Kapitel 1

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Der Schnee begann langsam vom Himmel zu fallen und deckte die Erde in einer weißen Schicht von Kälte ein. Nur egal wie viele Flocken auf meinen Körper traf, ich spürte sie nicht. Keine einzige von ihnen. Kälte gab es bei mir schon lange nicht mehr, mein Körper konnte nur noch zwischen normal und Hitze unterscheiden. Und trotzdem liebte ich es, wenn der Schnee langsam vom Himmel fiel, die Bäume um mich herum eindeckte und der Boden schon von einer dicken Schicht bedeckt war. Mit einem Lächeln ließ ich mich in den Schnee fallen und wurde langsam von diesem umschlossen. Meine kurzen schwarzen, gewellten Haare mit den weißen Strähnen, welche mir bereits bis über die Augen gingen, sogen sich mit dem geschmolzenen Schnee voll und wurden immer schwerer. Ruhig schloss ich meine Augen und genoß den Frieden der um mich herrschte, in den Bäumen zwitscherte immer mal wieder ein Vogel und die Wolken begann die Sonne frei zu geben. Ihre Strahlen erreichten meine Haut und ich konnte ihre leichte Wärme spüren.
Ein süßlicher Geruch fuhr in mich und sofort war mein Körper hell wach. Der Blut Geruch bereitete sich schneller aus als gedacht und erfüllte den halben Wald. Meine Kehle wurde trocken und die zwei Eckzähne wurden immer schärfer. Schwarze Adern begannen sich in meinen Augen zu bilden und die Iris färbte sich in einem scharlachrot. Mein Herz begann zu rasen und ein Knall erklang neben meinem Ohr und ließ fast mein Trommelfell platzen. Schnell schreckte ich hoch und sah eine wütende Lehrerin vor mir. „Merikh wenn du in meinem Unterricht schon nicht zu hörst, würde ich es sehr schön finden wenn du wenigstens wach bleiben würdest." schnauzte sie mich an, drehte mir dann aber den Rücken zu und ging wieder nach vorne an die Tafel. Blöde Kuh. Hat mich aus meinem Traum rausgerissen. Und trotzdem erfüllte der Blut Geruch den Klassenraum. Wahrscheinlich hatte sich jemand am Papier geschnitten oder sowas ähnliches. Der Geruch war nicht umwerfend herrlich, allerdings auch nicht abstoßend. Vorsichtig griff ich nach der Metallflasche in meinem Rucksack, nahm ein Schluck und hätte es fast wieder aus gekotzt. Scheiße schmeckt das widerlich. Ich holte ein Taschentuch raus und wischte sich den Mund ab.
Fuck Flasche mit Hayden vertauscht. Das dieser Vollidiot auch immer die falsche Flasche griff.
Mein Blick fiel auf die Uhr, Hayden hatte im Moment noch kein Unterricht also hatte ich noch eine Chance die Flasche zu tauschen. Schnell holte ich mein Handy raus und schrieb ihm schnell auf Klo zu kommen. Danach zog ich meine Kapuze enger und ließ die Flasche im Ärmel verschwinden. Laut knacksend schob ich den Stuhl nach hinten und ging nach vorne um mich bei der Lehrerin kurz abzumelden. Sie nickte nur, ich verschwand hinter der Tür und machte mir meinen Weg zum Klo. Zum Glück war es leer, so konnte ich mich nochmals kurz im Spiegel betrachten. Der lange Pulli verdeckte  so gut wie alle Muskel die ich besaß, so wie die schwarzen Haare, die Kontaktlinsen versteckten die weißen Augen und den Mund öffnete ich sowieso nur selten. Leise ging hinter mir die Tür auf und ein gut gebauter Junge mit einem leicht zerzausten Mittelscheitel, braunem Haar und fast schwarzen Augen kam rein. Trotz Hayden's nicht geringen Größe war ich immer noch ein Stück größer. Hayden hielt mir meine eigentliche Flasche hin und ich zog seine aus meinem Ärmel.
