Kapitel 27

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Leider löste sich der Wolf schneller als gewollt aus meinem Griff und richtete sich gefährlich knurrend auf. „Och komm schon das hätte so eine schöne Nacht werden können." Zu meinem Unglück schien der Wolf nicht wirklich überzeugt und zu sein und setzte zum nächsten Angriff an. „Dann halt nicht." sagte ich noch bevor ich dem Angriff auswich und Revin am Nacken packte um ihn zurück auf den Boden zudrücken. Wäre es irgendein Werwolf hätte ihn ihn schon längst die Treppe in den Keller runterfallen lassen und abgeschlossen, aber das da drin war immer noch mein Freund und leider war mir meine Einrichtung auch zu schade um ihn irgendwo anders einzusperren. Wie ein wildes Tier zappelte er unter meinem Griff und machte mir das Leben nicht gerade einfach. „Oh, komm schon, hör auf zu kämpfen, du könntest es uns beiden so viel einfacher machen." versuchte ich es erneut in der Hoffnung irgendwie durchzukommen. Die Ohren des weißen Wolfes zuckten wie wild auf seinem Kopf herum. Vorsichtig stupste ich eins an und schaute belustigt zu wie es in die andere Richtung schreckte. Langsam ließ ich meine Hand über seinen Kopf gleiten und seine Bewegungen wurden sanfter. Verräterisch wedelte sein Schwanz freudig über den Boden und er wirkte mehr wie ein großer Hund, als der gefährlich Wolf der er noch vor wenigen Momenten war. Leise Griff ich nach dem größten Stofffetzen, den ich noch von meiner übergebliebenen Kleidung bekommen konnte. Langsam legte ich es auf seinen Kopf und fuhr mit meiner kraulenden Hand tiefer. Der Fetzen war zum Glück groß genug um sein Gesicht zu bedecken so das er die Einflüsse des Vollmondes nur noch etwas gedämpft spüren konnte. Es vergingen Stunden in denen ich nur auf dem Boden saß um ihn weiter zu beruhigen und ihn streichelte bis meine eigene Hand begann einzuschlafen. Gähnende schaute ich aus dem Fenster und konnte sehen wie langsam begann die Nacht zu weichen und hinter den Bäumen bereits die warmen Farben des Sonnenaufgangs strahlten. Das langsam erklingende Knacken läutete meine Erlösung ein und auch wenn jedes Geräusch tief in meinem Herz schmerzte so war es auch schön zu wissen das seine eigene Qualen vorbei waren. Langsam nahm sie Körper wieder die gewohnte Form an und errichtete sich stockend auf. Lächelnd zog ich ihm den Stofffetzen vom Kopf und wuschelte ihm durch die Haare. Ein Blick auf die Uhr verriet mir das keine Zeit mehr zum schlafen blieb. Seufzend erhob ich mich langsam um sowohl mir Kleidung neue Kleidung zu holen, als auch um Revin Sachen zu bringen die nicht nur aus Fetzen bestanden. Verwirrt stoppte ich als sich Revins Hand in mein Shirt krallte und er still den Boden betrachtete. Langsam begannen die Tränen von seinen Wangen auf den Boden zu fallen und dort kurz in ihrer Perlenform verweilten bevor sie zu einer kleinen Pfütze wurden. „Entschuldige,...das ich so eine Last..." noch bevor er seinen Satz beenden konnte stoppte ich ihn. Vorsichtig beugte ich mich zu ihm runter und ging vor ihm in die Knie um ihn in meine Arme zu schließen. „Hör zu du bist keine Last und warst es auch nie. Ich spüre diese ganze Verbindung nicht auf die gleiche Art wie du, ich habe dich damals an der Grenze aus eigenen Stücken gewählt. Mir waren die Konsequenzen und kommenden Probleme bewusst und trotzdem habe ich dich gewählt, glaubst du etwa ich hätte dich nur genommen weil ich Mitleid empfunden habe? Du löst in mir eine Wärme aus die ich noch nie in meinen Leben gefühlt habe." Vorsichtig nahm ich seine Gesicht und hielt es vor mich so das seine geröteten Augen keine andere Wahl hatten als mich anzuschauen. „Du bist das wichtigste was mir je in meinem Leben begegnet ist, dein Wohlergehen wird für mich immer über meinem eigenen stehen, Verstanden?" zitternd atmend wischte er sich die Tränen weg und nickte langsam, bevor er sich langsam nach vorne lehnte und sanft meine Lippen mit seinen verband. Es war kein fordernder oder lustvoller Kuss, er war eher schwach und kraftlos, vermutlich nutzte er seine letzte Energie um sich aufrecht zu halten, aber trotz alledem war es einer der schönsten Momente in meinem zu langen Leben, denn er war ehrlich, keiner spielte den anderen Gefühle vor oder versuchte etwas zu sein was er nicht ist. Revin versuchte nicht einmal mehr in der Schule sein falsches Bild aufrecht zu erhalten. Es schien als hätte er sich selbst ein kleines Stück mehr akzeptiert.
