, um es dem Vampir einfacher zu machen. So vorsichtig wie möglich begann er weiter die Wunde zu reinigen, während seine linke Hand sich in den zerzausten aschblonden Haaren vergrub um dem Wolf wenigstens etwas Geborgenheit zu schenken. Nach der Vernichtung einer ganzen Packung Taschentücher, begann Merikh ein Wattebausch mit Desinfektionsmittel zu befeuchten und trug es auf die klaffende Wunde auf. Es waren nicht nur zwei Einstiche die Revins Nacken zierten. Es war ein ganzer Gebissabdruck. Er hatte sich so sehr im Rausch verloren das er sogar mit dem Rest seiner Zähne zugebissen hatte. Der Biss reichte tief in den dünnen Körper und sah brutal aus. „Hör auf hin zu gucken und mach weiter, es brennt wie die Hölle und es muss nicht weiter hinaus gezögert werden." Entschuldigend fuhr er still fort und tupfte das brennende Mittel weiter in die Wunde. Seit dem ersten Moment in dem er seine Gefühle für Revin erkannt hatte, fürchtete er sich vor dem Moment in dem er die Kontrolle über seinen Körper und Verlangen verlieren könnte. Er hatte mir gehofft das dieser Tag nie eintreffen würde, doch es war passiert und das auch noch zu einer Zeit in der Merikhs Versieglung schwächelte und zu brechen drohte. Er war labil und Revin hatte Glück gehabt das es so glimpflich für ihn ausgegangen war, ein paar Wochen später und Merikh würde nun vielleicht nur noch einen schlaffen und leblosen Körper in den Armen halten. Ein paar Wochen später und das Schicksal der ganzen Umgebung wäre besiegelt gewesen. Gedanken verloren tupfte er weiter auf die Bisswunde, bis Revin seinen Arm langsam hoch hob. Schnell wurde Merikh in die Realität zurück geholt und Revin nahm ihm das leicht rötlich Wattebäuschen aus der Hand. „Entschuldige." wiederholte Merikh zum erneuten Mal.
Hayden's schwere Schritte kamen aus dem Keller und er kam zügig mit neuen Verbänden auf sie zu. Innerhalb von Momenten verband er Revins Hals und Schulter neu. „Merikh geh bitte nach oben und sorg dafür das deine Augen mal wieder eine normale Farbe annehmen, bei dem rot bekommt man ja fast schon Angst." überrascht blickte der ältere zu Hayden und verschwand eilig aus dem Raum. Verwirrt blickte Revin zum verbleibenden Blutsauger. Warum störte es ihn jetzt auf einmal?
„Ich muss mit dir etwas besprechen." Hayden's Stimme war ernst und auch sein Blick ließ das Lächeln auf Revins Lippen verschwinden. „Ihr wart in einer Hütte und seid dort auf Jäger getroffen hab ich recht?" Revin nickte langsam. „Merikh hat mir alles erzählt von den Nelken, bis hin zum Keller und den Jägern, aber da ist noch eine wichtige Sache die ich wissen muss." Hayden pauste und senkte seine Stimme. Sein Blick traf direkt in Revins Augen und ein Schauer fuhr durch seinen Körper. „Wie hat Merikh die Jäger getötet?" Revin wollte dich nicht an das Blutfeld erinnern. Er hatte versucht es so gut wie möglich zu verdrängen. „Ein Jäger starb an seinem Gift, ein anderer wurde glaube ich erschossen, einem zersprang der Kopf und der letzte..." Revin schwieg und versuchte seine Erinnerungen so zu sortieren das sie halbwegs Sinn ergeben würden. „...nach dem der letzte mir leicht ins Fleisch geschnitten hatte brach Merikh ihm beide Arme und danach wurde ich raus gebracht und Merikh verweilte nochmal fünf Minuten mit ihm in dem Haus. Ich habe keinen einzigen Schrei mehr gehört." Er sah wie Hayden nervös begann auf seiner Unterlippe herum zu kauen, eh er seinen Blick wieder vom Boden hob und Revin wieder ansah. „Es steht schlechter um ihn als ich vermutet hatte, er beginnt wieder mit seinen Opfern zu spielen." Hayden begann hin und her auf der Stelle hinter dem Sofa zu laufen. „Er hat mir mal gesagt das er wenn er die Kontrolle verlor früher immer mit seiner Beute gespielt hat, er hat sie lange und grauenhaft gequält. Erst als sie vor schmerzen nicht mehr reden konnten und die Schreie nicht mehr seine Ohren erfüllten brachen ihre letzten Minuten an. Erst als sowohl ihre Stimme als ihr Körper komplett zerstört waren begann er sich von ihren zu nähern. Du musst immer daran denken, sollte Merikh dir mal gefährlich werden, dieser Typ ist ein kaltblütiger Killer, der vor nichts halt macht und keine Polizei der Welt könnte ihn je fangen. Über die Jahre hinweg hat er gelernt seine Spuren perfekt zu verwischen. Allerdings kannst du dir diese Seite von ihm auch zum Vorteil machen. Anscheinend kann er bei dir sich noch halbwegs kontrollieren, sollte das auch weiter so bleiben bist du in seiner Nähe immer sicher und das könnte ein großer Vorteil, für dich, aber auch für uns sein. Angreifende Jäger hätten keine Chance mehr..." Hayden stoppte abrupt sobald er Merikhs Zimmertür Knacksen hörte. Mit seinen alten kühlen Augen kam er müde die Treppe runter. „Ich mach dir noch etwas zu essen warm und danach solltet ihr beide ins Bett gehen, morgen ist Schule und ich will nicht das ihr beide noch mehr wie Leichen ausseht."

Innerhalb einer Stunde lag Revin neben Merikh im Bett und drückte sich eng an den kalten Körper. „Ich möchte morgen nicht zur Schule, meine Freunde haben mich verstoßen, ich möchte nicht allein sein, nicht schon wieder." seine Stimme begann zu brechen und Merikh fuhr ihm beruhigend durchs Haar. „Schon okay, ich werde den ganzen Tag bei dir sein, versprochen, der Platz neben mir ist sowieso frei, du kannst dich neben mich setzen." Aus Revins Mund drang nur noch ein schwaches „Danke." bevor sich seine Augen schlossen und sein Atem langsamer ging. „Gute Nacht." flüsterte Merikh nur noch und platzierte einen letzten, sanften Kuss auf der Stirn des Wolfes.

You before me [Boyxboy]Where stories live. Discover now