„Wie kann man nur so etwas widerliches Trinken?" fragte ich leicht gereizt, durch Hayden's nicht funktionierenden Wecker hatten wir beide verschlafen und mussten das Frühstück ausfallen lassen. „Das gleiche könnte ich dich auch fragen, ist dir das pur nicht viel zu stark, ich mein, einmal in der Woche muss es sein und ist dann auch mal schön aber jeden Tag?" „Ich brauch halt stärkeres Blut um meine Fähigkeiten unter Kontrolle zu halten, da reicht dein komisches mit Wasser verdünntes Zeug nicht. Am besten wäre es wenn es direkt aus der Ader kommen würde, dann könnte ich mir auch die Kopfschmerzen ersparen aber man kann nicht alles haben." „Scheiße bin ich froh das ich keine Fähigkeiten abbekommen habe." Es war sehr selten das ein Wesen Fähigkeiten bekam, natürlich brachten diese auch immer Nachteile mit sich. In meinem Clan besaß auch nur ich welche und manchmal wünschte ich, ich hätte sie nicht. Natürlich haben sie mir mehr Macht und eine höhere Position verschafft, aber diese hätte ich vermutlich auch ohne sie erhalten, wenn man mein Alter und generellen Status beachtet. Ich ließ meinen Blick kurz zur Uhr und dann wieder zu Hayden wandern. „Ich hab noch kurz Zeit aber musst du nicht wieder zu deinen coolen Freunden zurück?" allein beim Gedanken kam mir das Blut wieder hoch. Während ich mich zurückhielt um nicht aufzufallen und einfach in Ruhe leben zu können, genoss Hayden die Aufmerksamkeit in vollen Zügen. Durch sein gutes Aussehen hatte er es schnell zu den beliebten geschafft. So gut wie jedes Mädchen war hinter ihm her und während er an den langen Tischen in der Café sitzen musste und sich die Menschen sich nur so um ihn scharrten, wartete ich in den hinteren Ecken darauf das mein Leiden endete. „Die können warten, aber mal ehrlich, warum versteckst du dich in diesen Klamotten? Ich glaub nicht eine einzige Person in dieser Schule kennt, außer mir, dein Gesicht." „Ich möchte in Ruhe gelassen werden, ich hatte schon genug Aufmerksamkeit in meinem Leben." Hayden seufzte nur und fügte noch etwas hinzu bevor er die Toiletten verließ. „Vielleicht würde dann auch das mobbing aufhören." damit fiel die Tür laut zu. Kopf schüttelnd nahm ich mir meine Flasche und verließ das Bad wenige Sekunden später. Ich konnte noch sehen wie Hayden mit seinen Freunden auf der anderen Seite des Ganges stand und sie mit dem flüsterten begannen sobald ich in ihr Blickfeld fiel. Es war nervig aber mit der Zeit hatte ich gelernt es zu ignorieren, zu ihren und meinem Glück ist noch niemand handgreiflich mir gegenüber geworden.  Hayden ging zwar in die gleiche Stufe wie ich war aber deutlich jünger. Ich hatte  ihn vor 200 Jahren frisch verwandelt irgendwo in einer Seitengasse gefunden. Damals war er noch so unterwürfig und gehorsam gewesen, davon war jedoch mittlerweile nichts mehr übrig. Leise öffnete ich die Tür zum Klassenzimmer und setzte mich zurück an meinen Platz. Ich saß allein irgendwo ganz Hinten, es war ruhig hier und es war egal ob ich aufpasste oder nicht, meine Noten waren trotzdem gut und selbst wenn sie grottig gewesen wären, wäre das egal. Ich brauche keinen Job in der Menschenwelt. Ich war nur in der Schule um mir ein wenig die Zeit zu vertreiben und mich vor dem Rat zu verstecken. Sie nervten mich schon die ganze Zeit mit neuen Aufträgen, dabei wollte ich nur das Highschool leben nach holen welches ich nie hatte. Schrill erklang die Klingel und ließ mich genervt den Kopf auf den Tisch fallen lassen. Pausen waren fast noch schlimmer als Unterricht. Die