Kapitel 14

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So schnell wie möglich stellte ich das Auto in der Nähe des Hauses ab und sprang raus. Ein nasses platschen erklang und sofort wurden meine Füße vom Boden angesaugt. Die Tage waren wärmer geworden und der Schnee begann zu schmelzen. Dazu hatte es die letzten Tage immer mal wieder in der Nacht geregnet und der Boden glich nur noch einer Pampe aus matschigem Schnee und dem darunter liegenden Grund. So gut wie möglich versuchte ich den stoppenden Boden zu ignorieren und irgendwie auszumachen wo Merikh sich befand. Nur leider unterdrückte er seine Aura so sehr das ich sie nicht spüren konnte. So blieb mir nur übrig zu raten. Eigentlich gab es nur drei Punkte an denen das Rudel Gebiet, einfach zu gängig, an unseres grenzte. Normalerweise war die Grenze von dicht wachsenden Bäumen versteckt und ein Kampf würde sich erschweren. Also blieben nur noch die drei Lichtung, die sich auf unserem Gebiet befanden, übrig. Ich versuchte mein hohes Tempo beizubehalten auch wenn mir bereits nach den ersten 100 Metern die Beine schwach wurden. In diesen Momenten verfluchte ich mich selbst immer das ich nie mit Merikh laufen ging. Für die letzten Male hatte ich immer eine Ausrede gefunden und diese fiel mir gerade zur Last. Zu meinem Unglück befanden sie sich auch nicht auf der ersten Lichtung und Merikh ging nicht an sein Handy, auch wenn das weniger überraschend war. Auf dem Weg zur zweiten Lichtung begannen meine Schritte bereits langsamer zu werden und meine Lunge begann zu brennen. Selbst wenn ich es rechtzeitig zu Merikh schaffe würde ich vermutlich nicht viel zum Kampf beitragen können. Zu meiner Erleichterung konnte ich aber bereits weit entfernte Kampfgeräusche und das Knurren der Wölfe wahrnehmen. Ein letztes Mal beschleunigte ich mein Tempo und brach erschöpft durch die dichten Büsche. Während ich die nassen Blätter aus meiner Sicht entfernen konnte und keuchend nach Luft rang, wich Merikh den vier Wölfen auf der Lichtung aus. Jede seiner Bewegungen sah elegant aus und war von Leichtigkeit geprägt. Während die Wölfe bei jedem ihrer Schritte das schmatzen des Bodens ertönen ließ konnte man bei Merikh nicht einmal sagen wann er den Boden berührte. Als würde er es jeden Tag mach sprang er über die Wölfe und wich ihren Zähnen aus. Immer wieder sprang er niedrig über die Lichtung und trotzdem erklang nie ein Geräusch. Doch auch wenn die Wölfe in der Überzahl waren, wirkten ihre Angriffe unkoordiniert und leichtsinnig. Während ich also erschöpft an der Seite stand wich Merikh seit bestimmt 40 Minuten immer wieder den Wölfe in einem hohen Tempo aus. Sein langer schwarzer Mantel, welchen er immer trug wenn er lange Spaziergänge einlegte um über etwas nach zu denken, schnellte Schwungvoll hinter ihm her. Auch wenn er definitiv nicht aus unserer Zeit war, war er immer noch makellos und noch nicht ein Tropfen des Matsches hatte ihn oder Merikh beschmutzt. Während ich langsam wieder zu Atem kam setzte Merikh seine Akrobatische Einlage fort. Die einzige Sache die mich verwirrt war die Tatsache das weder Merikh noch einer der Wölfe schwere Verletzungen am Körper trugen. Während der Vampire jedoch keine einzige aufwiesen so zierten mehrere Schnitte den Körper der Wölfe, diese waren jedoch nicht einmal tief genug um das Blut aus ihnen floss.