Langsam löste er sich und seine Lippen waren blutig, wund gebissen von den Schmerzen der letzten Nacht, sie waren rau und trotzdem würde ich sie immer wieder küssen. Mit meinen Daumen strich ich die letzten Tränen aus seinem Gesicht und ließ es langsam los. „Hast du Schmerzen?" Bei der lächerlichen Frage lachte er kurz und ließ das Lachen nicht von seinen Lippen weichen. „Mein ganzer Körper fühlt sich an als wäre man einmal drüber gefahren und hätte dann alles wieder mit einem Plaster zusammen geflickt und ich kann nicht richtig sitzen." Verwirrt schaute ich ihn schräg an. „Hab ich dich aus Versehen blöd runtergedrückt oder so?" Ein jämmerliches Lachen entwich ihm und seine Ohren spitzen färbten sich rot. „Nein, das ist nicht von der Nacht, das ist von der Zeit davor." „Oh." Es brauchte zwar kurz bis es klick machte, aber ich verstand was er meinte. Schwerfällig stand ich wieder vom Boden auf. „Ich hol dir neue Kleidung und guck mal nach Schmerzmitteln, ich bin mir sicher das Hayden noch welche hat." Kurz stoppte ich in meiner Bewegung als mir mein Kumpel wieder einfiel welcher eine ganze Nacht in der Wohnung zusammen mit einem Werwolf verbracht hat. „Ich hoffe der lebt noch." murmelte ich und ging die Treppe hoch. Wie erwartet stapelten sich verschiedenste Schmerzmittel in Hayden's Schrank. Bei vielen von ihnen hätte ich schwören können das man mit dem Namen einen Dämon beschwören könnte, ich griff einfach eine kleine Auswahl und trottete mit ihnen und einem Stapel neuer Kleidung die Treppe wieder zu Revin runter. Während er sich um zog, saugte ich schnell einen Beutel aus und befühlte zwei Flaschen. Dieses Mal darauf achtend Hayden's nicht zu verdünnen, denn wenn der Typ noch lebt würde er starkes Zeug brauchen.
Sobald Revin fertig war präsentiert ich ihm die Auswahl an Schmerzmitteln und er schien eins von ihnen zu kennen so das ich keine Entscheidung treffen musste. Schnell schluckte er die kleine Pille mit etwas Wasser runter und durchstöberte die Küche nach etwas essbarem. Seine Rettung war das Knäckebrot welches Hayden mal aus Versehen für eins seiner Dates gekauft hatte. Es war zum Glück des Wolfes auch noch haltbar und nicht so hart wie Stein. Leider hatte Ichmensch Gegensatz zu meinem Freund keine Sekunde Schlaf in der Nacht bekommen und meine Augenringe stellten dies unter Beweis. Schon beim Kontaktlinsen rein machen stach ich mir eher das Auge aus als alles andere. „Kannst du fahren? Ich hab Angst das ich einen Unfall baue?" fragte ich Revin und schmiss ihm meine Autoschlüssel zu. Leider ist der Akku meines Handys genau wie mein Schlaf Rhythmus Übermacht gestorben und ich konnte Hayden nicht nach seinem Ergehen fragen. Also blieb mir nichts anderes übrig als seine Flasche und ein paar der Schmerzmittel einzustecken und ins Auto zu steigen. Müde schloss ich die Augen und hoffte auf Stau um mir wenigstens ein paar Minuten Schlaf wieder zu holen und zu meinem Erstaunen wurden meine Gebete erhört. Durch unser verspätetes Losfahren kamen wir direkt in den Berufsverkehr rein und standen fast eine Stunde im Stau. Während Revin sich also über alles aufregte genoss ich meinen Schlaf. Eineinhalb Stunden verspätet kamen wir endlich an der Halle an und Revin weckte mich grummelnd.

You before me [Boyxboy]Unde poveștirile trăiesc. Descoperă acum