Klasse war laut und es war überall zu viel Bewegung. Kurz nach dem die Lehrerin überhaupt ein Bein aus dem Raum gesetzt hatte flogen schon wieder die ersten Papier Kügelchen seitlich gegen meinen Kopf. Ich musste mich nicht einmal zur Seite drehen und zu wissen wer der Verursacher meines Problems war. Revin. Auch er war einer der Beliebten auch wenn nicht auf dem gleichen Level wie Hayden. Zu meinem Glück waren von den eigentlich sechs Leuten aus seiner Clique nur er und noch zwei weitere in meiner Klasse. Zu dritt waren sie zwar schon nervig, zu sechst jedoch deutlich schlimmer. Dazu schien ich auch noch ihr Lieblingsziel zu sein. Vorsichtig wendete ich meinen Blick zu ihm. Zerzauste straßenköterblond  Haare umrahmten sein Gesicht und fielen ihm Strähnen weise ins Gesicht, die bernsteinfarbenen Augen schauten mich mit einem nervigen Blick von Freude an. Eigentlich war er gut einen halben Kopf kleiner als ich, sein Ego schien jedoch deutlich größer zu sein. Bis zum Ende des Schultages sammelte ich alle Kugeln die ihren Weg gegen meinen Kopf fanden und schmiss sie weg als ich nach draußen ging. Zügig ging ich durch die Gänge und nach draußen. Heute war wieder einer der Tage an denen die Sonne sogar im Winter vom Himmel prallte. Eine Schneeschicht hatte bereits den Boden bedeckt und weitere kleine Kristalle rieselten noch von den Bäumen. Die kühle Luft war angenehm und linderte die Kopfschmerzen ein wenig. Schnell ging ich die Rundtreppe runter und verschwand vom Schulgelände. In einer Seitenstraße wartete ich dann auf Hayden welcher einige Minuten später erst auftauchte. Aufgrund unserer unterschiedlichen Status hielten wir Abstand und mieden einander so gut wie möglich. Schnell rutschte Hayden zum Beifahrersitz rüber und ich übernahm das Lenkrad. Den größten Teil der Fahrt beschwerte sich Hayden über seinen Tag. Durch sein noch nicht ganz so hohes Alter und noch mangelnder Erfahrung in manchen Dingen lid er immer noch an Kopfschmerzen durch die Sonne. Ich bog von der Hauptstraße ab und fuhr durch einen Schotterweg in den Wald hinein. Etwas abseits von dem Dorf, in welchem ein groß Teil meiner Vampire lebten, schaltete ich das Auto ab und stieg aus. Hayden folgte mir und ich schloss die Tür vom Garten der Villa auf. Ich hatte über die Jahre hinweg einiges an Geld gesammelt und anscheinend gut investiert, dazu bekam ich einiges an Geld wenn ich die drecks Arbeit des Rates machte. Meine Aufgabe war es die Vampire zu töten, welche die Regeln missachtet hatten. Eine eklige Angelegenheit, allerdings musste ich mich nicht um ihre Leichen kümmern und mit meiner Fähigkeit Blut zu kontrollieren ging es um einiges schneller. Dabei war es egal ob es mein Blut ist oder das von jemand anderen.
Leise schloss Hayden die Tür hinter uns und ließ sich auf die Couch fallen. Das Wohnzimmer mit eingebauter Küche füllte fast das komplette Untergeschoss aus. Abgesehen davon befand sich hier nur noch ein Bad und ein Arbeitszimmer, sowie ein Gästezimmer. Eine kleine Treppe führte dann ins erste Obergeschoss in welchem unsere Zimmer, jeweils mit Bad, sowie mein Arbeitszimmer und eine kleine Bibliothek war. Das ganze Haus war modern eingerichtet, auch wenn in der Bibliothek noch ein paar Artefakte und Requisiten aus vergangenen Jahrhunderten lagen. Vorsichtig setzte sich noch zu Hayden auf die Couch und schloss kurz meine Augen, während die Stimmen aus dem Fernseher erklangen und langsam leiser wurden.

You before me [Boyxboy]Where stories live. Discover now