Kapitel 45

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Merikh war bewusst wie der Hochrangige Vampir reagieren würde, er wusste welche Wirkung seine Worte haben würden, aber er konnte ihn nicht anlügen. Sebastián hatte sein Geheimnis für hunderte von Jahren bewahrt, er war es ihm irgendwo schuldig gewesen diese Frage ehrlich zu beantworten. Wie erwartet schlug die Stimmung innerhalb eines Wimpern Schlages um. Die Luft schien schwerer zu werden und die Aura der zwei Hochrangigen Männer im Raum schienen Revin in die Knie zwingen zu wollen. Ängstlich krallte er eine Hand in Merikhs Oberteil und drückte sich etwas mehr gegen die harte Brust hinter ihm. „Alles wird gut, er wird dir nichts tun." Die dunkle Stimme war rau und für Revins Geschmack, deutlich zu nah an seinem Ohr. Ein kalter Schauer huschte seine Wirbelsäule hinunter und für eine Sekunde, stockte sein Atem. Revin war sich bewusst das Merikh nicht meinte, das der andere Vampir ihn nicht angreifen würde, sondern das er ihn früh genug unschädlich machen würde, bevor auch nur der erste Finger seine Haut berührt hätte. Wie ein Raubtier schauten die Weinroten Augen ihn an, es war als wäre der Wolf in die Rolle des Hasens verfallen. Immer wieder verließ nur ein zittriger Hauch seinen Mund und er versuchte immer mehr Sicherheit in dem Mann hinter sich zu finden. „Warum schaust du mich so misstrauisch an? Du kannst mir doch nicht erzählen das dieser Köter dir etwas bedeutet?" Sebastián war wütend, seine Logik hatte sich ausgeschaltet und er suchte nur noch nach jemanden auf den er seinen Hass lenken konnte. Und leider hatte er schon immer Werwölfe verachtet und blonde standen ganz oben auf seiner Liste. „Wenn du ihn auch nur berührest garantiere ich für nichts mehr." Die Warnung war klar und deutlich und glich mehr einer Drohung, doch Sebastián schien sich nicht beirren zu lassen. „Ach komm schon, ich hab ganz schön Hunger durch die ganze Aufregung bekommen und ich hatte schon so lange nichts mehr warmes." Mitleidig blickte Sebastián Merikh an und leckte sich einmal kurz über die Lippen. In Revins Augen spiegelten sich nur noch die blanke Panik wieder. Sollte Sebastián seine Zähne durch die dünne Haut des Wolfes stoßen, würde er schwer kranken werden oder sterben. Merikh wusste nicht wie das Gift anderer Vampire auf einen gebundenen Wolf wirken würde, aber er wollte es nicht herausfinden. Langsam stieß sich der Vampir von der Wand ab und kam bedrohlich auf sie zu gelaufen.

Verwirrt sah Revin dabei zu wie der Selbstsichere Gang des Vampires langsamer wurde und sich ein Schatten von Unsicherheit in den Pupillen des Mannes spiegelte, bis sie das ganze Auge einnahm. Er konnte sehen wie der Vampir begann in Panik zu verfallen begann und immer weiter zurückwich bis er wieder gegen die Wand stieß. „Was ist das? Das ist an-anders als da-damals! Dieser Bl-Blick... mit so einem Blutdurst hast du damals nicht geschaut." Jedes Wort drang zitternd aus seinem Mund und seine Augen wechselten wieder zu ihrer ursprünglichen Farbe. Seine Beine haben unter seinem Körper nach und er rutschte an der Wand zu Boden.
Todesangst.
Das war das einzige Wort, welches Sebastiáns Blick gerecht wurde. Langsam wanderte Revins Blick hoch zu Merikhs Gesicht und was er sah, ließ sein Herz die nächsten Schläge überspringen. Die hellroten Augen waren komplett verschwunden, um genau zu sein war sowohl seine ganze Iris als auch Pupille verschwunden, nur noch das Augenweiß kleidete die Leere Hülle wie ein Geist. Weiße Adern standen deutlich an seinem Hals hervor und seine Zähne waren gefletscht. Würde Merikh ihn nicht so beschützend in den Armen halten, hätte der Wolf schon längst die Flucht ergriffen. Sein Herz schlug schnell und er wand seinen Blick zurück auf den Boden. Er wusste nicht unter wie viel Selbstkontrolle Merikh noch stand, jede falsche Bewegung könnte ihn einen neuen Schmerz verursachen. Es war das erstmal das er sich abgrundtief vor dem Mann fürchtete, dem er sich komplett hingegeben hatte.

Der Körper des Wolfes spannte sich an. Merikh konnte spüren wie jeder Muskel sich unter seinen Armen zusammen zog und die erste Schnappatmung einsetzte. Er konnte spüren wie der Stoßartige Atem auf seine Haut prallte. Er hörte wie Hayden hinter ihm ein paar langsame Schritte zurückwich. Sogar die leichten Flügelschläge von den Vögeln die über dein Haus kreisten erreichten sein Ohr. Seine komplette Wahrnehmung war geschärft und die sensiblen Ohren begannen bereits vor über Stimulierung zu schmerzen, auch sein Fokus wechselte zu schnell im Raum hin und her. Unter höllischen Schmerzen legte er seinen dröhnenden Kopf auf Revins Schulter ab. Die Schweißperlen begannen ihm bereist die Schläfen runter zu laufen. Seiner Körper fühlte sich an als würde er vom Durst zerrissen werden.
Blut. Blut. Blut.
Es war der einzige Gedanke der noch in seinem Kopf war und er wiederholte sich immer und immer wieder.

Auch in Revins Kopf kamen diese Gedanken an. Sein Herz schlug immer heftiger gegen seine Brust und die ersten Tränen begannen seine Wangen runter zu rollen. „Sh, sh, shhh, nicht weinen, es wird nicht weh tun, du wirst es gar nicht spüren." Flüsterte der Vampir weiter in sein Ohr, während seine kalte Hand vorsichtig die Tränen weg wischte. Revin konnte spüren wie eine Zunge einmal über die verheilten Narben fuhr und auch wenn er wusste das es sein Freund war, schnellten Erinnerungen an seinem inneren Augen vorbei und er verfiel in Panik. Die Luft blieb ihm komplett weg und er wand sich hektisch in Merikhs Armen. Die Tränen rannen weiter unkontrolliert über seine Haut. Irgendwann löste der Vampir seinen festen Griff und ließ den Wolf langsam zu Boden sinken. Noch bevor Merikh auch nur versuchen konnte neu anzusetzen, drückte Hayden ihm ein Beutel in die Hand, welcher innerhalb Sekunden geleert war und Merikh bereit den nächsten in den Händen hielt. Insgesamt floss das Blut aus vier Beuteln seinen Hals runter eh er wieder zu Besinnung fand. Die Adern verschwanden und seine Augen kehrten zurück. Verzweifelt blickte er auf den, um Luft ringenden Revin, hinab und streckte langsam seine Hand nach dem panischen Körper aus. Seine Finger hatten noch nicht mal die weiche Haut berührt, als ein schwacher und luftiger Hauch aus den roten Lippen wich. „Fass mich nicht an." Erschrocken zog Merikh seine Hand zurück. Langsam ging er in die Knie und streckte sie erneut aus, nur um Revins Körper panisch Zucken zu sehen. Der Wolf war am zusammenbrechen. Sein Freund stand kurz vor einem Zusammenbruch und alles was er tun konnte war zuzusehen wie immer mehr Tränen aus den zusammen gekniffenen Augen flossen und Revin seinen Oberkörper fest umschlang, während er nach vorne gebeugt auf dem Boden hockte. Niemand bewegte sich, jeder von ihnen würde die Attacke nur verschlimmern, wenn er sich dem Labilen Wesen nähern würde. Merikhs Herz schmerzte und zerbrach als er sah wie sein Freund vor Erschöpfung auf dem Boden zusammenbrach und reglos liegen blieb. Er hatte nichts tun können, er hatte diese Attacke überhaupt erst ausgelöst, er trug die Schuld für diesen Zustand. Die Gedanken zerrissen sein inneres und egal wie sehr er versuchte sie zu verdrängen und seinem Freund zu helfen, so konnte er sich nicht bewegen. Kein einziger Muskel in seinem Körper wollte sich bewegen, sein Körper gehorchte ihm nicht mehr und seine Sicht wurde von den Stimmen in seinem Kopf immer schummriger. Aber trotz aller Gedanken die immer wieder kamen und ihm keine Ruhe schenken wollten, hob sich einer von ihnen heraus, er war lauter und präsenter. Er wurde immer und immer lauter und übertönte seine restlichen Gedanken. Diese zwei Fragen übertönten alles und stießen ihn fast in den Abgrund.
Bin ich zu weit gegangen? Habe ich ihn nun endgültig verloren?

You before me [Boyxboy]Onde histórias criam vida. Descubra agora