PoV. Merikh

Ich wusste das Hayden dort schon mehrere Minuten lang stand und mich einfach nur beobachtete. Vermutlich wusste er selbst nicht wie er die Situation einschätzen sollte. Während ich kurz in Gedanken versunken war hatte ich zu spät bemerkt wie ich beim ausweichen mich direkt in die Schusslinie von einem der andern Wölfe begeben hatte. Die ganze Zeit über hatte ich mich bemüht keine von ihnen zu sehr zu verletzen dieser ließ mir, im Moment, jedoch keine Wahl. Ähnlich wie Aeron vor wenigen Tagen stoppte ich den jungen Wolf in der Luft und beförderte ihn doller als gewollt zurück auf den Boden. Der braune Wolf wimmerte auf und der Rest ging einige Schritte zurück. Hayden schien durch das laute Geräusch aus seiner Trance zu Schrecken und kam nun endlich auch mal dazu. „Entschuldige." war das einzige was er raus bekam. Kurz bevor er noch etwas hinzufügen wollte stoppte ich ihn mit einer Handbewegung und stille kehrte ein. Während die Wölfe sich neu formierten und Hayden sich in Kampfbereitschaft begab, drang ein süßlicher Geruch durch den Gestank nach nassem Hund. „Er ist da." sagte ich und Hayden stellte sich wieder aufrecht hin. „Du meinst Revin oder?" Ertappt schreckte ich etwa hoch. „Du weißt Bescheid? Woher?" Ein leises Lachen kam von Hayden. „Revin hat deine Jacke getragen, also hatte ich ihn mir geschnappt und geredet." Ich antwortete nicht und wendete stumm meinen Blick zurück zu den immer noch knurrenden Wölfen. „Willst du darüber reden?" fragte Hayden vorsichtig. „Nein, ich muss das mit mir selbst ausmachen." Von ihm folgte nur noch ein stummes Nicken und ich hörte wie Schritte schnell näher kamen. Schon kurze Zeit später wurden die Blätter des Busches beiseite geschoben und Revin trat in menschlicher Form vorsichtig auf die Lichtung. Sein Atem ging schnell und seine Wangen waren gerötet. Sobald die Wölfe ihn sahen wanderte ihr Schwanz ganz schnell zwischen die Beine und ihr Rücken bildete einen Buckel. Revins Blick spiegelte Zorn wieder, bevor er jedoch die jungen Wölfe in Grund und Boden schimpfte atmete er tief durch und versuchte ruhig zu bleiben. „Könnt ihr mir mal erklären was das hier soll?" Ungeduldig tippte er mit seinem Fuß auf dem Boden rum und als nach zwei Minuten keine Antwort kam fuhr er fort. „Habt ihr eigentlich jeglichen Verstand verloren? Ihr schafft es doch nicht einmal es mit einem erwachsenen Wolf aufzunehmen, was habt ihr euch dabei einen was weiß ich wie alten Vampir anzugreifen?" Die Kinder wendeten ihren Blick zum Boden und unterwarfen sich förmlich Revin. Noch bevor er sich an mich wenden konnte sagte ich etwas das sein Herz einen Schlag überspringen ließ. „Ich will mit dem Alpha eueres Rudels reden!"
Revins Augen wurden groß und sein Körper begann leicht zu zittern, wenn auch nicht vor Kälte. Er schien sich jedoch schnell zu fangen und beauftragte die jungen Wölfe ihn zu holen. In Höchst Tempo sprinteten die Wölfe davon und Revin ließ sich geschlagen auf den Boden fallen. Stille kehrte ein und beim genauem hinhören konnte ich Revins kläglich unterdrücktes wimmern und Schluchzer wahrnehmen. „Entschuldigt mich ich werde meinem Vater etwas entgegenkommen, können wir uns an der eigentlichen Grenze Treffen?" Revin stand auf und drehte uns den Rücken zu. Seine Stimme zitterte leicht und er verschwand schnell in der Deckung der Büsche. Sobald der Wolf verschwunden war seufzte Hayden frustriert. „Das hält man ja nicht aus mit euch." Verwundert und überrascht schaute ich zu ihm. „Was hab ich den jetzt falsch gemacht?" „Nichts es ist nur diese bedrückende Stille. Was ist denn bitte dein Plan es tot schweigen bis du auf einmal nicht mehr sein Mate bist?" Leicht verzweifelt rieb ich mir die Augen. „Ich weiß es doch auch nicht." Kopf schüttelnd begann Hayden an mir vorbei zu gehen und ich folgte ihm. „Okay anderes Thema. Warum hast du die Wölfe nicht außer Gefecht gesetzt?" „Ich wusste ja das sie zu Revins Rudel gehören und wollte ihn nicht traurig machen." Hayden hob eine Augenbraue und stieß einen verzweifelten Seufzer aus. „Wie hast du dich gefühlt nach dem du ihn gebissen hattest?" „Grauenhaft, ich wollte es nicht und er muss starke Schmerzen erlitten haben und trotzdem hat er mich nicht gestoppt." „Hat dein Herz sich schmerzhaft zusammengezogen?" Ich nickte stumm und Hayden fing an zu lächeln. „Vielleicht bist du doch nicht so Gefühlskalt wie wir immer dachten." Hayden's Worte hallten in meinem Kopf wieder und meine Gedanken waren verworrener als zuvor. Fertig setzte ich mich auf einen großen Stein direkt an der Grenze und wir warteten auf Revin und den Alpha.

You before me [Boyxboy]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt