Kapitel 30

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Vorsichtig fuhr ich durch seine Haare, während er sich gegen meine Brust lehnte. Die Tür war zwar geschlossen, doch ich war mir sicher das Revin die Stimmen außerhalb hören konnte. Seine Hand schloss sich eng um sein Handgelenk und jeder Muskel in seinem Körper war angespannt. Langsam legte ich meine Hände über seine Ohren und schirmte ihn von den Geräuschen ab. „Willst du erzählen was passiert ist?" „Es war nichts Neues, nur ein weiteres Liebesgeständnis. Ich bekomm die wöchentlich, doch dieses Mal hat sie mehr Aufmerksamkeit auf uns gezogen, als es mir lieb war." gestand er und schaute auf sein nasses Oberteil. „Ich würde ja lügen und sagen das ich eine Freundin hätte aber dann würden sie Bilder sehen wollen, doch diese hab ich nicht, also muss ich es einfach weiter ertragen." Er seufzte und drückte seinen Rücken weiter gegen mich. Still verweilten wir im Raum und als der Tag sich dem Ende zuneigte ging Revin mit Aeron mit, auch wenn dieser sowohl ihn als auch mich keinen Blick würdigte. Auch Hayden schien sich noch nicht ganz mit dem Geschehen abgefunden zuhaben. Während der Autofahrt herrschte Stille, auch zu Hause verschwand er in seinem Zimmer bevor ich etwas sagen konnte, der Nächte morgen bildete da ebenfalls keine Ausnahme. Das erste Wort von ihm an dem Tag hörte war ein. „Kommst du?" als ich etwas zu lang vor dem aufgebauten und fertigen Bühnenbild stand. Langsam löste ich mich von meinen ehemaligen Entwürfen und ging mit einem leichten Lächeln mit Hayden zum Auto. Aeron schien sich langsam beruhigt zu haben und redete wieder die nötigsten Sachen mit mir, auch wenn ich seine durchbohrende Blicke in meinem Rücken fühlen konnte. So gut wie möglich versuchte ich es zu ignorieren, verabschiedete mich mit einem sanften Kuss von Revin und stieg ins Auto ein. Durch unsere Verbindung konnte ich bereits seine Worte in meinem Kopf hören, wenn wir uns beide anstrengten den anderen zu verstehen. Über die Autofahrt hinweg wurde Hayden wieder gesprächiger und plapperte mich voll. Aber all dies war mir deutlich lieber als das bedrückende anschweigen. Jedoch schien sein Bedürfnis mir alles zu erzählen größer zu sein als vermutet und als wir zu Hause ankamen bewegte sich sein Mund immer noch. Erst nach dem Abendessen schaffte ich es das Plappermaul los zu werden und wenigsten einige ruhige Momente in meinem Zimmer zu genießen. Für wenige Minuten schloss ich die Augen und genoss die Stille. Augenblicklich spannte sich mein Körper an und ein grauenhafter Schmerz schoss durch meine Seite. Ein erstickender Schrei erklang, durch den plötzlichen Schmerz, aus meiner Kehle. „Me...kh h...e..." Revins Stimme erklang trüb und undeutlich in meinem Kopf. Schnell versuchte ich den Schmerz zu vergessen und mich wieder auf seine Stimme zu konzentrieren. „Hilfe." erklangen nun deutlich in meinem Kopf. Mein Herz fiel für einen Augenblick. „Wo bist du?" fragte ich schnell während ich aus meinem Bett stolperte. „Rudel" War die kurzgebundene Antwort die ich erhielt. „Hayden pack Dein Medizin Zeug zusammen und komm zum Rudel, ich befürchte da geht etwas heftig schief." rief ich während ich die Treppe runter raste und mehr aus Reflex als alles andere meine Jacke griff, bevor ich aus dem Haus verschwand. So schnell wie noch nie rannte ich durch den Wald, es war ein Wunder das ich den Bäumen überhaupt noch ausweichen konnte. Skeptisch stoppte ich kurz an der Grenze, sah jedoch weit und breit keine Seele. Ohne weiter darüber nach zu denken übertrat ich sie und folgte Revins schwachen Geruch, welcher noch im Wald hing. Schnell kam ich dem kleinen Dorf näher und konnte bereits die schwachen Lichter durch die Blätter der Büsche hindurch schimmern sehen. So leise wie möglich schob ich die Blätter zur Seite und was ich sah, ließ mich rot sehen. Mit zitternden Körper, aber entschlossenen Blick stand Revin schützend vor einem deutlich jüngeren Jungen, während das Gewehr des Jägers auf seine Brust gerichtet war. Verwirrt blickte ich auf meine Hand als ich spürte wie das weiße Blut aus einer kleinen Wunde floss. Ich hatte sie so sehr geballt das ich mir mit meinem eigenen Nagel einen Schnitt in der Handfläche verpasst hatte. Keiner der umher stehenden Wölfe machte auch nur den Anschein irgendetwas zu unternehmen. Ich spürte wie das Blut in meinen Kopf schoss, wie sich meine Augen rot färbten, wie die Adern an meiner Schläfe sichtbar wurden, wie sich meine Zähne weiter schärften und verlängerten. Kurz gesagt wie der Fluch die Kontrolle übernahm. Ohne es überhaupt zu realisieren, erschien ich vor dem Jäger und brach ihm mit einem leichten Druck das Handgelenk. Zu meinem Horror erschien jedoch kein schmerzverzerrter Ausdruck auf seinem Gesicht, sondern ein breites, irres Lächeln. „Hahahah, perfekt beide Ziele auf einem Fleck, Gott scheint mir echt beizustehen, so viel Glück kann man doch gar nicht haben." freudig zog er mit seiner noch ganzen Hand eine kleinere Pistole und richtete sie gegen meine Stirn. „Sag auf Wiederseh..." er stoppte und schrie endlich in Schmerz auf als seine Hand der anderen folgte.
Nicht genug. Mehr. Er soll mehr schreien, am Rand des Todes um Gnade winseln.
Ich konnte das Blut riechen welches aus Revins Seite tropfte und es verbesserte die Situation in keinster Weise. Schnell ertönte das eklige Geräusch seiner brechenden Knochen, als die Rippen unter meinem Griff nachgaben. Langsam fiel er zu Boden, aber bettelte immer noch nicht um Gnade, stattdessen erklang seine furchtbare Stimme. „Doktor Williams wird erfreut sein zu hören das es dir gut geht, du warst immer sein Lieblings Zeitvertreib." erzählt er mit einem Lächeln auf den Lippen das die Klinge in meinem Ring fast schon automatisch auslöste und ich mit einem kleinen Schnitt in meinem Finger begann mein Blut in seinen Körper zu drängen. Ohne sein bemerken vermischte sich mein Blut mit seinem und die ersten Adern begannen sich zu bilden. „Der weiße Fluch, schon die kleinste Wunde gegen dich kann tödlich für einen selbst enden." Ich erkannte die Worte wieder, wie könnte ich sie auch nur jemals vergessen. „Williams ist Tod, ich habe ihn selbst getötet, er war infiziert." Sein Lächeln wurde breiter. „Bist du dir da so sicher." Weitere Wut stieg in mir hoch und ich ließ das Blut sich schneller in seinem Körper entfalten. Endlich schien er sein infizieren zu bemerken und versuchte aufzustehen um panisch auf Revin zu zu rennen, doch auch dies konnte ich mit einem schnellem Knack und zwei gebrochenen Schienbeinen verhindern. Trotz der Tatsache das er dem Tod entgegenblickte lächelte er. Und das war die Sache die mich so aufregte. Er sollte nicht Lächeln er soll schreien. „Ich hab keine Angst vor Feuer, ich stand schon oft genug in Flammen." Beim genaueren Hinschauen konnte ich Dutzenden Brandnarben, die seinen Körper zierten sehen. Doch mit einer Sache lag er falsch. „Oh das tut mir aber leid, ich befürchte du hast mich an einem ganz schlechten Tag erwischt. Flammen sind nicht mehr drin." sein Lächeln verschwand langsam, als er schreiend dabei zu schaute wie seine Finger sich schwarz färbten und von innen verkohlten. Es gab nichts mehr was ihn retten könnte. Endlich erfüllte sein schreien die Luft und ein eigenes Lächeln legte sich auf meine Lippen. „Dein Mate wird unser sein, sie werden so viele Jäger schicken das selbst du nicht gegen sie ankommst und wenn sie ihn haben wird ihm das gleiche Schicksal widerfahren, welches dir schon vergönnt war." Endlich verstummte er als sein Mund in Aschenform zu Boden rieselte. Es dauerte nur wenige weitere Sekunden ehe er unkenntlich gemacht wurde. Besorgt ging ich, wohl zu schnell, zu Revin. Er schreckte zitternd auf den Boden zurück und schaute mich mit einem angsterfüllten Blick an. Vorsichtig streckte ich meine Hand nach ihm aus, doch alles was er aus sich rauspressen konnte war. „Bitte tu mir nichts." Ruckartig spürte ich Hayden's Hand auf meiner Schulter. „Gib ihm kurz Zeit und beruhig dich selbst erst mal wieder, es ist kein Wunder das er Angst vor dir hat." Auch wenn sich mein Herz bei Hayden's wahren Worten schmerzhaft zusammen zog drehte ich mich um und ging etwas von den anderen weg. Ich konnte noch sehen wie Hayden begann die Wunden des Wolfes zu versorgen, bevor ich den Blick abwandte und mich auf meine Kontrolle konzentrierte.
„Deine Zeit tickt Alastor." hallte es leise durch den Wald oder vielleicht auch nur durch meinen Kopf, denn niemand sonst reagierte.

You before me [Boyxboy]Where stories live. Discover now